VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (IMAGO)

Rückblende, 9. Juli 2023, Zenith-Halle München-Freimann: Robert Reisinger (59) steht vor knapp 400 Mitgliedern oben auf der Empore und schiebt bei der MV alle Rücktrittsgerüchte zur Seite, die Tage zuvor aufgekommen waren. Er werde auf jeden Fall bleiben, stellte er klar: Mindestens bis 2025! Und wenn es die Mitglieder so wollen, vielleicht sogar noch länger.

Doch jetzt brodelt laut “AZ” erneut die Gerüchteküche um einen möglichen Reisinger-Rücktritt. Der Titel der Schlagzeile in der Samstagsausgabe: “Vorstandsbeben beim TSV 1860: Reisinger vor dem Rücktritt?” Die AZ fragte auch beim Ober-Löwen, der seit 2017 im Amt ist, nach. Seine ausweichende Antwort auf die Rücktrittsfrage: “Ich bin im Urlaub.” Nach db24-Informationen soll Reisinger im Golf-Urlaub in “Las Americas” sein. Auf weitere AZ-Nachfrage soll Reisinger gesagt haben, dass er nicht zurückgetreten sei.

Doch intern soll es auf Vereinsseite seit Monaten brodeln - der letzte große Höhepunkt: Reisingers Alleingang in der Sportdirektoren-Suche. Auf der MV verkündete er nach der Flucht von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zu Austria Klagenfurt lauthals: “Ich habe mich intern dafür ausgesprochen, eine starke Persönlichkeit zu installieren. In Kürze sollte 1860 wieder einen Sportlichen Leiter von Format haben.“

Wenige Stunden nach diesem Satz veröffentlichte db24 Reisingers Wunschkandidaten - Horst Heldt. Doch Reisinger konnte sich innerhalb des Klubs nicht durchsetzen. Man hört, dass die beiden Vize-Präsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger mit diesem Vorschlag nicht mitgehen wollten - anders als der Verwaltungsrat, der geschlossen hinter der Heldt-Idee gestanden haben soll.

Auch die HAM-Seite soll sich höchst irritiert gezeigt haben, als Reisinger wiederholt seine Muskeln spielen lassen wollte. Auch bei der Köllner-Entlassung soll der Ober-Löwe eine treibende Rolle gespielt haben, heißt es auf dem Flurfunk an der Grünwalder Straße 114. Ein Insider: “Wer es sich mit Reisinger verscherzt, hat ihn fünf Minuten später als Gegner. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.”

Soll Robert Reisinger als Präsident des TSV 1860 zurücktreten?

Umfrage endete am 08.09.2023 20:00 Uhr
Ja!
88% (6871)
Nein!
12% (913)

Teilnehmer: 7784

Zusätzliches Problem: Reisinger kann seit sechs Jahren kaum positive Ergebnisse in seiner Amtszeit vorweisen. Noch immer krebst der Traditionsklub in der Dritten Liga herum - und hat weiterhin ein massives Stadion-Problem. Der Profifußball des TSV 1860 ist mittendrin in der Verzwergung. Mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, dem 60 Prozent der gemeinsamen Fußballfirma gehören, gab es in seiner sechsjährigen Amtszeit kein Treffen. Einzig positiv: Die steigenden Mitgliederzahlen.

Nicht zu übersehen in den letzten Wochen: Vize-Präsident Hans Sitzberger sucht seit geraumer Zeit die Nähe zur HAM-Seite. Mit Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris wurde der Unternehmer bei diversen Testspielen Seite an Seite gesehen - das Verhältnis wirkt vertraut. Stimoniaris hat zuletzt auch im Löwen-Podcast “Radis Erben” bestätigt, dass sich HAM mit der e.V.-Seite in Gesprächen befindet. Ohne Ober-Löwe Reisinger? Überhaupt scheint Stimoniaris immer besser anzukommen auf der e.V.-Seite. Ob´s daran liegt, dass er seinen Hut für eine Kandidatur für den Verwaltungsrat in den Ring geworfen hat, ist nicht bekannt.

Interessierte Beobachter erzählen auch, dass sie Ismaik-Bruder Yahya am Rande des 2:0-Heimerfolgs über Waldhof Mannheim zum Saisonstart mit Schatzmeister Heinz Schmidt in der VIP-Alm gesehen haben. Beide sollen sich ohne Dolmetscher unterhalten haben. Beide sollen nicht den Eindruck vermittelt haben, dass sie sich nicht riechen könnten. Und Reisinger? Ist seit Wochen nicht mehr zu sehen.

Dagegen demonstrierten Schmidt und Sitzberger bei der 1:2-Heimpleite gegen Lübeck in der Ehrenloge Geschlossenheit - und normalerweise sitzt Schmidt immer in Block D auf der Haupttribüne. Unter den Fans. Doch zuletzt war alles anders.

Zuletzt bedankte sich Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik auf seinen Social Media-Kanälen für die Gastfreundschaft des TSV: “Was mich auch besonders positiv stimmt: Mein Bruder Yahya wurde bei seinem Besuch in München mit offenen Armen von Geschäftsführer Marc Pfeifer sowie den beiden Vize-Präsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger empfangen. So stellen wir uns ein gepflegtes Miteinander vor. Danke für diese Gastfreundschaft.”

Was ist, wenn Reisinger tatsächlich zurücktritt? Im Verwaltungsrat gibt es eigentlich kaum einen Kandidaten, dem man dieses vermittelnde Amt zutraut, am ehesten Bauunternehmer Norbert Steppe aus Altenmünster. Sebastian Seeböck, dem Interesse am Präsidenten-Amt nachgesagt wird, hat sich durch sein Anti-Ismaik-Plakat zu Arena-Zeiten selbst disqualifiziert.