VON OLIVER GRISS

Irgendwie muss man Daniel Bierofka ja bewundern. Obwohl im Hintergrund beim TSV 1860 alles andere als planmäßig verläuft, schweigt er. Zum einen, weil er ein äußerst loyaler Löwe ist, zum anderen, um das große Ziel Aufstieg in die Dritte Liga nicht zu gefährden. Die erste Etappe hat er mit der Regionalliga-Meisterschaft fast geschafft - und das obwohl die Bayern-Amateure eigentlich den besseren Kader zur Verfügung hatten. Eine Leistung, die allerhöchsten Respekt verdient. Bierofka hat alles aus der Mannschaft herausgepresst. Er ist übers Limit gegangen.

Der Ex-Nationalspieler würde jetzt gerne den nächsten Schritt gehen beim TSV 1860. Am Montag hat er gemeinsam mit Sportchef Günther Gorenzel in der Aufsichtsratssitzung der KGaA im Büro von MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris das Sport-Konzept präsentiert - doch dieses Projekt kostet Geld. Geld, das die Löwen nicht haben. Im 3-Millionen-Budet von Geschäftsführer Michael Scharold für die Dritte Liga soll NICHT der Erhalt der U21, die Vertragsverlängerung von Daniel Bierofka und die Verpflichtung von erfahrenen Spielern enthalten sein.

Nachdem der Verein in den letzten Monaten keine größeren Geldquellen aufgetan hat (auch weil das Grünwalder Stadion wenig Einnahmemöglichkeiten bietet), bleibt am Ende - wenig überraschend - wieder nur Investor Hasan Ismaik über. Der Mann, der seit dem Zwangsabstieg 2017 mit einer peinlichen Nadelstichpolitik von Vereinsseite bekämpft wurde, soll nun wieder herhalten. Er soll einerseits ein 17-Millionen-Euro-Darlehen verlängern (es muss im Sommer gestundet werden, um die Zukunftsprognose für die nächsten zwei Jahre zu bekommen), andererseits wieder frisches Geld zur Verfügung stellen. Am liebsten als Sponsoring - ohne Gegenleistung. Der Verein würde bestimmt eine bessere Ausgangsposition haben, hätten Reisinger & Co. in den letzten Monaten nicht zweimal die 50+1-Regel angewandt und damit Ismaik provoziert…

Es wäre Bierofka, der Mannschaft und vor allem den treuen Fans zu wünschen, dass Ismaik über seinen Schatten springt und Sechzig erneut hilft - doch ob sich der Jordanier darauf einlässt, wird auch an der Überzeugungsarbeit seines neuen Statthalters Saki Stimoniaris liegen. Der MAN-Betriebsratschef, der mittlerweile überraschenderweise sogar von Präsident Robert Reisinger gelobt wird, hat jetzt die Last zu tragen, um Ismaik einen neuen Weg aufzuzeigen.

Das größte Problem ist jetzt die Zeit. Es muss schnell eine Lösung gefunden werden. Spieler, die es Trainer Bierofka angetan haben, sind nicht mehr lange zu vertrösten.

Hasan, mach’s für Bierofka! Er wird sorgsam mit Deinem Geld umgehen!