VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

"Wir sind gut ins Spiel gekommen. Darum verstehe ich nicht,wieso man das Zepter aus der Hand gibt." Erklärte Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci kurze Zeit später in der Pressekonferenz nach dem 1:2 gegen Aufsteiger VfB Lübeck. Zwölf Stunden später bat der Italo-Schweizer zur Videoanalyse an der Grünwalder Straße 114 - und die Aufarbeitung dauerte rekordverdächtige 54 (!) Minuten. Es gab schließlich viel zu besprechen. Wir gehen in der db24-Einzelkritik noch einmal speziell auf die Leistungen von Jesper Verlaat & Co. ein.

Marco Hiller (Note 3): Durchmacht gerade einen positiven Wandel - bei den zwei Gegentreffern war ohne Schuld. Am Torwart lag’s nicht, dass der TSV seine erste Saisonniederlage kassierte.

Kaan Kurt (Note 4): Hielt sich über weite Strecken des Spiels zurück, dabei wäre seine durchaus vorhandene Offensivstärke wichtig gewesen, um die tiefstehenden Lübecker auszuhebeln.

Jesper Verlaat (Note 4): Leitete Guttaus 1:0 mit einem gewonnenen Zweikampf im Mittelfeld ein - doch seine Abwehrarbeit war dieses Mal risiko-behaftet. Nicht so souverän wie sonst. Der Kapitän schaffte es zudem nicht, die Kollegen mit seiner Mentalität anzustecken.

Leroy Kwadwo (Note 3): Bester in der Viererkette: Zwar diesmal nicht perfekt, aber immer noch gut genug für Sechzig!

Fabian Greilinger (Note 5): Großer Pechvogel des Spiels! Köpfte den Ball unbedrängt zum 1:1-Ausgleich ins eigene Tor, danach riss der Faden im Löwen-Spiel. Dieser Fauxpas sorgte nicht dafür, dass der explosive Niederbayer sicherer wurde. Und trotzdem: Von seinem Eifer können sich andere eine Scheibe abschneiden. Gab bis zur letzten Sekunde Vollgas.

Niklas Tarnat (Note 4): Ein paar nette lange Bälle, aber nicht so konsequent wie in den ersten beiden Spielen.

Manni Starke (Note 4): Zwei Spiele innerhalb von vier Tagen - das war nix für den Neuzugang aus Oldenburg. Anfangs konnte der 32-Jährige noch mithalten, baute dann aber immer mehr ab und wurde in der 70. Minute ausgewechselt.

Morris Schröter (Note 4): Nicht sein Tag! Konnte sich nicht wie gewohnt auf dem rechten Flügel in Szene setzen, auch weil die Anspiele fehlten, um seine Technik und Speed einzusetzen. Auch ihm fehlte die Frische.

Albion Vrenezi (Note 5): Begann forsch - aber als im Löwen-Spiel so gut wie gar nichts mehr funktionierte, baute auch der Münchner immer mehr ab. Feine Technik, klar - aber das Durchsetzungsvermögen war schon mal besser.

Julian Guttau (Note 3): War in der Anfangsphase großer Aktivposten und an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Folglich ging das 1:0 auch auf sein Konto. Warum ihn Trainer Jacobacci auswechselte, bleibt sein Geheimnis. Er begründete es, dass Guttau zu schlecht nach hinten gearbeitet hätte. Besser wurde es ohne Guttau jedenfalls nicht.

Joel Zwarts (Note 5): Hatte Pech, dass sein Abschluß nach wenigen Sekunden nach einer Sensationsparade von VfB-Keeper Klewins am Pfosten landete. Das war gleichzeitig auch sein Höhepunkt. Schaffte es im weiteren Verlauf des Spiels nicht, mit seiner körperlichen Präsenz dem Gegner den Schneid abzukaufen. Zwarts machte es den Lübeckern zu einfach. Trotzdem: Er wird am Ende mindestens auf 12 Saisontreffer kommen.

Marlon Frey (Note 4): Bemüht, nach dem 1:2-Rückstand und seiner Einwechslung eine gewisse Spielkultur bei 1860 reinzubringen - immer anspielbar und fleißig, aber leider auch wenig effektiv. Ganz schwach seine zwei Torabschlüsse. Das muss deutlich besser werden.

Fynn Lakenmacher (Note 5): Ein Abschlüßchen - mehr aber auch nicht. Will er zurück in die Startelf, muss er eine Schippe, wenn nicht sogar zwei, drauflegen.

Tarsis Bonga (Note 5): Ein Superkerl, der für dieses Spiel jedoch nicht die richtige Lösung war: Seine Stärken liegen im Konterspiel - und gegen die engmaschige Lübeck-Abwehr fehlten ihm aber die Mittel, um zu performen. Was er sich aber selbst zuschreiben muss: Immer wieder verzögerte er mit seiner Art, den Fußball zu interpretieren, das Offensivspiel des TSV.

Eroll Zejnullahu (Note 5): Wirkt irgendwie nicht austrainiert. Dass ihm kaum etwas gelingt, macht’s für ihn nicht einfacher. Muss zielstrebiger werden und sich vor allem auf dem Platz wehren.

Maurizio Jacobacci (Note 5): Diese Niederlage geht auch auf sein Konto: Die Systemumstellung nach dem frühen 1:2 wollte nicht greifen. Weil der Italo-Schweizer ein Perfektionist ist, wird er sich darüber am meisten ärgern und entsprechend entgegenwirken für die nächsten Spiele.