VON OLIVER GRISS

Klar, der Name Horst Heldt ist klangvoll für einen abgewirtschafteten Traditionsklub, der sich in seiner sechsten Drittliga-Saison mit Klubs wie Lübeck, Halle oder Ulm messen muss. Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Nach der öffentlichen Kritik der letzten Monate würden sich die Löwen aber gerne mit so einem Promi-Namen schmücken, um das eigene (beschädigte) Image aufzupolieren. Nachdem man lange Zeit das Gefühl hatte, dass der frühere Publikumsliebling Benny Lauth der vom e.V. Auserkorene sei, soll jetzt eben Heldt das neue Zugpferd werden. Vor einer finalen Einigung mit dem früheren VfB-Meister-Manager Heldt steht man nach db24-Infos aber noch nicht.

In der jüngsten Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag war Präsident Robert Reisinger in die Offensive gegangen und erklärte von 382 Zeitzeugen im Zenith: “Ich habe mich intern dafür ausgesprochen, eine starke Persönlichkeit zu installieren. In Kürze sollte 1860 wieder einen Sportlichen Leiter von Format haben.“ Format hat von den vier Kandidaten, die an der Grünwalder Straße 114 aktuell im Rennen sein sollen, ausschließlich Horst Heldt. Alle anderen sind von ihrem Status eher die Typen Zuarbeiter. Deswegen kann Reisinger nur Heldt gemeint haben. Und was ist in Kürze? Morgen, nächste Woche oder doch erst in ein paar Monaten? Und was auch Reisinger als Präsident wissen sollte: Die Kaderplanung bei 1860 ist in vollem Gange: Nach dem Salzburger Kilian Ludewig stehen weitere Neuzugänge vor dem Abschluss. Was sollte dann Heldt in diesem Transfersommer noch bewegen? Das Timing könnte nicht schlechter sein.

Und außerdem: 1860 geht in der Sportchef-Frage mal wieder den falschen Weg. Denn bevor nicht das wichtige Treffen mit Mehrheitgesellschafter Hasan Ismaik über die Bühne gegangen und ein nachhaltiges Konzept für die Löwen für die nächsten Jahre erarbeitet worden ist, macht es wenig Sinn, über Namen wie Heldt zu sprechen. Die richtigen Schritte wären prinzipiell: 1. Treffen mit HAM, 2. Ehrliches gemeinschaftliches Konzept mit Federführung e.V. ausarbeiten - und dann die offenen Stellen mit Leben füllen. Alles andere wirkt leider wenig durchdacht. Wenn das Konzept dann mal steht, sind auch Namen wie Heldt eine Bereicherung.