VON OLIVER GRISS

Erst vor ein paar Tagen bin ich an der Allianz Arena vorbei gefahren - mit großer Wehmut und noch mehr Unverständnis. Nein, das heißt nicht, dass ich ein großer Fan davon war, dass der TSV 1860 gemeinsam mit dem FC Bayern ein Stadion draußen an der Mülldeponie gebaut hat, sondern, dass sich unsere Löwen wieder mal um eine große finanzielle Chance beraubt haben. Die Arena, die damals 340 Millionen Euro gekostet hat und inzwischen über eine Milliarde Euro wert ist, ist heute ein Goldesel - in neudeutsch: Eine Gelddruckmaschine. 1860 hätte davon partizipieren und demnach gewaltig wachsen können. Heute feiert die Allianz Arena ihr 15-jähriges Jubiläum. Ohne die Löwen.

Man muss sich das mal rückblickend vorstellen: Den Löwen gehörten einmal 50 (!) Prozent an einem riesigem Prestige-Objekt. Für Spieler war die Arena auch als Mieter höchst attraktiv, für Sponsoren sowieso. Siehe Aston Martin. Den Automobilhersteller hatte Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik seinerzeit angelockt. Einstiegsgage drei Millionen Euro! Danach kam VW als Hauptsponsor. Die Löwen hatten große Möglichkeiten, doch ein interner Zirkel im Verein sorgte von Anfang an für Missstimmung und protegierte immer wieder den Arena-Auszug. Am Ende mit Erfolg. Die Geschichte mit der Arena zeigt in allen Facetten die Misswirtschaft des TSV auf. Die einen sagen, die Arena wäre für 1860 von Anfang an Größenwahn gewesen, die anderen behaupten: Der Dilettantismus bei 1860 ist grenzenlos.

Die Allianz Arena feiert am 30. Mai ihren 15. Geburtstag: Vermissen sie diese Spielstätte für den TSV 1860?

Umfrage endete am 12.06.2020 21:00 Uhr
Ja, und wie!
57% (1944)
Nein, mir taugt`s im Grünwalder Stadion!
43% (1461)

Teilnehmer: 3405

Die Quittung: Der Löwe hat heute außer Giesinger Heimatgefühl NICHTS mehr. Er ist Mieter im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße, teilt sich die Kultstätte mit den Amateuren des FC Bayern. Günstig ist auch diese Lösung nicht. Profiteur an der 1860-Rückkehr ist einzig und allein die Giesinger Boaznkultur sowie Fans, die immer wieder ausblenden, dass der Profifußball ohne Geld nicht funktioniert. Pläne, den Verein wieder besser zu machen, gibt es nicht. Seit drei Jahren tritt der TSV 1860 auf der Stelle. Finanzielle Besserung ist nicht in Sicht.

Hat das Sechzig wirklich verdient?