VON OLIVER GRISS

Werner Lorant ist eine lebende Legende beim TSV 1860. Heute ist der ehemalige Star-Trainer 69 geworden. “Wir feiern heute am Abend in Waging im kleinen Kreis”, verriet Lorant gegenüber dieblaue24. Das Interview mit der Trainer-Legende aus dem Landkreis Traunstein:

dieblaue24: Herr Lorant, alles Gute zum Geburtstag: Wer hat sich alles bei Ihnen gemeldet?

WERNER LORANT: Viele Fans haben bei mir angerufen, vom Verein habe ich leider nichts gehört. Mein Gefühl sagt mir, dass die einfach vor mir Angst haben. Ich bin auch ein wenig enttäuscht, dass ich in diesem Jahr keine Jahreskarte bekommen habe. Ich werde nicht betteln, aber für mich wäre diese Geste einfach eine Selbstverständlichkeit. Von meinem letzten Verein Union Hallein habe ich sofort eine Karte geschickt bekommen - sogar mit Parkschein. Alle Fans von 1860 freuen sich, wenn sie mich sehen - nur vom Verein höre ich nie was. Das tut schon weh und ist eine Schande. Aber das ist typisch Sechzig. Eigentlich war ich ja nicht irgendein Trainer in diesem Verein…

Wie denken Sie über Präsident Robert Reisinger?

Ich kenne ihn nicht. Deswegen darf ich mir keine Meinung erlauben - aber: Ich habe das Gefühl, dass er zu feige ist, sich bei mir zu melden. Ich hätte mir schon gewünscht, dass er mal anruft und sagt: “Herr Lorant, was können wir tun, um den Verein wieder nach oben zu bringen.”

Wie verfolgen Sie Ihren Verein heute?

Ich wollte mir gestern eigentlich im Fernsehen das Spiel gegen Buchbach anschauen - und dann fällt das wegen Stromausfalls aus. Sachen gibt’s, das kannst du keinem glaubhaft erzählen. Aber man muss auch ehrlich sein: Das Grünwalder Stadion ist einfach nicht mehr modern. Für die Regionalliga reicht das noch, aber wenn du andere Ziele hast, dann brauchst du was anderes. Mein Wunsch wäre ein umgebautes Grünwalder Stadion, weil ich immer gesagt habe, dass 1860 an die Grünwalder Straße gehört - aber die Stadt wird da nicht mitspielen.

Was trauen Sie der Mannschaft zu?

Ich habe schon vor einigen Monaten gesagt: Die Meisterschaft in der Regionalliga wird kein Problem für 1860 sein, auch die Aufstiegsspiele werden gemeistert. Aber dann geht’s in der Dritten Liga darum, sofort wieder oben mitzuspielen. Und da habe ich meine Zweifel.

Momentan sprechen Verein und Investor Hasan Ismaik nicht miteinander.

Das ist kein Zustand - für niemanden. Man muss einfach anerkennen, dass Ismaik unglaublich viel für den Verein getan hat. Solche Leute musst du streicheln - aber auch Ismaik darf nicht beleidigt sein, sondern muss auch bereit sein, sich mit dem Verein an den Tisch zu setzen.

Was war Ihr größter Moment mit Sechzig?

Ich habe viele große Momente gehabt - mit meinem Präsidenten Wildmoser. Wir haben den Verein von der Dritten Liga nach oben geführt - und ich kann ihnen sagen: Wenn man es richtig macht, dann ist das kinderleicht. Es kann nicht sein, dass ein Verein wie 1860 in der Regionalliga spielt und so runtergewirtschaftet worden ist. Die Stadt verträgt zwei erfolgreiche Bundesligisten - dann lebt auch München wieder.

Was war Ihr größter Fehler bei Sechzig?

Fehler? Ich würde heute alles wieder genauso machen. Wir haben uns Jahr für Jahr verbessert, leider ist mein Präsident aber dann größenwahnsinnig geworden. Er hat nicht verstanden, dass man nicht jedes Jahr Vierter in der Bundesliga werden kann. Er hätte auch mal mit Platz 8 zufrieden sein müssen. Das war Wildmosers einziger Fehler. Danach wurde es jedes Jahr schlechter - 2017 ist der absolute Tiefpunkt.