VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Holt sich 1860 mit dem früheren Bundesliga-Gesicht Horst Heldt wieder einen Status-Löwen ins Haus?

Die Möglichkeit ist da, den ehemaligen Löwen-Profi für sich zu gewinnen (db24 berichtete) - aller Voraussicht nach als Sportchef unter der Regie von Geschäftsführer Marc Pfeifer. Am Geld soll’s nicht scheitern: Heldt (53) soll bereit sein, sich für ein handelsübliches Salär zur Verfügung zu stellen. Nicht der ehemalige Publikumsliebling Benny Lauth, der vor vielen Monaten von der e.V.-Seite kontaktiert wurde und dem zunächst Honig um dem Mund geschmiert wurde, sondern jetzt eben Heldt ist der Auserkorene.

Präsident Robert Reisinger hatte auf der jüngsten Mitgliedversammlung verraten: “Ich habe mich intern dafür ausgesprochen, eine starke Persönlichkeit zu installieren. Aus verschiedenen Gründen hat die Nachfolge länger gedauert als mir lieb war. Die interne Debatte hat bald ein Ende. In Kürze sollte 1860 wieder einen sportlichen Leiter von Format haben.” Wir haben uns bei diversen Personen, die Heldt kennen, umgehört, wie sie das mögliche 1860-Comeback des früheren Nationalspielers bei 1860 bewerten.

Welche Note geben Sie der Entwicklung des TSV 1860 von 2017 bis heute?

Umfrage endete am 26.07.2023 08:00 Uhr
Note 5
33% (1681)
Note 6
31% (1581)
Note 4
15% (773)
Note 3
10% (488)
Note 2
5% (269)
Note 1
5% (248)

Teilnehmer: 5040

Meister-Löwe Fredi Heiß erklärt gegenüber db24: “Der Name Heldt würde die Löwen auf jeden Fall aufwerten - das steht außer Frage. Die Fans würden so eine Personalie natürlich für gut befinden. Ob Horst sich aber in der Dritten Liga auskennt, das kann ich nicht beurteilen, schließlich hat er bislang nur in den oberen Gefilden in Deutschland gearbeitet. Wenn er kommt, dann müsste er aber Hand in Hand mit Maurizio Jacobacci arbeiten.”

Trotz der Euphorie um Heldt sieht Heiß weiterhin große strategische Fehler des TSV 1860, was auch mit dem falschen Zeitpunkt des Sportdirektoren-Castings zusammenhängt: “Bei 1860 ist alles anders als bei einem normalen Fußballverein - für mich ist das ganze Konstrukt auf Zufall aufgebaut, so nach dem Motto: ‘Jetzt holen wir den Heldt - und dann läuft’s.’ Diese Denkweise sei nach dem Geschmack von Heiß ein Fehler. “Mich erinnert das schon wieder an Stückwerk”, kritisiert Heiß: “Jetzt hast du gerade mit dem Trainer den Vertrag verlängert und dann holt man den Sportchef, der möglicherweise ganz andere Gedanken hat. Mir fehlt bei 1860 in den Gremien die Fußball-Taktik und das Gespür, wie ich einen Verein aufstellen muss.”

Erst vor kurzem hatte Heiß gemeinsam mit Heldt Golf gespielt. “Wir haben dabei auch ein bisschen über 1860 geflachst. Aber rausgelassen hatte er damals nichts, dass er den Plan hat, zu 1860 zurückzukehren. Ich bin davon ausgegangen, dass er sich 1860 nicht antun wolle.” Sollte es mit 1860 wider Erwarten nichts werden, hätte Heiß einen anderen Vorschlag als Sportchef. Sein Name: Christian Hochstätter. Heiß: “Er lebt in Augsburg und versteht was von Fußball. Der brennt noch.”

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Auch Olaf Bodden, früherer Topstürmer des TSV 1860, nimmt gegenüber db24 Stellung zu den Gerüchten um zu seinen einstigen Mannschaftskollegen: “Für die Saison ist es fast schon zu spät, ein Kaliber wie Horst Heldt zu verpflichten. Klar, er hat langjährige Erfahrung. Aber wenn er diese Saison noch was verändern soll, ist es fast schon zu spät. Wenn Horst jetzt käme, kann er kaum noch seine eigenen Impulse setzen.”

Gleichwohl sagt Bodden auch: “Alles ist besser als Günther Gorenzel.” Allzu große Hoffnungen auf die neue Drittliga-Saison hat Bodden aber selbst mit der Heldt-Verpflichtung nicht. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir oben mitspielen werden. Daran ändert kurzfristig auch Horst Heldt nichts. Langfristig sollte es aber schon das Ziel sein, wieder Bundesliga zu spielen.”

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Ex-Präsident Peter Cassalette gehörte neben Hasan Ismaik zur 1860-Delegation, die im Sommer 2016 den früheren Schalke-Sportvorstand zu den zweitklassigen Löwen lotsen wollte. Gegenüber db24 sagt der Reisinger-Vorgänger jetzt: “Wir hatten uns mit Horst Heldt bei einem Londoner Italiener zu Gesprächen getroffen. Wir waren uns nach einem schönen Abendessen einig über sämtliche Vertragskonditionen und über die künftige sportliche Ausrichtung des TSV 1860.” Doch über Nacht kam es zu einem plötzlichen Sinneswandel, wie Cassaeltte verrät: “Am nächsten Morgen kam von der Heldt-Seite dann der überraschende Rückzug per SMS mit dem Hinweis, dass er den Vertrag nochmal nachverhandeln wolle. Weder Hasan Ismaik noch die e.V.-Seite haben dieses Geschäftsgebaren damals akzeptiert.” Deswegen glaubt Cassalette nicht, dass Heldt allzu großen Anklang in Abu Dhabi finden wird: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hasan dieser Personalie jetzt zustimmen wird. Reisinger könnte aber mit 50+1 Heldt durchwinken - das würde aber mit Sicherheit nicht zum besseren Betriebsklima beitragen.” Sollte Heldt auf Sportdirektoren-Ebene kommen, bräuchte es jedoch keine Zustimmung von Ismaik.