VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Je länger der TSV 1860 in der Zweiten Liga dümpelt, desto mehr Anerkennung findet im nachhinein die Leistung von Werner Lorant. Der 68-jährige Kulttrainer, der heute zurückgezogen in Waging am See lebt, führte den Verein in den 90er Jahren in Rekordzeit von der drittklassigen Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation. Mit seinem Aus im Jahr 2001 begann der Kultklub aus Giesing langsam zu bröckeln.

Auch Pereira kann nicht zaubern

Ab heute versucht Vitor Pereira, der Millionen-Trainer aus Portugal, die Löwen wiederzubeleben. Der 48-Jährige startet um 10.30 Uhr sein Projekt beim TSV 1860. “Ich wünsche Pereira, dass er es schafft”, sagte Lorant gegenüber dieblaue24: “Es wird aber nicht einfach für ihn. Noch hat er den selben Kader wie sein Vorgänger und Zeit hat er auch nicht viel. In etwas mehr als drei Wochen beginnt die Liga wieder. Auch Pereira kann nicht zaubern. Für mich ist die Mannschaft nicht stimmig genug zusammengestellt. Das habe ich schon im Sommer gesagt. Ich hoffe für Pereira, dass er die Mannschaft auf den entscheidenden Positionen korrigieren darf.”

Zuletzt hat Pereira - wie Lorant 2002 - bei Fenerbahce Istanbul gearbeitet. Auch der Portugiese musste wie Lorant nach der Vize-Meisterschaft am Bosporus gehen: “Für Pereira wird 1860 ein Kulturschock. Es ist alles viel kleiner, aber weniger leidenschaftlich.”

Ein Trainingslager in der Sonne - noch dazu 16 Tage - muss man sich verdienen. Ich hätte die Mannschaft durch den Schnee gescheucht

Dass Pereira mit den Löwen nach Portugal ins 16-tägige Trainingslager fliegt, überrascht Lorant: “Richtig wäre es gewesen, wenn Pereira die Mannschaft durch den Schnee gescheucht hätte. Das hätte richtig Kraft gegeben. Ein Trainingslager in der Sonne - noch dazu 16 Tage - muss man sich verdienen.”

Immerhin wird die Mannschaft mehr Ruhe bekommen als in den letzten Jahren. Geplant ist, dass das Training in Troia nur für die erste Viertelstunde geöffnet ist. “Das ist normal in der Türkei”, verrät Lorant: “Zu meiner Fenerbahce-Zeit haben nur in den seltesten Fällen die Tore für die Fans geöffnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Pereira das auch so bei 1860 praktiziert. Ich habe bei Fenerbahce meine Mannschaft von morgens bis abends bei mir gehabt.”