VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER; STEFAN MATZKE UND IMAGO (FOTO)

Mit dem 1:0-Last-Minute-Sieg beim SC Verl hat der TSV 1860 den Uralt-Rekord von 1971 (vier Siege in Folge, Trainer Hans Tilkowski) eingestellt - jetzt attackiert die Elf von Trainer Michael Köllner den nächsten Langzeit-Bestwert: Fünf Drittliga-Siege zum Auftakt schaffte bislang nur eine Mannschaft - Kickers Offenbach. In der Saison 2010/2011 starteten die Hessen mit fünf Siegen. Diesen Rekord will sich jetzt der Löwe krallen - mit einem Heimsieg im Grünwalder Stadion gegen Halle (Freitag, 19 Uhr, db24-Ticker).

Wer steckt eigentlich hinter dieser neuen Erfolgsstory an der Grünwalder Straße 114?

Zum einen Trainer Michael Köllner, der mit Geschick, Leidenschaft und großer Freude zum bestehenden Kader im Sommer eine Mannschaft mit vielen interessanten Namen (u.a. Jesper Verlaat, Fynn Lakenmacher, Meris Skenderovic, Tim Rieder, Albi Vrenezi, Jo Boyamba) zusammengebaut hat, die zurecht auf Kurs ist; zum anderen aber auch einer, der von der aktiven Fanszene immer wieder beleidigt und angepöbelt wird: Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik.

Ismaik? So schaut’s aus!

db24 weiß: Der 45-jährige Jordanier hat seit Beginn der Corona-Krise, genauer gesagt seit Juni 2020, dem defizitären Unternehmen mehrere Millionen über eine sogenannte Brückenfinanzierung zur Verfügung gestellt, die auch von der KGaA in großen Teilen bereits abgerufen worden ist. Zeitgleich verzichtete Ismaik bislang auch auf seinen vertraglich vereinbarten Punkt, den Bridge Loan mit den Mehreinnahmen aller Art (Sponsoren, DFB-Pokal, Saisonkartenverkauf etc) zu bedienen, damit diese Gelder zu 100 Prozent in den Sport fließen.

Fakt ist: Ohne Ismaiks Brückenfinanzierung wäre die Drittliga-Lizenz nicht stemmbar gewesen und das operative Geschäft der KGaA zum Erliegen gekommen. Der Vorwurf einer gewissen Fanbewegung, dass Ismaik den Verein nicht unterstützen würde, löst sich damit in Luft auf. Außerdem wandelt Ismaik seit seinem Einstieg im Jahr 2011 immer wieder Kredite in Genussscheine um, damit das negative Kapital ausgeglichen ist. Die Fußball-Firma ist ein Verlust-Geschäft - auch wenn Vize Hans Sitzberger am schwarzen Freitag 2017 noch behauptet hatte: “Jetzt können wir alles selber bezahlen.”

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Ein Insider zu db24: “Hätte Ismaik in der Corona-Zeit nicht ausgeholfen, hätte 1860 zum Insolvenzgericht gehen müssen, auch weil die Gesellschaft im Vergleich zu anderen Profi-Klubs vom Staat keine Corona-Hilfen bekommen hat. Der Klub erwirtschaftet selbst zu wenig, um zu überleben. Das sind die Fakten! Auch das stets ausverkaufte Grünwalder Stadion hilft nicht, um eine schwarze Null zu schreiben. Deswegen ist es eine Farce, wie die Löwen mit Ismaik seit Jahren umgehen und alles tolerieren, was gegen den eigenen Mehrheitsgesellschafter unternommen wird. Halbwahrheiten werden im Giesinger Staat ständig zu Wahrheiten konstruiert. Das ist abscheulich.”

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Damit wird immer klarer, warum Trainer Michael Köllner bei jeder Gelegenheit die Familie Ismaik lobt und sich bei ihr für die Unterstützung bedankt. Ohne das Geld aus Abu Dhabi hätte 1860 keine aufstiegsreife Mannschaft - und folglich keine (sportliche) Hoffnung. Deswegen ist es allzu verständlich, warum sich Köllner zuletzt mit einer Video-Botschaft beim Investor zu dessen 45. Geburtstag bedankt hat. Dass das von einigen Medien ins Lächerliche gezogen wurde, kann Köllner nicht gefallen.

Der Sport-Etat liegt in dieser Saison nach db24-Informationen zwischen 5,5 und 6 Millionen Euro - damit befindet sich der TSV in der Spitzengruppe der Budgets der Dritten Liga.

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Welche Rolle spielt eigentlich Anthony Power für Hasan Ismaik? Er ist nicht nur Chef der Merchandising-Firma, sondern offizieller Vertreter des Mehrheitsgesellschafters HAM in der Gesellschafterversammlung.
Es ist Powers Aufgabe, die Firma zu kontrollieren und sich mit den beiden Geschäftsführern Marc Pfeifer und Günther Gorenzel auszutauschen. Ismaik hält schließlich 60 Prozent an der Fußballfirma des TSV 1860. Außerdem vertritt der frühere VW-Aufsichtsrat Saki Stimoniaris seit dreieinhalb Jahren die Interessen der HAM als Aufsichtsratsvorsitzender bei 1860. Der 51-Jährige ist sozusagen oberster Chef der Fußballfirma.

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Aber zurück zu Power: Nach db24-Informationen hatte er bei mehreren Spielertransfers in diesem Sommer seine Finger im Spiel, u.a. bei Königstransfer Jesper Verlaat (Waldhof Mannheim). Was die Öffentlichkeit auch nicht mitbekommt: Power ist in der Mannschaft sehr beliebt. Auch der Trainer pflegt ein äußerst freundschaftliches Verhältnis zu Ismaiks Verbindungsmann.