VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND RENATE FEIL (BEIDE FOTOS)

Nach 511 (!) Tagen im Herz-Schmerz-Lockdown sperrte der TSV 1860 das Grünwalder Stadion wieder für seine Fans auf - und es entwickelte sich eine Party, wie sie nicht besser hätte laufen können. Die Löwen besiegten bei ihrer Saison-Premiere den unangenehmen Zweitliga-Absteiger Würzburg mit 1:0, die 3736 Fans, die dabei sein durften, hatten ihre Kehlen bestens geölt - und Neuzugang Marcel Bär sorgte bereits nach 11 Minuten mit seinem Gold-Tor für die Entscheidung.

Richtig bärig war’s, Löwen! Die Gründe in der db24-Analyse:

Die Szene des Spiels: Ex-Löwe Moritz Heinrich stürmte in der 9. Minute nach einer Unachtsamkeit der Löwen-Abwehr auf Hiller-Vertreter Tom Kretzschmar zu, der aber mit seinem konsequenten Herauslaufen den Würzburger Angreifer so irritierte, dass dieser frei vor dem Torwart das Leder nicht an ihm vorbei bekam. “Du kannst dich auf Tom verlassen. Das ist Gold wert. Wäre der Ball reingegangen, hätte das dem Spiel eine andere Statik verliehen”, vermutet Trainer Michael Köllner, um aber auch zu betonen: “Wir haben eine gute Mannschaft, die auch ein 0:1 drehen kann. Für Würzburg wäre es natürlich angenehmer gewesen, mit 1:0 in Führung zu gehen.”

70918.jpg

Der Super-Start der beiden Neuzugänge Marcel Bär und Yannick Deichmann: Selten zuvor haben Neueinkäufe bei ihrer Punktspiel-Premiere bei 1860 so überzeugt (beide jeweils db24-Note 2): Deichmann beackerte die rechte Abwehrseite und bestach zudem durch seine feine Technik und gute Übersicht - vorne erwischte Bär einen Sahnetag. Nach 11 Minuten hatte er bereits das 1:0-Siegtor erzielt. Zudem war der Ex-Braunschweiger mit seinen Läufen ein ständiger Unruheherd. Damit macht er die Löwen noch unberechenbarer. “Ich war mit beiden Spielern sehr zufrieden”, attestierte Köllner den beiden Neuen eine starke Leistung: “Marcel hat sein Tor gemacht. Er ist ein sehr schlitzohriger Spieler. Mit seiner ersten Chance macht er das 1:0. Es war der goldene Treffer. Und Yannick hat unheimlich viel angeschoben und aufmerksam verteidigt.”

70921.jpg

Das Fan-Comeback: Nur 3736 Anhänger durften bei der Wiedereröffnung des Grünwalder Stadions rein - doch die Stimmung war auch ohne den aktiven Support der Ultras hochemotional. Köllner, der vor dem Anpfiff mit einem Shirt (“Wir haben Euch vermisst!”) eine Ehrenrunde drehte und dieses anschließend verschenkte, schwärmte hinterher: “Das war ein Riesenspektakel. Den Unterschied hat man zum sonst ausverkauften Grünwalder Stadion nicht gespürt. Ich konnte das nicht lokalisieren, ob es 5000 oder 10.000 waren. Es war sehr laut. Ich habe ja in der Spieltags-PK gesagt, dass jeder Fan für Vier oder Fünf schreien soll - ich muss sagen: Jeder hat meine Anweisung verbindlich umgesetzt (lacht).” Positiv zudem: Die Stimmung war überaus friedlich.

70956.JPG

Die Organisation: Es gab in den Social Media-Kanälen viel Lob für 1860 - zurecht: Zahlreiche “Covid-Stewards” checkten vor dem Grünwalder Stadion den “3G”-Status - so kam es zu einem reibungslosen Einlaß in den Giesinger Kulttempel. Besonders auffällig: Die Security-Kräfte waren durchgehend freundlich. Das ist der richtige Weg. Die Löwen haben sich übrigens in der Sommerpause von dem ein oder anderen “Wichtigtuer in Uniform” getrennt.

Das Debüt von Stadionsprecher Sebastian Schäch: Die Fußstapfen seines Vorgängers Stefan Schneider sind groß - doch der Mitarbeiter von “Antenne Bayern”, der schon seit seiner Kindheit Löwen-Fan ist, legte eine sehr ordentliche und vor allem leidenschaftliche Premiere hin. Seine Aufregung konnte Schäch zwar teilweise nicht verstecken, doch diesen verantwortungsviollen Job auszuüben, ist alles andere als ein Kinderspiel. Als die Fans in der Westkurve sich teilweise nicht an die Spielregeln halten wollten (Sitzplatzregelung!), sprang Pressesprecher Rainer Kmeth Schäch zur Seite und maßregelte mit einer kurzen Ansage die entfesselten Anhänger. Damit wollten die Löwen ihrem Neuzugang am Mikrofon wohl ein negatives Feedback der Fans ersparen - gut gemacht, Löwen!

70974.JPG

Die Alm-Premiere: Es gab enorm positives Feedback für das neue VIP-Catering des Münchner Wirts Fritz Kustatscher am Trainingsgelände (große Auswahl u.a. Roastbeef, hübsche und freundliche Mädls in Tracht) - die Gäste hatten den Nachmittag in der halbvollen Alm so genossen, dass sie den kurzen Dankesworten von Geschäftsführer Marc Pfeifer vor dem Anpfiff gar nicht richtig lauschen wollten. Kritikpunkt in der Alm: Nach dem Spiel gab es nur noch Fleischpflanzl mit Kartoffelsalat, und was einige Vips dabei ärgerte: Es fehlte der dazugehörige Senf. Doch auch dieses kleine Missgeschick wird 1860 beim nächsten Mal bestimmt korrigieren…

Was hat Ihnen am Samstag besonders gefallen, was hat Sie eher abgeschreckt? Diskutieren Sie mit!