VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Löwen-Ultras zogen bei der 0:2-Derbypleite in Unterhaching am vergangenen Sonntagabend ein äußerst unfreundliches Plakat gegen die Vorstädter hoch, auf dem zu lesen war: "Wird das Schweinefutter teuer, zahlen Löwen Topspielsteuer."

Damit zielten die Sechzger auf den Hachinger Top-Zuschlag für dieses innerstädtische Drittliga-Duell ab. Der Stehplatz im Sportpark kostete für das Derby drei Euro mehr als sonst, was aber immer noch billiger als die Stehplatzkarte für den Gästebereich in Giesing ist.

Zuletzt hatte Oliver Mueller, neuer kaufmännischer Geschäftsführer des TSV 1860, angekündigt, dass zur neuen Saison die Dauerkarten-Preise für den Sitzplatzbereich “moderat” angehoben werden sollen - und das obwohl die sportlichen Leistungen alles andere als vergnügungssteuerpflichtig sind. Die Preise für den Stehplatzbereich sollen überraschenderweise unverändert bleiben.

Warum die aktive Fanszene zur eigenen Preispolitik für das Grünwalder Stadion schweigt und sich nicht mit den Sitzplatz-Löwen solidarisiert, darüber sollte jeder selbst nachdenken. Hängt es möglicherweise damit zusammen, dass man die Giesinger Heimat in ein gutes Licht stellen und damit die eigenen Funktionäre nicht kritisieren will?

In den deutschen Ultra-Kurven heißt es seit Jahren: “Der Fußball muss bezahlbar bleiben!” Aber ist Sechzig noch bezahlbar?

Das ist bei 1860 längst nicht mehr der Fall. Die Diskrepanz zwischen Eintrittspreisen und sportlichen Leistungen ist enorm. Der Dauerkartenvorverkauf soll nach dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund 2 (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) starten.

Nachvollziehbar: Im Internet ist die Vorfreude alles andere als groß auf die neue Saison - verständlich angesichts der mangelnden Perspektive und der internen Dauerfehde.

Interessant: Auf einer Facebookseite schreibt ein gewisser Stephan Tempel, der mit seinem Unternehmen auch KGaA-Sponsor ist: “Hallo Herr Mueller, mit Interesse habe ich Ihre Aussage gelesen, die Preise für Dauerkarten im Stehplatzbereich nicht zu erhöhen. Das freut mich für jeden der im Stehplatzbereich untergekommenist. Gleichzeitig frage ich mich, wo wir bei den Sitzplätzen eigentlich preislich noch hin sollen. In der Saison 2017/18 habe ich für meinen Sitzplatz in der Stehhalle - faktisch ist das ein überdachter Stehplatz, weil in unserem Bereich zum Glück noch überwiegend gestanden wird - als Mitglied 290,- Euro gezahlt. Wir stiegen auf und bezahlten in der kommenden Saison 18/19 dann 380,- Euro. In der folgenden Saison fiel dann die Mitgliederermäßigung weg, die Karte wurde jedoch noch einmal über 20% teurer. 460,- Euro zahlte man jetzt für einen Sitzplatz. Der Preis blieb dann für weitere zwei Jahre stabil - als Dank dafür, dass die meisten Löwenfans in den Corona-Saison ihr Eintrittsgeld oftmals gespendet haben, ohne die Spiele sehen zu können. Doch dafür langte man in den kommenden Spielzeiten richtig hin: Von 460,- auf 500,- Euro und in der drauf folgenden Saison gleich noch einmal weiter rauf, auf 575,- Euro. Zur Krönung strich man zugleich noch die MVV-Nutzung. Für viele Münchner, für die sich ein MVV-Abo nicht lohnt (wie z.B. meine bessere Hälfte als frischgebackene Mutter) wird damit jeder Spielbesuch noch einmal 8,- Euro teurer. Macht auf eine Saison weitere 150,- Euro.”

Kaufen Sie sich noch eine Dauerkarte für die Saison 2024/2025 für die Löwen?

Umfrage endete am 16.05.2024 13:00 Uhr
Nein, Sechzig hat mich müde gemacht!
42% (961)
Ich hatte in dieser Saison keine Dauerkarte!
22% (501)
Ja, freilich: Einmal Löwe, immer Löwe!
20% (472)
Nein, ich steige auf MagentaSport um!
16% (372)

Teilnehmer: 2306

Der Gründer von Löwenforum.de und Sechzger.de entrüstet: “Ach ja: die 90,- Euro Mitgliedsbeitrag, ohne die man ja gar nicht in den Genuss kommt, eine Karten überhaupt kaufen zu dürfen. Das bedeutet, der gute Mann benötigt im Jahr über 1200,- Euro, um die Löwen von seinem Sitzplatz-Dauerkarte aus anschauen zu können. Jemand aus dem Münchner Stadtgebiet über 800,- Euro inkl. MVV und Mitgliedschaft. Ist Ihnen eigentlich bewusst, wieviel Geld das für einen Normalverdiener in München ist? Gerade in diesen Zeiten.”

Die Ticketerhöhungen waren für die Fanlandschaft in den vergangenen Jahren sehr schmerzhaft: “Die letzte Preiserhöhung auf den Sitzplätzen war so kräftig, dass sie sich viele Löwenfans nicht mehr leisten konnten oder wollten und auf die Stehplätze ausgewichen sind. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Löwenfans konnten sich ihren angestammten Platz nicht mehr leisten. Es ist mir absolut schleierhaft, wie man bei dieser Preisentwicklung überhaupt darüber nachdenken kann, die Sitzplatzkarten erneut teurer zu machen.”

Und weiter erklärte der Giesing-Fan, er unterstütze “meinen Verein gerne und nach Kräften, allerdings möchte ich mir nicht wie eine Melkkuh vorkommen, aus der man das Maximale rausholen kann.”

Sein Plan für die kommende Spielzeit: “Bei einer erneute Preiserhöhung auf den Sitzplätzen werde ich ab der kommenden Saison dann vermutlich nach fast 40 Jahren Stadionbesuch auf ein Magenta-Abo ausweichen. Irgendwann ist es dann einfach auch gut.”

db24 meint: Dass die Rückkehr ins Grünwalder Stadion mit One-Way-Ticket unwirtschaftlich und unvernünftig ist, das wussten nach dem Zwangsabstieg 2017 zumindest diejenigen, die sich mit dem TSV 1860 seit Jahrzehnten intensiv auseinandersetzen und nicht blauäuig sind. Irgendwer muss die kostspieligen Heimatgefühle (derzeit rund 1,6 Millionen Euro pro Saison - und das ganz ohne Catering) ja schließlich auch bezahlen. Übrigens war das 2017 auch nachzulesen auf db24.

Wie denken Sie über die Preispolitik des TSV 1860 in Bezug auf Eintrittskarten? Schreiben Sie uns unter dem Stichwort “Dauerkartenpreise 2024/2025” eine Email an redaktion@dieblaue24.de