VON OLIVER GRISS

Diego Maradona war der Allergrößte. Wer ihn spielen hat sehen, der musste zwangsläufig Fan von ihm werden. Wie er seine Gegenspieler umkurvt, wie er Fußball zelebriert hat - das war von einem anderen Stern. Nur Lothar Matthäus konnte ihm in den 80er bzw. Anfang der 90er Jahren das Wasser reichen - mit den deutschen Tugenden und Explosivität.

Maradona war ein Künstler - auf und neben dem Platz. Dass ihm sein Lebenswandel irgendwann zum Verhängnis wird, war leider abzusehen. Heute hat sein Herz aufgehört, zu schlagen. Im Alter von nur 60 (!) Jahren ist Diego gestorben.

1986 führte kleines Diego sein Land Argentinien zum WM-Triumph in Mexico - mit einem 3:2 im Finale gegen Deutschland. Damals war ich 14. Man suchte nach Idolen. Maradona war so eines. Er war ein Heiliger, ein Ästhet, der mit dem Ball alles konnte. Ein echter Fußball-Gott.

Maradonas Widersacher in diesem Endspiel von 1986 war Norbert Eder. Er war ein Spätberufener. Mit 30 Jahren feierte er sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Nur für ein paar Wochen. Eder gelang es, in seinem besten von neun Länderspielen, die Wege von Maradona weitgehend einzuengen. Das war eine große Leistung zur damaligen Zeit. Den Sieg der Argentinier konnte Eder trotzdem nicht verhindern.

Warum ich über Eder schreibe? Nein, er hatte nichts mit 1860 zu tun. Er war mein Trainer beim Sportbund Rosenheim - ich war stolz, unter ihm trainieren zu dürfen, denn er hatte den großen Maradona an die Kette gelegt. Geredet hat “Meister Eder” über seine Heldentat eher selten, zumindest hatte er sich sein persönliches Spiel des Lebens nie raushängen lassen. Vielleicht lag’s auch daran, dass ich mit Eder nie richtig warm wurde. Er war sehr eigen - wie auch ich als 23-Jähriger. Und so flüchtete ich 1995 wegen Eder zum ESV Freilassing - doch unsere Wege kreuzten sich immer mal wieder auf den Fußballplätzen in Oberbayern. Später bei einem Münchner Derby zwischen Blau und Rot entschuldigte sich Eder im VIP-Bereich des Olympiastadions bei mir. Ein feiner Zug, den Eder in ein noch besseres Licht stellte.

Für mich war Eder: “Der Vize-Weltmeister!” Einer, der deutsche Geschichte geschrieben hat. Leider ist Maradona nun Eder (verstarb 2019 an Krebs) in den Himmel gefolgt. Und wer weiß: Vielleicht kommt’s da oben zwischen Maradona und Eder zur WM-Neuauflage von 1986.