VON MARCO BLANCO UCLES UND ULI WAGNER (FOTO)

“Wir werden alles auf den Kopf stellen” - das waren die Worte von Löwen-Coach Michael Köllner am Ende der vergangenen Saison, die für den TSV 1860 das zweite Mal in Serie auf Rang vier endete.

Und den Worten folgten Taten: Zahlreiche Spieler - unter anderem die Großverdiener Richard Neudecker und Stephan Salger - verließen die Sechzger, neun neue Akteure kamen an die Grünwalder Straße 114. Mit prominenten Namen wie Martin Kobylanski, Jo Boyamba oder Jesper Verlaat ließen die Verantwortlichen rund um Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel aufhorchen.

Zunächst lief auch alles nach Plan, der Löwe startete historisch gut in die neue Spielzeit - fünf Siege aus den ersten fünf Partien. Im Herbst aber verblasste die blaue Spielfreude mehr und mehr, die Rückschläge häuften sich. Die Konsequenz: Der Absturz von Platz eins auf Rang sechs. Trainer Köllner, dem laut eigener Aussage alle Wünsche im Transfersommer erfüllt wurden, wurde intern angezählt, darf jedoch trotz der Ergebniskrise zuletzt weitermachen.

Doch wie sehr hat sich die neuformierte Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison weiterentwickelt? Was sagen die nackten Zahlen über das Leistungsniveau der Köllner-Schützlinge aus? Wir haben die Statistiken dieser Spielzeit mit denen der vorherigen verglichen.

Punkte: Nach 17 Spielen in der Vorsaison herrschte Krisenstimmung an der Grünwalder Straße 114, der Löwe verlor nach dem blamablen 2:5 gegen Magdeburg die Aufstiegsränge aus dem Blick und taumelte der Abstiegszone entgegen. Gerade einmal 22 Zähler standen zu diesem Zeitpunkt zu Buche. Dank des diesjährigen Traumstarts - 15 Punkte aus den ersten fünf Partien - steht 1860 diesbezüglich deutlich besser da: 30 Zähler. Man kann festhalten: In der am Ende entscheidenden Statistik hat 1860 einen gewaltigen Satz nach vorne gemacht.

Tore: An der Offensive lag es auch im Vorjahr nicht, dass der Löwe in der Hinrunde zur grauen Mittelfeld-Maus verfiel. 26 Treffer nach 17 Spielen bedeuteten Rang vier im Liga-Ranking. In dieser Saison legten die Sechzger gerade zu Saisonbeginn ein Offensiv-Feuerwerk nach dem anderen hin. Sechsmal erzielte 1860 mindestens drei Treffer in einer Partie - und das (mit Ausnahme des Dresden-Spiels) ohne Top-Torjäger Marcel Bär. Wie gut der Löwe offensiv lange Zeit unterwegs war, zeigt der Fakt, dass Sechzig trotz nur einem Tor aus den letzten vier Partien mit insgesamt 30 Treffern immernoch den drittbesten Angriff der Dritten Liga stellt. Klar ist aber auch: Will 1860 im Sommer den heiß ersehnten Aufstieg in die Zweite Liga feiern, müssen sich Fynn Lakenmacher - Top-Torschütze mit sechs Treffern - und Co. wieder deutlich steigern.

Gegentore: Die Defensive war die große Problemzone der Löwen in der vergangenen Saison. Mit 26 Gegentoren nach 17 Spielen und derer 51 am Saisonende war klar: Mit diesen Werten dürfte ein Aufstieg schwierig zu realisieren sein. Es wurde reagiert - unter anderem kamen Verlaat und Christopher Lannert nach München-Giesing. Ständiges Rotieren auf den Außenverteidigerpositionen sowie die Verletzung von Shootingstar Leandro Morgalla führten dennoch dazu, dass 1860 auch in dieser Saison bereits 20 Gegentore fing - zu viel. Immerhin: Im Gegentor-Ranking der Dritten Liga steigerte sich Sechzig von Platz 14 auf Rang fünf. Dennoch muss der Löwe noch stabiler werden.

Heimpunkte/Auswärtspunkte: Auch wenn die Festung Grünwalder Stadion zuletzt etwas bröckelte - nur ein Sieg aus den letzten vier Heimspielen - hat sich der Löwe in der Heimtabelle im Vergleich zum Vorjahr von Rang acht auf Platz vier verbessert. Und auch auswärts hat man einen Sprung nach vorne gemacht: Neunter statt wie 2021/2022 13. Gerade in Giesing muss es jedoch im kommenden Jahr die absolute Ausnahme werden, dass Gegner Punkte entführen, will man aufsteigen.

Ballbesitz: Kaum Veränderungen gab es in puncto Ballbesitz: Wie in der Vorsaison liegt man mit durchschnittlich 48% auf Rang zwölf in der Dritten Liga. Schnürten die Löwen ihre Gegner zu Saisonbeginn noch regelmäßig in deren Hälfte ein, überließ man zuletzt häufig dem Kontrahenten das Feld, reagierte nur noch anstatt zu agieren - das muss besser werden! 1860 muss es wieder vermehrt schaffen, den Gegner pausenlos zu beschäftigen, Fehler zu erzwingen.

Zweikämpfe: Obwohl der Löwe sich insgesamt klar weiterentwickelt hat: In Sachen Zweikämpfen ist noch jede Menge Luft nach oben. 1860 gewinnt in dieser Saison weniger Kopfballduelle und Offensiv-Zweikämpfe - fehlende Durchschlagskraft im Angriff ist häufig die logische Konsequenz. Lediglich was die Defensiv-Zweikämpfe betrifft, konnte sich Sechzig steigern. Im Liga-Ranking liegt man dennoch nur auf Platz acht - ausbaufähig!

Die Statistiken im Vergleich:

StatistikVorherige Saison (Ligaranking)Diese Saison (Ligaranking)
Punkte (nach 17 Spielen)22 (12.)30 (6.)
Tore (nach 17 Spielen)26 (4.)30 (3.)
Gegentore (nach 17 Spielen)26 (14.)20 (5.)
Heimpunkte (nach 17 Spielen)14 (8.)19 (4.)
Auswärtspunkte (nach 17 Spielen)8 (13.)11 (9.)
Ballbesitz47,7% (12.)47,9% (12.)
Gewonnene Offensiv-Zweikämpfe51,9% (10.)49,6% (15.)
Gewonnene Kopfballduelle45,8% (11.)43,9% (15.)
Gewonnene Defensiv-Zweikämpfe61,8% (8.)63,4% (8.)