VON OLIVER GRISS

Der Unmut wächst beim TSV 1860 nach dem 0:2 gegen Zwickau, bei dem es am vergangenen Samstag sogar erstmalig Pfiffe gegen die Köllner-Löwen setzte. Nicht nur gegen die Spieler, sondern auch gegen den Trainer selbst. Doch ist das auch gerechtfertigt?

Zum Festhalten: Der TSV 1860 entwickelt sich in der Ära Köllner momentan auch tabellarisch zurück. Doch die Gründe liegen weitaus tiefer als in der täglichen Arbeit auf dem Trainingsplatz.

Der größte Fehler: Sich allein auf die Trefferquote des 36-jährigen Kapitän Sascha Mölders zu verlassen, ohne einen adäquaten Ersatz zu verpflichten. Mölders kann man diese fehlende Weitsicht nicht vorwerfen: Er will, aber kann nicht mehr so liefern wie noch vor einigen Monaten. Die biologische Uhr tickt (leider) auch bei Mölders, dem Löwen-Gesicht der letzten Jahre. Und diese Gefahr auszublenden, dass Mölders irgendwann die Luft ausgehen könnte, das war blauäugig von Günther Gorenzel, dem Sport-Geschäftsführer. Es war nicht die erste Fehleinschätzung. Genauso wie die langwierige Verletzung von Rechtsverteidiger Marius Willsch auszublenden und keinen entsprechenden Ersatz geholt zu haben.

1860 steckt in einer Negativspirale: Wo landet die Mannschaft zum Saisonende?

Umfrage endete am 04.10.2021 10:00 Uhr
Platz 4 bis 8.
38% (1687)
Platz 9 bis 16.
29% (1287)
Platz 1 bis 3.
28% (1244)
Platz 17 bis 20.
4% (180)

Teilnehmer: 4398

Wenn sich Köllner etwas vorwerfen lassen muss, dann vielleicht das, dass er im Sommer nicht auf den Tisch klopfte, als es darum ging, den Kader so zu verstärken, um am Ende eine aufstiegsreife Drittliga-Mannschaft zur Verfügung zu haben. Die einen legen ihm das als Naivität aus, die anderen loben seine herausragende Loyalität und das Feingefühl gegenüber Arbeitgeber 1860. Köllners Credo: Nur nicht anecken! Doch das ist falsch. Es geht auch um seine Biografie.

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Fakt ist: 1860 hat bis heute keine Breite im Kader - zumindest nicht so eine, wie es sich für einen deutschen Traditionsverein mit diesem Potential gehört. Die Talente, die im Kader aufpoppen, ja, das ist nettes Schmuckwerk, mehr aber auch nicht. Niki Lang ist der einzige Nachwuchsspieler der neuen NLZ-Generation, der mitspielen kann. Kann man dies dem Trainer vorwerfen? Mitnichten!

Deswegen sage ich klipp und klar: 1860 hat kein Trainer-Problem!

Köllner ist für diesen schwer trainierbaren Klub ein Segen, weil er in Rekordzeit verstanden hat, den Traditionsverein aus München-Giesing zu verstehen und zu führen. Und trotzdem wird Köllner in den nächsten Tagen auch schwierge Personal-Entscheidungen treffen müssen, um die Löwen wieder in die Spur zu bringen. Und dann wird auch über Mölders und Stefan Lex zu reden sein - und über weitere Veränderungen im Team. Muss Neuzugang Yannick Deichmann auf seine angestammte Position ins offensive Mittelfeld?