VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

“Letzte Woche haben wir zweimal einen Vorsprung verspielt, nun wieder. So lange wir unsere Spiele nicht gewinnen, brauchen wir nicht auf die Mannschaften vor uns zu schauen. Unentschieden bringen uns nichts.” Erklärte 1860-Stürmer Stefan Lex nach dem Frust-1:1 gegen die Mannheimer Auswärtsmonster (29 Spiele in der Fremde nicht verloren). Es war das fünfte Unentschieden im achten Spiel unter Bierofka-Nachfolger Michael Köllner. Die db24-Analyse:

Das Spiel: Michael Köllner änderte seine Startformation im Vergleich zum 2:2 in Zwickau: Statt Phillipp Steinhart (Gelbsperre) und Prince Owusu begannen die beiden Talente Noel Niemann und Leon Klassen. Der Löwen-Trainer schickte seine Mannschaft in einem 3-5-2 ins Rennen - und schaffte damit, dass sich beide Klubs auf Augenhöhe begegneten und den 15.000 Fans im Grünwalder Stadion einen hohen Unterhaltungswert boten. Doch die optische Überlegenheit konnte 1860 wieder nicht in Tore ummünzen - wieder scheiterte 1860 an sich selbst. Auffällig: Kaum trifft Sascha Mölders nicht, gewinnt Sechzig nicht. Zeigen die Serien-Löwen (zehn Spiele ohne Niederlage) plötzlich Nerven?

Die Tore: Marius Willsch setzte sich auf dem rechten Flügel mit einer Energieleistung durch, flankte nach innen: Noel Niemann stoppte sich den Ball mit der Brust runter und zog dann nach kurzem Zögern ab - 1:0 (54.). Doch die Löwen-Führung hielt nur acht Minuten: Dennis Erdmann verlor am gegnerischen Strafraum den Ball - und dann ging’s ruckzuck. Mannheims Mounir Bouziane spielte einen prächtigen Doppelpass (die Löwen-Abwehr war ausgehebelt) und traf dann gekonnt zum 1:1-Endstand.

Das war gut: Die Löwen konnten die starke Offensive der Mannheimer nahezu neutralisieren - das war bockstark. Die Mannschaft war richtig gut eingestellt, das hohe Pressing und die spielerische Dominanz macht 1860 zur zweitbesten Rückrunden-Mannschaft hinter dem FC Bayern II.

Das muss besser werden: Die Chancenverwertung - fast eine Jugendsünde war die Eigensinnigkeit von Noel Niemann beim Stand von 1:0, als der Ex-Memminger nicht den besser postierten Stefan Lex anspielte, sondern aus 17 Metern selbst abzog und den Ball über den Querbalken ballerte. Diese Szene war möglicherweise spielentscheidend.

Der Aufreger: Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann übersah ein elfmeterreifes Handspiel von Kevin Koffi in der Nachspielzeit - wieder wird 1860 um den Lohn seiner Arbeit gebracht, weil auch die Referees - wie schon in Zwickau - nicht gut mit den Löwen meinen. Ex-Schiedsrichter Babak Rafati wird dies in seiner liga3-online.de-Kolumne mit Sicherheit bestätigten, dass 1860 wieder ein Elfmeter verwehrt wurde.

Das sagt Trainer Michael Köllner: “Schauen wir jetzt, dass wir die zwei Punkte, die wir gegen Mannheim liegengelassen haben, nächste Woche in Meppen holen und unser Polster nach hinten halten.”

Das sagt Waldhof-Trainer Bernhard Trares: “Wir hatten sicher auch Glück bei einem Pfostentreffer, aber ich hatte den Eindruck, dass wir nach hinten raus ein paar Körner mehr als Sechzig hatten und hatten am Ende auch noch eine oder zwei gute Chancen.“

Die Fans: Ausverkauft - schön. Aber die Stimmung war nicht so, wie es dieses Spiel verdient gehabt hätte. Vor allem, als die Löwen die Unterstützung in der Schlußphase gebraucht hätten, war der Support nicht so wie man ihn in den 90er Jahren auf Giesings Höhen erlebt hat.

Die Aussicht: Weil auch die Spitzenteams Federn gelassen haben (u.a. Haching 1:1 in Rostock, Ingolstadt verliert 1:3 in Würzburg), bleibt der Rückstand auf Platz 3 bei sechs Punkten. Doch jetzt braucht 1860 wieder einen Dreier, um die Aufstiegsplätze nicht aus den Augen zu verlieren. Deswegen fordert auch Lex: “Wir müssen das nächste Woche in Meppen wieder besser machen.”