VON OLIVER GRISS, ULI WA'GNER 'UND BERND FEIL

Man spürt es förmlich, wie locker Stefan Lex (32) ist, als er sich den Journalisten stellt. Immer wieder scherzt er. Er lacht. Er ist, um im Bayerischen zu bleiben: Guad drauf.

Aktuell deutet alles darauf hin, dass er nach zwei vierten Plätzen seine letzte Saison beim TSV 1860 startet. “Ich hab gesagt: Ich will noch mal mit 1860 aufsteigen – und das können wir ja hinbekommen in der Saison. Ich gehe fest davon aus, dass es dabei bleibt, aber schauen wir mal, wie’s läuft. Im Fußball kann man nie zu 100 Prozent etwas ausschließen”, erklärte der frühere Ingolstädter: “Das Gute ist: Ich kann jetzt erst recht Vollgas geben und mich durchbeißen, weil ich weiß: Es ist die letzte Sommervorbereitung. Da kann ich es genießen und sagen: ,Das ziehst du jetzt noch einmal gescheit durch!’ Es ist ein positiver Ansporn.“

In der vergangenen Saison war der Kapitän der drittbeste Scorer der Liga - mit sieben Toren und 17 Vorlagen. Lex, der am Montag fehlte, weil seine zweite Vaterschaft ansteht, spricht über:

den Löwen-Neustart: „Die Vorfreude ist groß und auch der Ansporn, nachdem wir es letztes Jahr wieder knapp verpasst haben. Es ist das klare Ziel des Vereins und auch von uns als Mannschaft, diesmal von Anfang an vorne dabei zu sein. Jetzt gilt es, schnell zusammenzufinden – und die Neuzugänge zu integrieren.“

seinen ersten Eindruck von den Neuen um Jesper Verlaat, Martin Kobylanski & Co: „Wir kennen uns erst einen Tag, da müsste ich lügen, wenn ich jetzt schon mehr sagen würde. Wenn ich jetzt schon gemerkt hätte, dass einer ein Depp ist, dann müsste er schon ein richtiger Depp sein (lacht). Nein, am Anfang ist immer erst mal Abtasten angesagt – in ein paar Wochen kann ich sicher mehr sagen. Letztes Jahr war es ein Pfund von uns, dass wir uns gut verstanden haben – da müssen wir auch heuer wieder hinkommen. Klar ist auch Qualität wichtig, aber eine lange Saison in der Dritten Liga kriegst du nur über mannschaftliche Geschlossenheit hin.”

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seine eigene Bilanz der Vorsaison: „Ich glaube, die letzte Saison war ganz gut von mir. Klar: Ich setze mich schon häufig unter Druck – weil ich immer maximal performen will. Hätte ich vor dem Tor den einen oder anderen mehr gemacht, wäre ich natürlich nicht unglücklich. Andererseits: Wenn ich jedes Jahr 15 Tore schießen würde, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr hier.“

die neue Aufbruchstimmung: „Letztes Jahr war’s gut, dass nicht so viel gemacht wurde, denn da hatten wir einen starken Kern. Jetzt, nachdem wir zum zweiten Mal gescheitert sind, musste wahrscheinlich mehr Veränderung her. Wir haben zehn Neue, die wissen gar nicht, was letztes Jahr gelaufen ist – das ist schon mal ein ganz anderer Start.“

seine Ansprüche aufs Kapitänsamt: “Es ist mir ehrlich gesagt gar nicht so wichtig, das Kapitänsamt zu behalten. Es ist zwar eine Ehre, doch bei einem anderen Spielführer werde ich nicht oben in der Geschäftsstelle rumschreien.”

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seine gelöschten Apps der Sozialen Medien: „Ich habe schon während des Endes der letzten Saison Facebook und Instagram gelöscht, zumindest die Apps am Handy, weil es mich nur noch genervt hat, wie die Fans über uns herziehen. Da dachte ich mir: Das bringt mich nicht weiter. Wie sich da auch abseits von Fußball die Leute als Influencer hinstellen, das ist brutal. Da habe ich irgendwann gesagt: Das ist verlorene Lebenszeit.“

den neuen Fitnesscoach Jörg Mikoleit: „Ich hatte ihn viereinhalb Jahre in Ingolstadt. Als es im Raum stand, dass er kommt, hab ich ihm geschrieben und gefragt, ob das stimmt. Da hat er geantwortet: ,Ja, aber ich hoffe, du bleibst trotzdem im Verein!’ Er kann sich selber ganz gut einschätzen (lacht). Ich fand ihn immer sehr korrekt und fair, aber natürlich ist er bei den Spielern nicht der Beliebteste – weil er auch sehr fordernd ist. Gehört wahrscheinlich zum Job des Athletiktrainers dazu, dass man nicht von allen gemocht wird. Aber er hat einen langjährigen Erfahrungsschatz, der uns sicher weiterhelfen wird.“