VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Vor allem die letzten Monate haben eines aufgezeigt beim TSV 1860: Der Verein hat ein massives Problem - und das nicht nur im Umgang mit verdienten Mitarbeitern oder Funktionären. Ein großes Zeichen von Führungsschwäche...

Trotzdem sagte Präsident Robert Reisinger nach der Veröffentlichung der Verwaltungsrats-Kandidaten seitens des e.V. gegenüber der “TZ”: “Ich gehe davon aus, dass jeder, der ein Ehrenamt beim TSV München von 1860 anstrebt, auch die Interessen des e.V. vertritt. Daher sehe ich nicht, wo es eine Opposition geben soll.”

Klar ist: Etliche Kandidaten können mit dem aktuellen Kurs, der 1860 im tiefer in die Bedeutungslosigkeit und in eine Peinlichkeit nach der anderen stürzt, nichts mehr anfangen und haben sich aufstellen lassen. Dabei schickt das Bündnis, das seit Wochen von einer bestimmten Seite bekämpft wird, gleich zwei absolute Schwergewichte ins Rennen: Professor Klaus Josef Lutz, früherer BayWa-Boss und amtierender IHK-Präsident - sowie Bayerische-Vorstand Martin Gräfer. Kaliber, die der 1860-Verwaltungsrat - abgesehen vom kurzen Intermezzo des damaligen VW-Aufsichtsrats Saki Stimoniaris (2017) - seit knapp 20 Jahren nicht mehr in seinen Gremien hatte. Lutz gilt als Türenöffner, hat verständlicherweise ausgesprochen gute Kontakte zu diversen DAX-Unternehmen, u.a. zu BMW.

Interessant sind aber auch andere Personalien. Zum Beispiel Gernot Mang. Der Manager ist CEO der Vivonio Furniture GmbH, die einen Umsatz von mehreren 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr schreibt - oder der einstige Burgerkönig Thomas Hirschberger und Klaus Ruhdorfer. Beide gehörten seinerzeit dem Team Profifußball an - beide sind erfolgreiche Unternehmer. Dem Deutsch-Österreicher Mang wird nachgesagt, dass er seit Jahrzehnten einen sehr guten Draht zu Österreichs Milliardär-Granden hat, so zum Beispiel zur Porsche/Piech-Dynastie.

Ist das Präsidium Reisinger gescheitert?

Umfrage endete am 03.04.2024 13:00 Uhr
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Auch Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris hat sich wenig überraschend beworben. Das 52-jährige 1860-Lebensmitglied, das von nicht wenigen aktiven Funktionären als großer “Widersacher” gegen den aktuellen Kurs gesehen wird, hat eine klare Haltung - er will ein erfolgreiches Sechzig ohne Nebenkriegsschauplätze. Stimoniaris ist seit 2019 der Chef des Kontrollorgans der KGaA. Er und der Rest des Gremiums wurden für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.

Der durch die Querelen um den zurückgetretenen Vize-Präsident Hans Sitzberger in den Fokus geratene Verwaltungsrat tritt nahezu unverändert an: Nur Norbert Steppe, der als Vize-Präsident aufgerückt ist und Architekt Christian Groß treten nicht mehr an. Dafür wieder auf der Kandidatenliste: Sascha Königsberg, Markus Drees, Nicolai Walch, Robert von Bennigsen, Gerhard Mayer, Beatrix Zurek und Sebastian Seeböck. Aus den e.V.-Etagen hört man, dass dieser Block sehr siegessicher sei und mit einer weiteren Periode rechne.

Interessant ist in jedem Fall, wer die Kandidaten bis so alles vorgeschlagen hat: So schaltete sich zum Beispiel Ex-Vize Sitzberger gleich viermal ein, um Klaus Josef Lutz, Thomas Hirschberger, Klaus Ruhdorfer und Alexander Hofmann zu einer Kandidatur zu bewegen. Wird Sitzberger so indirekt zum Wahlhelfer? Viele Mitglieder haben dem Klub nicht verziehen, wie mit dem Reinigungsunternehmer in den letzten Monaten umgegangen worden ist. Ein durchaus geschickter Schachzug.

Pikant ist aber auch, dass Peter Schaefer (Vorsitzender Wahlausschuss) und Christian Poschet (Stellvertreter Wahlausschuss) Markus Drees und Sascha Königsberg gemeinsam vorgeschlagen haben. Zudem nominierte Schaefer auch Nicolai Walch und Sebastian Seeböck. Gibt es hier möglicherweise einen Interessenkonflikt?

Zugelassen für die MV (wahrscheinlich am 16. Juni) ist noch keiner der 24 Kandidaten. Das Gremium schreibt: “Von den vorgeschlagenen Personen wurde noch keine durch den Wahlausschuss zugelassen. Das liegt einzig daran, dass über die Zulassung erst ab Ende der Frist für die Einreichung der Steckbriefe der Kandidat/innen (Ablauf des 30. März 2024) entschieden wird. Über die Entscheidung der Zulassung der einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten wird der Wahlausschuss frühestens ab Ende der Einreichungsfrist für deren Steckbriefe.”

Das sind die 24 Kandidaten: Thomas Baudisch, Robert von Bennigsen, Christian Dierl, Anton Dilger, Markus Drees, Alexander Hofmann, Robert Forster, Maximilian Glogger, Martin Gräfer, Thomas Hirschberger, Sascha Königsberg, Peter Kreuter, Klaus Josef Lutz, Gernot Mang, Gerhard Mayer, Franz-Josef Obermaier, Martin Obermüller, Dieter Remmlinger, Klaus Ruhdorfer, Sebastian Seeböck, Karl Sochurek, Saki Stimoniaris, Nicolai Walch, Beatrix Zurek.