VON OLIVER GRISS UND LACKOVIC (IMAGO)

Nach zwei Spielen Pause (1:1 in Meppen und 1:2 bei Türkgücü) beobachtete Robert Reisinger wieder seine Löwen. Nachdem er vor dem Anpfiff noch lachte, war die Miene des Unternehmensberaters nach dem 0:2 gegen Halle wie versteinert. Er spürt immer mehr: Sein Traum, als zweimaliger Aufstiegspräsident in die Geschichte des TSV 1860 einzugehen, wird immer unrealistischer.

Jetzt stellt Reisinger in der “BILD” die Charakterfrage: “Es braucht Spieler mit Mut und Courage. Wir müssen jetzt genau analysieren, ob die Zusammenstellung der Charaktere stimmt. Da fehlen mir die Spieler, die den absoluten Willen haben, zu siegen. Wir brauchen Spieler, die selbst an sich glauben und den sportlichen Erfolg wollen.“

Reisinger ist maßlos enttäuscht, wie die Mannschaft gegen Halle aufgetreten ist: “Vom Aufstieg brauchen wir nicht mehr zu reden. Nach der Halle-Pleite hat unser Trainer einen leidenschaftlichen Auftritt gesehen. Da muss ich mich schon fragen: ‘War ich in einem anderen Stadion?‘ Nach der Niederlage gegen Türkgücü habe ich mir eine ganz andere Reaktion erwartet.” Diese Aussage ist ein klarer Affront gegen Köllner.

An der sportlichen Kommandobrücke will Reisinger trotzdem festhalten, wie er versichert: “Auch wenn ich mich wiederhole: Bei mir rollen keine Köpfe. Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Ich bin fest davon überzeugt, dass beide den richtigen Weg in der Zukunft finden.“ Dass beide freiwillig zurücktreten, glaubt Reisinger nicht: “Das kann ich mir weder bei Köllner noch Gorenzel vorstellen. Die stellen sich den Herausforderungen.“

Für die Zukunft wünscht sich Reisinger, nachdem in den letzten zwei Jahren viel Geld durch falsches Personal verbrannt wurde: “Die Verantwortlichen müssen sich hinterfragen, ob man Fehler in der Kader-Zusammenstellung gemacht hat, und diese gilt es, im Sommer zu vermeiden. Es braucht jetzt eine realistische Bestandsaufnahme. Es geht bei den Verpflichtungen nicht um Namen, sondern um Charakter. Die sportliche Leitung muss mit spitzem Bleistift rechnen und dennoch die Leute holen, die uns den Aufstieg bringen. Junge Talente finden und diese auszubilden und zu Stars zu machen – das muss unser Weg sein.“

Sind Günther Gorenzel und Michael Köllner noch die Richtigen für einen neuen Anlauf Richtung Zweite Liga?

Umfrage endete am 07.03.2022 20:00 Uhr
Nein!
65% (3794)
Ja, natürlich!
35% (2076)

Teilnehmer: 5870

Wie hoch wird der Etat für die neue Saison sein? Reisinger dazu: „Ganz egal, ob es jetzt 3, 4 oder 5 Millionen Etat werden, es gibt Vereine, die mit geringem finanziellen Aufwand den Aufstieg geschafft haben. Und wenn man das Beispiel Freiburg nimmt – die haben auch immer an Trainer Christian Streich festgehalten. Und wo stehen sie jetzt? Die Vergangenheit hat doch gezeigt: Voreilige Trainerwechsel und große Namen bringen bei 1860 keinen Erfolg.“

Und wie tickt Investor Hasan Ismaik nach dem Aus im Aufstiegskampf? Reisinger: “Auch er wird sich seine Gedanken machen. Der Austausch ist konstruktiv, aber ich kann nur für mich sprechen: Ich halte an unseren Verantwortlichen fest.“