VON OLIVER GRISS UND GETTY SPORT (BILDER)

Champions League-Qualifikation 2000 gegen den späteren Halbfinalisten Leeds United, Uefa-Cup, UI-Cup, Derby-Triumphe - Daniel Borimirov hat die große Zeit des TSV 1860 entscheidend mitgeprägt. Heute wird der Jubilar 50 Jahre alt. Gefeiert wird mit seiner ganzen Familie in Dubai. Dazu hat er sich in den Emiraten ein nettes Häuschen gemietet.

Als db24 Borimirov am Dienstagabernd am Handy erreicht, ist das Löwen-Idol vergangener Tage sofort wieder im 1860-Modus: “Servus, Oliver!” 16 Jahre gab es keinen Kontakt - und doch erinnert er sich sofort an gemeinsame Tage an der Grünwalder Straße 114: “Einmal Löwe, immer Löwe! Diese Zeit und diese Mannschaft werde ich nie vergessen. Dieser Verein bleibt immer in meinem Herzen. Wer kann in Deutschland behaupten, den FC Bayern zweimal in einer Saison besiegt zu haben? Ich habe in München nicht nur viele Freunde kennengelernt, sondern wir haben die zehntausenden Löwen-Fans auch attraktiven Fußball geboten. Wir waren eine Bereicherung für die Bundesliga. Ich wünsche jedem Löwen-Fans, dass sich diese wunderbare Zeit wiederholen lässt.”

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Borimirov, auch heute noch leidenschaftlicher Schumi-Fan, ist tief in der Vereinschronik verankert: Nicht nur, weil der frühere Nationalspieler von 1995 bis 2004 bei den Löwen kickte, sondern auch deswegen, weil er nach Petar Radenkovic (238) und Fredi Heiß (215) mit 214 Spielen die meisten Erstliga-Einsätze für 1860 auf dem Tacho hat. 33 Tore erzielte er dabei.

Als db24 Borimirov fragt, wen er aus der alten Zeit noch bei 1860 kenne, antwortete der ehemalige Mittelfeldspieler: “Den Trainer: Daniel Bierofka!” Was er nicht wusste: Bierofka ist seit zwei Monaten nicht mehr Trainer, sondern Michael Köllner. Borimoriv lacht: “Das habe ich nicht gewusst. Ich habe wenig Informationen über 1860. Mich interessiert mehr die Bundesliga. Der Kontakt zu 1860 ist seit Jahren abgerissen. Vor einem Monat war ich in München und habe mich mit Miki Stevic getroffen.”

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Dass der Verein mittlerweile in der Dritten Liga spielt, schmerzt Borimirov (70 Länderspiele für Bulgarien) ungemein: “Das größte Pfund dieses Vereins ist die unglaubliche Fantreue. Meine große Hoffnung ist, dass der Klub eines Tages wieder in der Ersten Liga spielen wird. Die Dritte Liga ist nicht die Spielklasse, die die Fans verdient haben. 1860 ist immer noch eine große Fußballmarke in Deutschland.”

Was Borimirov (WM-Dritter von 1994) aber nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass der TSV 1860 es nicht schafft, seine verdienten Ehemaligen in den Klub einzubinden. “Ich tue das ungern”, sagt Bori gegenüber db24, “aber 1860 sollte mal einen kurzen Blick zum FC Bayern werfen. Die machen es vor, wie es funktioniert. Zu 1860 müssen Leute kommen, die diesen Verein lieben und nicht aus Eitelkeit benutzen.”

Für Romantik hat Borimirov, der zuletzt fünf Jahre Jugendboss beim bulgarischen Traditionsverein Levski Sofia war, im Profifußball wenig übrig: “Geld spielt im Fußball eine ganz wichtige Rolle. Hast du Geld, sind deine Hände frei. Mit Geld kannst du gute Spieler kaufen und vor allem in die Jugendarbeit investieren. Diese Faktoren haben 1860 immer stark gemacht. Einem alten Stadion hinterher zu laufen, ist kontraproduktiv für den gesamten Verein.”

Zuletzt wurde Borimirov in der “BILD”-Zeitung mit den Worten zitiert: “Herr Ismaik tut dem Verein schlicht und einfach nicht gut. Sich finanziell von so jemandem abhängig zu machen ist einfach riskant.” Diese Sätze bestreitet Borimirov vehement. “Ich kenne diesen Mann gar nicht. Es ist nicht mein Stil, über Menschen zu urteilen, die ich weder persönlich kennengelernt habe, noch Informationen über sie habe.”

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Nachdem Borimirov bis Sommer Jugendboss von Levski Sofia war und zuvor als Sportdirektor in diesem Klub den letzten Titel gewann, hat der diplomierte Fußballlehrer beruflich umgesattelt: “Ich baue jetzt Fußball- und Tennisplätze in Bulgarien. Mein Land hat da noch gewaltig Nachholbedarf. Für mich ist dieses Projekt was Schönes, denn es wird dem bulgarischen Fußball zu Gute kommen.” Einen Job im Profifußball hat der leidenschaftliche Autofahrer (Audi RS7) aber noch nicht aufgegeben: “Ich bin für alle Seiten offen.”

Alles Gute, Bori!