VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der Wahlkampf beim TSV 1860 ist in vollem Gange: Am Donnerstag kommt es zu einem großen Ballyhoo in der Giesinger VIP-Alm an der Grünwalder Straße 114: Pro1860 lädt zu diesem Spektakel, in dem die eigenen Kandidaten dem Bündnis und neutralen Bewerbern gegenüber stehen.

Für Pro1860 ist der Umzug aufs Löwen-Vereinsgelände ein deutliches Upgrade: Früher wurden die Veranstaltungen in der Wirtschaft “Gartenstadt” durchgeführt. Der Ton war nicht selten rauh, wenn es darum ging, Person X oder Y zu “löchern”. Nach der Veranstaltung 2017, bei der rund 100 Löwen im Saal waren, fragten wir bei Augenzeuge Alois Meindorfer nach - sein Fazit damals war erschreckend: “Ich bin schon ein wenig schockiert, wie hier Verwaltungsrats-Kandidaten derart in die Mangel genommen wurden, dass man sich fragt: Muss man sich so etwas eigentlich antun? Das war eine Veranstaltung in der Höhle des Löwen…”

db24 schrieb damals auch, dass Peter Seeböck, der Vater von Verwaltungsrat Sebastian Seeböck, Saki Stimoniaris (heute Aufsichtsratsboss der KGaA) zur Seite sprang und sagte: “Wir können uns glücklich schätzen, dass sich so ein Mann zu 1860 bekennt.” Seinerzeit war Stimoniaris MAN-Betriebsratsboss und saß zudem bei VW im Aufsichtsrat.

Einige der 24 VR-Kandidaten werden der kommenden Versammlung nach db24-Informationen fernbleiben - einer davon ist auch Unternehmer Klaus Ruhdorfer: Er ist ein gebranntes Kind im Löwen-Kosmos. Er trat 2018 schon einmal bei einer Verwaltungsratswahl an und ging mit dem “Team Profifußball” mit 0:9 unter - und das obwohl Ruhdorfer & Co. ein durchaus ansprechendes Team gestellt hatten. Auch sie wurden von den fleißigen Helfer und Helferleins im Vorfeld in diversen Social Media-Kanälen “bearbeitet”. Bernhard Winkler & Co. boykottierten 2018 das Pro1860-Treffen. Hans Vonavka von Pro1860 sagte damals zur “TZ”: “Glücklich sind wir darüber nicht, weil das Team Profifußball die Autonomie des Vereins untergraben möchte. Sie sind dem Investor zugeneigt und wollen 50+1 kippen. Der aktuelle Weg ist der richtige - wie zum Beispiel mit den Genussscheinen.” Vonavka feierte nach dem Drittliga-Aufstieg seine Mitstreiter: “Der Aufstieg ist nicht hoch genug zu bewerten. Ich verstehe nicht, dass man die, die das mit ermöglicht haben, jetzt zum Teufel jagen möchte und durch Leute ersetzen, die von 1860 keine Ahnung haben.”

Gegenüber db24 begründete Ruhdorfer am Dienstag sein Fernbleiben: “Ich habe bereits vor zwei Wochen schriftlich beim Wahlausschuss meine Teilnahme an der Wahlveranstaltung aus persönlicher Überzeugung abgesagt. Die erdrückende Macht dieser Stadionclique ist für mich bekanntlich Ursache für den schleichenden Niedergang des TSV 1860.”