VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der aktuelle Kurs des TSV 1860 ist wenig vielversprechend und zielführend. Seit sieben Jahren steht Robert Reisinger (60) als Präsident auf der Kommandobrücke. Bei der kommenden Mitgliederversammlung am 16. Juni könnte es zu einem gravierenden Richtungswechsel kommen - vorausgesetzt, die unzufriedenen Löwen gehen in diesem Jahr wählen. Der Schlüssel ist die Wahl des Verwaltungsrats. 24 Köpfe kämpfen um die neun begehrten Plätze.

Das BündnisZukunft1860 ist angetreten, um einen Kulturwandel an der Grünwalder Straße 114 zu vollziehen. Die Initative sieht sich jedoch enormen Angriffen ausgesetzt, vor allem im Internet: Es geht nicht um Inhalt, sondern Polemik. Vieles erinnert an den Kampf im Sommer 2018 gegen das Team Profifußball um Kult-Löwe Bernhard Winkler.

Das allseits bekannte “Löwenmagazin” schrieb beispielsweise am 6. Mai unter dem Titel “Martin Gräfer will volle Kontrolle über den Verwaltungsrat des TSV 1860 München”, dass der Bayerische-Vorstand keinen breit aufgestellten Verwaltungsrat möchte, sondern eine Alleinherrschaft. Das Fanportal, das laut eines db24 vorliegenden Schreibens des Wahlausschußvorsitzenden Peter Schaefer als Löwenheimat Giesing e.V. gemeinsam mit Pro1860 zu einer Wahlveranstaltung in derk kommenden Woche in die VIP-Alm einlädt, spricht von einem Hardliner-Kurs von Gräfer. Der Versicherungsmanager wolle auch nicht zu diesem Treffen gehen, schreibt das Löwenmagazin.

Was wählen Sie am 16. Juni: BündnisZukunft oder Pro1860?

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Dem widerspricht der Gräfer gegenüber db24 entschieden: “Das Bündnis Zukunft verfolgt keinen Kurs gegen einzelne Vereinigungen oder Blogs. Es gibt es keine Vorgaben von Seiten des Bündnisses oder einzelner Kandidaten und jeder Kandidat für den VR entscheidet als Einzelperson selbst. Das Bindeglied zwischen den Kandidaten sind die Inhalte des Strategiepapiers und der Konsens über die zukünftige Ausrichtung des Vereins.” Falsch sei auch, dass er nicht zur organisierten Kandidatenvorstellung gehe. “Ich habe mich keineswegs entschieden, nicht mit Fanblogs, Vereinsbewegungen oder ähnlichem zu sprechen. Im Gegenteil, ich bin offen für Gespräche mit allen, denen der Verein genauso wie mir am Herzen liegt.” Der frühere Münchner Burgerkönig Thomas Hirschberger, der ebenfalls zum Bündnis gehört, sagt: “Wir werden mit mehreren Kandidaten rund um das Bündnis teilnehmen, auch Martin Gräfer wird dabei sein.”

Der aktuelle Verwaltungsrat lebt die Pro1860-Welt seit Jahren vor - das Ergebnis ist hinlänglich bekannt. Für Gräfer und Hirschberger sei es deswegen auch kein Problem, wenn das Bündnis andere klubpolitische Ziele verfolge. “Die Verwaltungsratswahl ist eine Einzelkandidatenwahl. Jedem Mitglied steht es frei, seine neun Stimmen den Kandidaten zu geben, die ihn am meisten überzeugen. Natürlich stehen einige Einzelkandidaten für gemeinsame Ideen und eine gemeinsame Vorstellung von der künftigen Ausrichtung des Vereins. Das gilt auch für die jetzigen Verwaltungsratsmitglieder.”

Deswegen sagt das Bündnis: “Die Kandidaten, die sich die Umsetzung der im Bündnis Zukunft erarbeiteten Inhalte zum Ziel gesetzt haben, stehen für eine deutlich andere strategische Ausrichtung als die bisher im Verein und durch den aktuellen Verwaltungsrat gewählte. Sowohl für die Umsetzung dieses neuen Weges als auch für die Fortführung des bisherigen Kurses ist es vorteilhaft und notwendig, dass im Verwaltungsrat ein grundsätzlicher Konsens über die Ausrichtung des Vereins besteht. Gerade für die Strategie des Bündnis Zukunft, die auf einer fruchtbaren Zusammenarbeit und einem respektvollen Miteinander der Gesellschafter der KGaA beruht, ist es von entscheidender Bedeutung, dass im Verwaltungsrat Einigkeit in einigen Grundsatzfragen herrscht. Daher empfehlen wir, möglichst viele Kandidaten zu wählen, die unseren Kurs unterstützen.” Und dazu betont Gräfer ausschließlich: “Dabei geht es uns nicht um Macht oder Kontrolle, sondern darum, den von den Mitgliedern gewählten Weg und die dazugehörigen inhaltlichen Themen auch wirklich in die Tat umsetzen zu können. Denn sonst drehen die Gremien und damit der Verein weiter hohl. Kurz: Klare Verhältnisse im Verwaltungsrat sind der Weg, Spaltung und internen Zwist zu überwinden und den Fokus zurück auf den sportlichen Erfolg zu lenken.”

Hirschberger fasst zusammen: “Das Schrammen am Abstieg und das Vegetieren in der Dritten Liga können nicht der Anspruch sein, es fehlt der Zusammenhalt und der Dialog, der letztlich den Weg zu professionellen Strukturen und sportlichen Erfolg ebnet.” Und genau dafür steht das Bündnis und ist deswegen angetreten.