VON MARCO BLANCO UCLES UND ULI WAGNER (FOTO)

Der Konjunktiv ist der Feind des Verlierers, heißt es im Volksmund…

Auch am Samstag beim 4:1-Erfolg des TSV 1860 über den MSV Duisburg traf diese Redewendung wieder zu. In der vierten Spielminute fiel - wenn auch mit Verzögerung - der Kapitän der Zebras, Ex-Löwe Moritz Stoppelkamp - nach einem Zweikampf mit Sechzig-Keeper Marco Hiller im Strafraum. Schiedsrichter Marco Fritz (Horb) ließ beim Stand von 1:0 für die Löwen weiterspielen. Wer weiß, wie dieses Spitzenspiel gelaufen wäre, hätte der MSV früh den Ausgleich in München-Giesing erzielt. Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati jedenfalls bewertet den ausbleibenden Elfmeterpfiff als Fehlentscheidung. Für “liga3-online.de” bewertet der 52-Jährige nach jedem Spieltag die strittigen Szenen der Drittliga-Partien. Die Einschätzungen Rafatis im Überblick:

Duisburg fordert nach dem Einsteigen Hillers gegen Stoppelkamp Elfmeter: “Stoppelkamp legt sich den Ball an Keeper Hiller vorbei. Dabei springt Hiller in den Zweikampf und kann den Ball nicht mehr erreichen. Stattdessen trifft er Stoppelkamp unten am Fuß, wobei dieser Fußtreffer noch nicht ausreicht für ein Foulspiel. Allerdings wird Stoppelkamp im Lauf von Hiller auch am Oberkörper und der Schulter getroffen. Das bringt Stoppelkamp entscheidend aus der Balance, sodass er etwas an Tempo verliert. Auch wenn er sich etwas zeitversetzt hinfallen lässt, ist das ein Foulspiel, da Stoppelkamp nicht mehr den direkten Zug zum Ball hat, um das Spielgerät zeitgerecht zu erreichen und möglicherweise im Tor unterzubringen. Ein Foulspiel muss nicht unbedingt ein Zufallkommen zur Folge haben. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen. Der Schiedsrichter hat sich sicherlich durch das verzögerte Zufallkommen irreführen lassen, daher ist die Entscheidung, weiterspielen zu lassen, auch wenn sie falsch ist, nachvollziehbar. Ja, Stoppelkamp erkennt, dass er nicht mehr an den Ball kommt und lässt sich erst dann fallen. Aber die Ursache dafür, dass er nicht mehr an den Ball kommt, ist das vorangegangene Foulspiel durch den Keeper.”

Im Duell Hiller gegen Ekene fällt der MSV-Angreifer im Strafraum, erneut gibt es keinen Elfmeter: “Hiller kommt sehr dynamisch aus seinem Tor herausgelaufen und wirft sich Richtung Ball. Gleichzeitig kommt Ekene angelaufen und will am Keeper vorbeilaufen. Es kommt zum Zweikampf, bei dem sich Hiller verletzt und Ekene zu Fall kommt. Eine recht knifflige Szene für den Schiedsrichter. Hiller ist zuerst am Ball, indem er die Hand am Ball hat. Das stellt regeltechnisch eine Ballkontrolle dar, sodass der Ball nicht mehr vom Gegner gespielt werden darf, was aber in diesem Fall passiert. Ekene kommt erst durch diese Regelwidrigkeit an den Ball und spielt diesen, trifft somit auch die Hand des Keepers und verletzt ihn dabei. Erst danach kommt Ekene zu Fall, weil er über den herausgeeilten Keeper fällt. Der Keeper geht bei seinem Einsatz natürlich ein sehr großes Risiko ein, und wenn er nicht die Hand zuerst am Ball gehabt hätte, wäre sein Einsatz ein Foulspiel gewesen, das einen Elfmeter nach sich gezogen hätte. Dadurch, dass er aber zuerst am Ball ist und diesen regeltechnisch kontrolliert, ist das die alles entscheidende Aktion, die gewertet werden muss. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, keinen Elfmeter zu geben. Es hätte optimalerweise einen Freistoß für den Torwart anstatt eines Abstoßes geben müssen.”