VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Unterschiedlicher könnten die Vorzeichen kaum sein…

Während es für die Löwen im Duell gegen Bayreuth (heute, 14 Uhr, db24-Ticker) sportlich um nichts mehr geht, steht den Oberfranken das Wasser bis zum Hals. Vier Punkte fehlen der SpVgg zum rettenden Ufer, nur noch sechs Partien bleiben, um die nötigen Zähler für den Klassenverbelib zu holen. Ein schwieriges Unterfangen. Wir haben Bayreuth im Vorfeld des bayerischen Duells auf Giesings Höhen einmal genauer unter die Lupe genommen.

Niederlage gegen Halle als Genickbruch im Abstiegskampf? Es war eines dieser im Fußball oft zitierten Sechs-Punkte-Spiele. Am vergangenen Wochenende empfing Bayreuth als Tabellen-17. den 16. aus Halle. Mit einem Heimsieg wären die Altstädter am HFC vorbeigezogen und auf einen Nicht-Abtsiegsplatz gesprungen. Es kam bekanntlich anders: Die Oberfranken unterlagen vor heimischem Publikum mit 0:1. Statt zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone hat man nun vier Zähler Rückstand - bei einem um 22 Treffer schlechteren Torverhältnis - auf Halle und Rang 16. Besonders bitter: Der Siegtreffer fiel nach einem individuellen Fehler der Bayreuther, in der zweiten Halbzeit vergab man beste Möglichkeiten auf den Ausgleich.

Resignation? Im Gegenteil! Auch wenn die Pleite gegen Halle zweifelsohne ein herber Nackenschlag für die SpVgg war: Aufgegeben haben sich die Oberfranken deshalb noch lange nicht. So erklärte Mittelfeldspieler Benedikt Kirsch nach der Partie am “Magenta”-Mikrofon: “Es sollen uns ruhig alle abschreiben. Wir haben noch sechs Spiele, da müssen wir zusammen mit unseren Fans alles reinwerfen und die vier Punkte Rückstand aufholen. Wenn das einer schafft, dann wir.” Sein Trainer Thomas Kleine schlug in dieselbe Kerbe: “Es sind noch 18 Punkte zu holen, und wenn jemand zurückkommen kann, dann sind wir das. Wir sind eine Truppe, die dann zurückkommt, wenn keiner damit rechnet.”

Bei Abstieg würde vieles bei der SpVgg auseinanderbrechen: Bis auf Torhüter Luca Petzold verfügt kein einziger Bayreuther Spieler über einen Vertrag für die Regionalliga Bayern. Die Mannschaft würde sich komplett verändern, die ohnehin kaum profihaften Bedingungen könnten kaum aufrecht erhalten werden. “Genau das muss den Jungs klar sein. Sie kämpfen hier um ihre eigenen Arbeitsplätze und um das, was außenrum als zartes Pflänzchen gewachsen ist”, betont Sport-Geschäftsführer Michael Born im Interview mit dem “Kurier”. Wie bei den Löwen auch bezahlt der Klub derzeit zwei Geschäfstführer. Auch das würde sich im Abstiegsfall ändern, erklärt Born: “Es ist ja völlig ausgeschlossen, dass du in der Regionalliga mit zwei Geschäftsführern wirst arbeiten können.” Ohne Frage: Es steht viel auf dem Spiel bei der SpVgg.

Ex-Löwe Weber nach Skandal-Auftritt wieder im Kader der Oberfranken: Ende März sorgte der Ex-Kapitän des TSV 1860 außerhalb des Platzes für negative Schlagzeilen: Der 28-Jährige war am Rande eines Eishockeyspiels mit obszönen Gesten gegenüber Stadionbesuchern aufgefallen und hatte anschließend ein Handgemenge mit mehreren Polizeibeamten. Bei Weber wurden über drei Promille im Blut festgestellt. Wenige Tage nach dem Vorfall begnadigte die SpVgg ihren Abwehrspieler, nachdem Weber an die beiden betroffenen Eishockeyvereine Geld gespendet hatte sowie sich in Therapie begab, um den Vorfall aufzuarbeiten. Gegen Halle wurde der langjährige Löwenspieler eingewechselt und könnte im Grünwalder Stadion möglicherweise sogar in die Startelf zurückkehren.

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Zwei Bayreuther mit einer langen Löwen-Vergangenheit: Markus Ziereis (l.) und Felix Weber.

Bayreuth weiß, wie man die Löwen schlägt: Ende Oktober reiste der Löwe als Tabellenzweiter und großer Favorit nach Bayreuth. Die SpVgg bewies, was mit Leidenschaft und Herz möglich ist, entzauberte 1860 und siegte völlig überraschend mit 1:0. Damit nicht genug: Wenige Tage vor Weihnachten trafen beide im Rahmen eines Testspiels an der Grünwalder Straße 114 erneut aufeinander. Die Löwen erwischten defensiv einen rabenschwarzen Tag und mussten sich nach 120 Minuten Bayreuth verdient mit 2:4 geschlagen geben. Sechzig ist also gewarnt vor der Qualität der Oberfranken. “Wir haben gegen Bayreuth noch etwas gutzumachen, zweimal gegen sie verloren”, betont Jesper Verlaat.

Zahlreiche Bayreuther kehren an ihre alte Wirkungsstätte zurück: Der ein oder andere Bayreuther Akteur wird beim Warmmachen am heutigen Samstag einen genauen Blick auf die Tribünen des Grünwalder Stadions werfen und dabei das ein oder andere bekannte Gesicht wiedererkennen. Immerhin trugen bereits sechs Akteure der SpVgg in der Vergangenheit das Löwen-Trikot: Moritz Heinrich, Jann George, Nico Andermatt, Markus Ziereis Felix Weber und Tobias Stockinger. Zeit für Nostalgie bleibt allerdings keine: Die Bayreuther kämpfen ums nackte Überleben!