VON OLIVER GRISS

Als der TSV 1860 zuletzt sein Saisonfinale in Ingolstadt spielte, waren auf der Tribüne vor dem Anpfiff unfassbare Szenen zu beobachten: Yahya Ismaik, der Bruder von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik und großer Fußballfan, wurde von Präsident Robert Reisinger freundschaftlich begrüßt. Als Beweis des neuen gegenseitigen Respekts wurde ein gemeinsames Foto geschossen, das Pressesprecher Rainer Kmeth wenig später auf den Social Media-Kanälen der Löwen platzierte. Diese neue Basis ist möglicherweise der größte Sieg des neuen TSV in den abgelaufenen 12 Monaten.

Ob beide Parteien ob des jahrelangen nervtötenden Dauerclinchs müde geworden sind oder sich beide durchgerungen haben, einfach im Sinne des Profifußballs zu denken (heute ist übrigens der vierte Jahrestag des sogenannten “schwarzen Freitags”), ist nicht überliefert. Das, was viele von Anfang an wollten, wird endlich gelebt.

Die e.V.-Seite scheint vermutlich registriert zu haben: Ein Mann wie Ismaik ist nicht zu vertreiben - egal wie tief die Nadelstiche ausfallen und in welcher Lautstärke das Scheichlied gebrüllt wird. Zudem dürften die e.V.-Bosse mittlerweile auch mitbekommen haben, dass der eingeläutete Konsolidierungskurs in der Dritten Liga nicht stemmbar ist, will man gleichzeitig sportlich eine Vorwärtsentwicklung. Die Mittel, die eingespielt werden können, reichen in der aktuellen Konstellation nicht aus.

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Umfrage endete am 16.06.2021 06:00 Uhr
TZ/Merkur
21% (743)
tsv1860.de
18% (623)
Löwenmagazin
15% (534)
Abendzeitung
14% (502)
Kicker
11% (388)
Sechzger.de
8% (294)
liga3-online.de
6% (204)
Süddeutsche Zeitung
4% (152)
BILD
3% (112)

Teilnehmer: 3552

Aber auch Ismaik hat einen Wandel vollzogen: Der Geschäftsmann aus Abu Dhabi zeigte sich in den letzten Monaten stets als aufbauender Gute-Laune-Löwe. Er sieht nur noch das Positive. Interviews gibt er schon lange keine mehr, dafür schreibt oder spricht er Video-Botschaften in angenehmer Tonierung auf seinen Social Media-Kanälen. Die Atmosphäre hat sich geändert.

Wahrscheinlich wurden beide Lager in den letzten Monaten auch dadurch angefixt, dass weniger Streit auch mehr Erfolg bedeutet. Die abgelaufene Saison war das beste Beispiel. Michael Köllner, der Trainer, wurde zum wichtigsten Prediger des 1860-Slogans “Ein Team. Ein Weg.” Dass es am Ende nicht für den großen sportlichen Coup gereicht hat, lag daran, dass man in der Winterpause noch nicht so weit war, gegenseitig Gespräche zu führen, um die Mannschaft auf dem aussichtsreichen dritten Platz nochmal zu verstärken. Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Jetzt aber wissen beide Lager, wie es funktioniert. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Ismaik es wieder ist, der 1860 finanziell unter die Arme greift - um den Traum vom Zweitliga-Aufstieg zu realisieren.