VON OLIVER GRISS, IMAGO UND FOTOS (PRIVAT)

Rudi Brunnenmeier war eine Legende bei 1860, eine Identifikationsfigur sowieso. Aber vor allem: Torjäger vom Dienst. 66 Bundesliga-Tore erzielte das Kraftpaket für die Löwen, Vermutlich ein Rekord für alle Ewigkeit, denn ob die Blauen jemals wieder Erstliga-Luft schnuppern werden, steht in den Sternen.

Brunnenmeier, der sogar die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führte, feierte auch recht gern. Er stürzte ab. Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser steckte ihm in den 90er Jahren und frühen 2000er Jahren immer wieder Geld zu, damit der Rudi überleben konnte. Auch eine Ehrenkarte für die Heimspiele der Löwen bekam Brunnenmeier natürlich.

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Als Brunnenmeier dann am 18. April 2003, also heute vor 20 Jahren - mit 62 Jahren an Krebs verstarb, war es auch Wildmoser, der ihm eine würdige Grabstätte am Ostfriedhof verschaffte. Über 4000 Trauergäste – darunter alle früheren Mitspieler und viele ehemalige Kontrahenten des FC Bayern (u.a. Franz Beckenbauer) – begleiteten den Olchinger auf seinem letzten Weg und hörten die Worte des Pfarrers: „Die ihn in den Himmel gehoben haben, haben ihn aus dem Auge verloren. Wir sollten uns Rudi Brunnenmeiers Schicksal immer vor Augen halten und daraus die Botschaft ableiten: Spielt Euer Leben so, dass Ihr stets guten Gewissens Euer Spiel aus der Hand geben könnt.“

Der große Brunnenmeier ist bis heute in der großen Löwen-Familie nicht vergessen. Sein Neffe Michael Brunnenmeier pflegt das Grab seit Jahren, nachdem die Schwester von Ex-Löwen-Profi Datschi Seelmann zunächst mit dieser Aufgabe betraut war. Gestern war der Olchinger an Rudis Grab, um es für dessen 20. Todestag aufzuhübschen. “Ich bin alle zwei Wochen am Grab, um es zu pflegen. Ich habe den Vertrag gerade um zehn Jahre verlängert - 700 Euro”, erzählt der 42-Jährige gegenüber db24.

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Das Geld ist es ihm wert. “Der Rudi war ein ganz besonderer Mensch. Sechzig war sein Thema. Immer. Zu jeder Zeit”, erzählt er. Auch heute werde Michael Brunnenmeier des Öfteren auf seinen prominenten Nachnamen angesprochen. “Besonders in Olching”, sagt der Löwen-Fan, der dem Rudi verblüffend ähnlich sieht. Welche Erinnerungen er noch an den Löwen-Helden hat? “Mei, der Rudi war immer gut drauf. Ich hatte ihn mal gefragt, ob er irgendwas bereue in seinem Leben. Er sagte mir: ‘Nein, gar nix! Es war alles schee.’” Das war der Rudi. Erst gefeiert, dann gefallen.

Besonders stolz ist Michael Brunnenmeier auf ein Vermächtnis seines bekannten Onkels. Als das Schillercafe am Hauptbahnhof für immer seine Pforten schloß, bekam er von Besitzerin Andrea Langwieder aus dem Inventar Rudis Fußballschuhe und ein unterschriebenes Trikot der Löwen-Legende überreicht. “Das sind echte Souvenirs - die haben bei mir einen Ehrenplatz”, so Brunnenmeier.

Brunnenmeier hat nie selbst Fußball gespielt (“Das war nicht meins”), Anhänger der Löwen ist er aber trotzdem. “Ich finde es sehr traurig, dass man in der Stadt München kaum noch was von 1860 findet - klar, der Fanshop beim Hofbräuhaus, aber das war’s dann auch schon. Das war früher anders.”

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Was ihn zudem stört, ist die Undankbarkeit des Klubs. “Es nervt mich, wie man mit Menschen umgeht, die für 1860 etwas geleistet haben: Nehmen wir das Beispiel Wildmoser. Der hat sich den Arsch aufgerissen für diesen Klub - oder auch Sascha Mölders. Ich mag dieses Verhalten überhaupt nicht, das ist nicht das, wofür Sechzig eigentlich stehen sollte.” Seine Mitgliedschaft hat er aus Zeitgründen zurückgegeben, eine Dauerkarte hat er auch nicht. Dennoch hofft er, dass sein Klub eines Tages wieder höherklassig Fußball spielen wird: “Die Zweite Liga schaffen wir auf alle Fälle.”