VON OLIVER GRISS

Liebe Leser und Leserinnen,

ja, ich berichte seit 30 Jahren über den TSV 1860: Bayernliga, Zweite Liga, Bundesliga, Europapokal - und leider auch in den letzten beiden Jahren Regionalliga und Dritte Liga. Und ja, obwohl ich alles andere als ein Vereinsmeier bin, habe ich mich im Jahr 2011 dazu entschlossen, Mitglied beim TSV 1860 zu werden. Auch um einen kleinen Beitrag für die Jugendförderung im Verein zu leisten. Mein Großonkel war Franz Hammerl - vor und nach dem Krieg Stammkraft des TSV 1860. Auch er hatte mich seinerzeit für die Löwen begeistert.

Ich war bei der gestrigen Mitgliederversammlung als Journalist nicht eingeladen - weil der e.V. des TSV 1860 seit der Reisinger-Übernahme bei der Akkreditierung Unterschiede macht. Unangenehme, lästige Journalisten sind nicht erwünscht in der Giesinger Scheinwelt. Widerstand gegen diese Ablehnung leiste ich keine, weil die Situation selbsterklärend ist. 1860 will unter sich sein. Lieber “züchtet” man sich “eigene” Medien heran. Dazu gibt es auch einen lesenswerten Artikel in der “Süddeutschen Zeitung” (Samstagsausgabe), in der die beiden Reporter Schäflein und Schneider das System aufdecken. Darin spielt der “Wochenanzeiger”, ein Münchner Anzeigenblatt, eine nicht unwesentliche Rolle: Der Herausgeber (Herbert Bergmaier) ist PRO1860-Aktivist und sein Mitarbeiter Ralph Drechsel (aka Alfons Seeler) der schreibende Umsetzer. Drechsel wird von der “SZ” “The Brain” genannt.

Ich positioniere mich klar: Ich bin ein Verfechter des gepflegten und erfolgreichen Fußballs - das war schon zu Wildmosers Zeiten so und wird sich auch nicht mehr ändern. Meine Grundhaltung werde ich nie ändern, egal welche Steine mir von Vereinsseite auch in den Weg gelegt werden.

Trotzdem war ich gestern in der Halle in München-Freimann. Ohne Laptop, dafür als stimmberechtigtes Mitglied. Den Liveticker hat ein Mitarbeiter geschrieben. Einen Großteil der Veranstaltung habe ich an der Seite meines ehemaligen AZ-Kollegen Michael Graeter (Lebensmitglied) verfolgt. Doch die Wiederwahl von Robert Reisinger habe ich nicht mehr erlebt. Sie werden sich fragen: Warum?

Diese Antwort werde ich Ihnen gerne erläutern: Nachdem ich im Vorfeld über ernstzunehmende Bedrohungen gegen meine Person informiert wurde, habe ich e.V.-Geschäftsstellenleiter Ekkehardt Krebs informiert, dass ich mit Personenschutz zur MV gehen wolle. Seine Reaktion darauf war - ich zitiere: “Leider ist es uns nicht möglich, Ihrem Wunsch nachzukommen. Es obliegt ausschließlich unseren Ordnungskräften für ausreichend Sicherheit bei der Mitgliederversammlung zu sorgen.” Und weil mir meine Gesundheit wichtig ist, habe ich ein wenig”getrickst”: Die “Bodyguards” wurden am Freitag kurzerhand noch 1860-Mitglieder, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können. Hat geklappt. Von einer Person wurde ich auf der MV immer wieder verfolgt, sogar Körperkontakt wurde provoziert (dafür gibt es Zeugen).

Nachdem Thomas Schummer seine emotionale Rede gehalten hatte und wenig später schweißgebadet die Halle verlassen musste, bekam ich von meinem Sicherheitsdienst die Information, dass er meine Sicherheit nicht mehr gewährleisten könne. Ich war hin- und hergerissen. Angst kenne ich nicht. Schweren Herzens, nach reiflicher Überlegung, habe ich mich dann doch entschieden, mit dem Securityservice durch die Hintertür die MV zu verlassen. Meine Stimme konnte ich leider nicht mehr abgeben.

Ich frage mich ernsthaft: Ist das noch das 1860, das ich in den 70er Jahren als kleiner Junge kennen- und liebengelernt habe?