VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

In der 82. Minute holte Günther Gorenzel (51) seinen Königstransfer Raphael Holzhauser vom Platz - es dürfte sich für den österreichischen Neuzugang wie eine Erlösung angefühlt haben, denn dem bundesliga-erfahrenen Akteur (früher u.a. VfB Stuttgart und FC Augsburg) gelang beim 2:2 in Oldenburg kaum etwas. Alibi-Pressing, fast ein Fremdkörper im Team. Von einem angekündigten Führungsspieler ist Holzhauser ganz weit entfernt.

Hat Gorenzel seine Hausaufgaben im Vorfeld des Transfers nicht gemacht? Holzhauser ist in einem ganz schwachen Zustand vom belgischen Erstligisten OH Leuven als Leihgabe zu den Löwen gewechselt: Körperlich und läuferisch bringt der frühere Teamspieler die Löwen nicht auf die nächste Stufe. Ergo: Er kann den Blauen im Aufstiegskampf (noch) nicht helfen. Dabei sollte er sofort zünden.

Warnende Worte gab es vor der Verpflichtung. Beispielsweise sagte 1860-Ikone Peter Pacult gegenüber db24: “Bei der Austria unter Thorsten Fink hatte Holzhauser alle Freiheiten. Er ist ein großer Schlacks mit einem sensationellen linken Fuß. Er hat ein gutes Auge, schlägt kluge Pässe, vor allem in die Tiefe. Er schießt gute Standards. Aber er ist kein Lauf- und auch kein Zweikampfwunder - so war es zumindest bei der Austria. Vielleicht hat das sich in Belgien geändert. Kicken kann der Bursche aber!”

Doch selbst das fällt ihm in der Dritten Liga schwer: Holzhauser ist nicht der richtige Spieler für die harte Dritte Liga, in der nicht die fußballerische Werte zählen, sondern in erster Linie der Kampf und Einsatz.

Hat Gorenzel das falsche Spielerprofil für 1860 verpflichtet? Wurde Holzhauser im Vorfeld nicht richtig gescoutet?

Der Österreicher sollte nach fünf Jahren als Sport-Geschäftsführer eigentlich wissen, was der Mannschaft fehlt - mit Holzhauser hat Gorenzel aber exakt den selben Spielertypen wie Martin Kobylanski verpflichtet. Dabei hätte 1860 einen Anführer gebraucht, der läuferisch die Bereiche zwischen Abwehr und Angriff schließen kann - und zudem mit seiner Präsenz und Robustheit den Unterschied ausmachen kann. Nach db24-Informationen wurde Lauterns Aufstiegsheld Rene Klingenburg, der für die Dritteliga-Werte steht, den Löwen angeboten - doch Gorenzel soll sich seit dem Wörthersee-Cup im November auf Holzhauser fokussiert haben. Neben Holzhauser war noch ein zweiter Profi im Angebot: Der Premier League-erfahrene Lukas Rupp (jetzt Aris Saloniki). Nach einem Treffen in München bekamen die Löwen die Gehaltsvorstellungen des Heidelbergers serviert - und mussten nach db24-Informationen schlucken, als sie das Zahlenwerk präsentiert bekamen. Und so war der Weg frei für Gorenzels Landsmann Holzhauser…