Wird RB mittlerweile akzeptiert in Leipzig? Herrscht in der Stadt Euphorie angesichts des sich anbahnenden Aufstiegs?

Kießling: Die Akzeptanz von RB ist auf jeden Fall hoch, das war am Anfang noch nicht so. Da war Red Bull ein bisschen das U-Boot, das von außen in die Stadt kam und wie ein Dienstleister etwas Gutes für die Stadt tun wollte. Wirkliche Begeisterung herrscht in der Stadt aber noch nicht. Darüber wundere ich mich manchmal auch ein wenig. Andererseits keimte die Euphorie zu Drittligazeiten auch erst an den letzten drei Spieltagen auf, als der Aufstieg unmittelbar bevorstand.

Im Fußballmagazin “11 Freunde” haben Sie vor zwei Jahren behauptet: „Fußball ohne RB Leipzig ist wie Fußballspiele mit Videobeweis. Es würden die Diskussionen fehlen, die den Sport so liebenswert machen“. Würden Sie das heute noch unterstreichen?

Kießling (lacht): Eine steile These. RB würde durch seine Polarisierung mediales Interesse erwecken und die Diskussion um den Fußball anheizen. Das würde der Bundesliga in den ersten zwei, drei Jahren guttun und einen Aufmerksamkeitszugewinn bringen. Zumal Leipzig nicht die TSG Hoffenheim ist und RB in der Stadt ganz anders angenommen wird, als es damals in Hoffenheim der Fall war.

Realistisch betrachtet – wo sehen Sie RB in drei Jahren?

Kießling: Wenn es nach dem Plan des Vereins geht, spielen wir um die europäischen Plätze mit, idealerweise um die Champions League. Solange Ralf Rangnick, mit dessen Amtsantritt 2012 Ruhe bei RB eingekehrt ist, seine Hand drüber hält und sich nicht mit Red Bull zerstreitet, ist es wahrscheinlich, dass wir in drei Jahren im ersten Tabellendrittel mitspielen.

Ihr Tipp für das Spiel am Sonntag?

Kießling: 1860 kommt zwar mit drei Siegen in Folge und großer Standardstärke nach Leipzig, aber das Spiel müssen wir nach der 1:2-Niederlage in Freiburg gewinnen. 3:1 für Leipzig.