VON MARCO BLANCO UCLES, OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Fast zwei Monate ist es her, dass Günther Gorenzel das letzte Mal in der Öffentlichkeit gesprochen hat…

Seitdem der Sport-Geschäftsführer am 27. Februar neben Maurizio Jacobacci bei dessen Vorstellung als neuer Löwen-Coach auf dem Podium des Pressestüberls an der Grünwalder Straße 114 Platz genommen hatte, ist es ruhig geworden um den glücklosen Österreicher. Bei den Spielen nimmt der 51-Jährige nicht mehr auf der Bank Platz, sitzt seit seinem missglückten Intermezzo als Interimscoach der Sechzger - zwei Punkte aus vier Partien - bei Heimspielen in einem früheren Reporter-Häuschen auf der Haupttribüne, das zumindest beste Sicht garantiert. In der fast einen Monat (!) langen Nachfolgersuche für Michael Köllner machte Gorenzel eine unglückliche Figur. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurden er und Finanz-Geschäftsführer Marc Pfeifer inziwschen sogar abgemahnt - eine krachende Ohrfeige.

Stand Gorenzel in der Ära von Michael Köllner und auch zuvor bei Daniel Bierofka stets für TV-Interviews zur Verfügung, war dies seit der Installierung Jacobaccis überhaupt nicht mehr der Fall. Dabei gäbe es ausreichend Redebedarf mit dem Österreicher. Zwölf Spieler-Verträge laufen aus, dazu soll der Etat von rund 6,5 Millionen Euro auf circa 4,5 Millionen Euro gesenkt werden. Wie also bitte will der Löwe einen Kader ins Rennen schicken, der im Aufstiegsrennen der Dritten Liga mitmischen kann?

90466.jpg

Nochmal zur Ausgangslage: Anders als in den Vorjahren, als der Löwe sich zu diesem Saisonzeitpunkt noch im Aufstiegskampf befand, ist die Messe aus sportlicher Sicht bereits gelesen. 1860 wird erneut in der Dritten Liga spielen und zudem auf die wertvollen Einnahmen aus dem DFB-Pokal verzichten müssen. So bitter das auch ist: Es bleibt genug Zeit, am Löwen-Kader der Zukunft zu basteln. Was nicht bedeutet, dass Sechzig die Zeit nicht so langsam davonläuft. Kommende Woche beginnt der Mai, die ganz heiße Phase der Saison-Vorbereitung läuft.

Bislang gibt es nur bei wenigen lange ungeklärten Personalien Klarheit: Marco Hiller und Phillipp Steinhart bleiben bis 2025 beziehungsweise 2024 an Bord aufgrund Klauseln in ihren Verträgen. Zudem beendet Kapitän Stefan Lex seine Karriere, wird den Sechzgern jedoch in einer anderen Funktion erhalten bleiben - möglicherweise sogar als Gorenzel-Assistent. Nach wochenlangen Verhandlungen ist mittlerweile auch die Trainer-Frage geklärt. Jacobacci - vier Siege, zwei Unentschieden, drei Niederlagen - trainiert den Löwen auch in der kommenden Saison.

Fragt sich nur: Mit welchem Personal? Einer, der unter dem Italiener extrem aufgeblüht ist, ist Jo Boyamba. Beim Flügelspieler stehen die Zeichen auf Trennung, er soll nach db24-Informationen noch kein offizielles Vertragsangebot von Gorenzel vorgelegt bekommen haben. Bei Yannick Deichmann stehen die Chancen 50:50, dass er Sechzig erhalten bleibt. Eine weitere brisante Personalie: Marius Wörl. Der 19-Jährige ist heiß begehrt von anderen, höherklassigen Klubs. Wörl, der enttäuscht darüber gewesen sein soll, im Frühjahr wochenlang nicht für die Profis auflaufen zu dürfen, möchte vor allem eines von den Löwen aufgezeigt bekommen: Perspektive. Schwierig in einem Klub, in dem es so viele ungeklärte Fragen wie lange nicht mehr gibt.

Gorenzel hat eine Herkulesaufgabe vor sich. Der Geschäftsführer plant seine sechste Löwen-Saison in Folge. Das große Ziel, der Aufstieg, gelang unter seiner Regie noch nicht. Er blieb bislang den Beweis schuldig, dass er das Auge und auch die Qualität hat, einen stressresistenten und aufstiegsreifen Kader zu formen beziehungsweise richtig nachjustieren zu können.

Wie groß ist Dein Vertrauen noch in Sport-Chef Günther Gorenzel?

Umfrage endete am 10.05.2023 08:00 Uhr
Klingt zwar hart: Aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass wir mit ihm Erfolg haben!
87% (4168)
Groß! Gorenzel ist der Richtige für 1860!
13% (612)

Teilnehmer: 4780

Fraglich, ob es ausgerechnet kommende Spielzeit mit einem geringeren Etat klappen wird. Der Vertrag Gorenzels endet im Sommer 2024, verlängerte sich zum Jahreswechsel automatisch. Vor der aktuellen Saison war eigentlich klar: Gelingt dem Duo Köllner/Gorenzel der Aufstieg nicht, müssen die beiden Hauptverantwortlichen ihren Posten räumen. Bei Köllner längst geschehen, bei Gorenzel nicht. Der Österreicher erhält eine weitere Chance. Ob er sie dieses Mal nutzen kann? Auflösung folgt.

90467.jpg