Nach vier Spielen ohne Niederlage hat es die Löwen mit dem 1:2 in Leipzig wieder erwischt – dennoch durfte die Möhlmann-Elf mit erhobenen Hauptes den Rasen verlassen. Die Leistung war nicht die eines Abstiegskandidaten. Die blaue Notenparade in der Einzelkritik:
Stefan Ortega (Note 4): Sein erster schwacher Auftritt, seit er Vitus Eicher als Nummer eins ablöste: Verschätzte sich in Halbzeit eins zweimal bei langen Bällen und war beim 1:2 zu zögerlich, hätte durch schnelles Herauslaufen den Winkel für Klostermann verkürzen müssen. Chancenlos beim Ausgleich von Selke. Immerhin fischte er in der 60. Minute einen Kopfball akrobatisch aus dem Winkel, gegen seinen Ex-Klub Arminia Bielefeld muss er sich nächste Woche aber sicherer präsentieren.
Gary Kagelmacher (Note 3): Ließ sich wie die gesamte Löwen-Defensive zu oft von Forsberg austanzen, klärte einmal unnötig zur Ecke. Nach seinem Handspiel in der 50. Minute hätte es Strafstoß für RB geben müssen. Klärte dafür oft in brenzligen Situationen und zeigte kämpferisch eine starke Leistung.
Christopher Schindler (Note 3): Schmälerte seinen starken Auftritt, als er RB mit einem Katastrophenpass in der 86. Minute eine gute Gelegenheit ermöglichte. Positiv: Klärte mehrfach konsequent gegen Forsberg und Quaschner, auch seine Spieleröffnung war ordentlich. Sinnbildlich für seine Entschlossenheit war die 62. Minute, als er Forsberg gleich zweimal durch beherzte Grätschen am Abschluss hinderte. So muss sich ein Löwenkapitän präsentieren.
Jan Mauersberger (Note 3): Lange Zeit unauffällig, was bei einem Innenverteidiger ein gutes Zeichen ist. Ganz wichtig sein taktisches Foul kurz vor der Halbzeit, als er Forsberg umsenste. Aber: Beim Ausgleich stand er allerdings zu weit weg von Selke – noch befriedigend.
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Maxi Wittek (Note 4): Zeigte eine entschlossene Leistung, timte aber teilweise seine Tacklings nicht gut. Holte sich für ein unbeholfenes Einsteigen die gelbe Karte ab, der folgende Freistoß führte zum 1:1. Gab eine gute Konterchance leichtfertig her, als er Aycicek mittig durchschicken wollte, anstatt ihn außen in Szene zu setzen. Auch die Leipziger Führung fiel über seine Seite. Zugebenermaßen stellt der RB-Sturm aber absolutes Erstliganiveau da, was es ihm extrem schwer machte.
Romuald Lacazette (Note 2): Mehr Licht als Schatten. Mit vielen energischen Balleroberungen sorgte er für offensive Ausrufezeichen. Es war das bislang beste Spiel des 22-jährigen Franzosen. Sein Auftritt macht Geschmack auf mehr.
Milos Degenek (Note 2): Vertrat den grippegeschwächten Bülow als Abräumer vor der Abwehr und machte seine Sache sehr gut: Bissiges Zweikampfverhalten, gewann viele Kopfballduelle. Nach zu harter Grätsche sah er in der zweiten Halbzeit Gelb und hielt sich in seinen Tacklings daher ein wenig zurück. An den beiden Gegentreffern traf den australischen U23-Nationalspieler keine Schuld.
Levent Aycicek (Note 3): Nach ein paar etwas schwächeren Auftritten war die Leihgabe aus Bremen dieses Mal wieder der Aktivposten bei den Löwen: gute Dribblings, holte viele Freistöße raus, dazu in der 51. Minute ein Zuckerpass auf Mölders, der zum 1:0 führte. Der 21-Jährige verkörpert oberes Zweitliga-Niveau.
Michael Liendl (Note 4): Nahezu unsichtbar, nur zweimal fiel der Österreicher positiv auf: Schlug kurz vor der Halbzeit eine raffinierte Halbflanke auf Mölders und probierte es nach dem Wiederanpfiff mit einem Fernschuss, der allerdings kein Problem für Leipzigs Keeper Gulacsi darstellte. Seine Standards zündeten diesmal nicht, in der 66. Minute wurde er erschöpft gegen Daylon Claasen ausgewechselt.
Rubin Okotie (Note 4): Eine blutleere Partie des 28-Jährigen: Vertändelte viele Bälle und spielte oftmals direkt in den Fuß des Gegners. In der 17. Minute bewegte er sich von Demme weg, anstatt ihn bei seinem Lattenkracher zu stören. Schade, dass es für den Österreicher nach seinem Tor gegen Bochum nicht mehr läuft, im Abstiegs-Showdown gegen Bielefeld braucht 1860 einen Okotie in Topform.
Sascha Mölders (Note 3): Die Bissigkeit und den Willen des 30-Jährigen hat man im Löwenstürm lange nicht mehr gesehen: Behauptete sich in der 51. Minute überragend gegen Compper und netzte zum 1:0 – das Tor leitete er im Mittelfeld selbst ein. In der ersten Halbzeit lief er geschickt den Torwart an, dessen Klärungsversuch prallte an Mölders ab und landete am Außenpfosten. Insgesamt ein starker Auftritt der Leihgabe aus Augsburg.
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Daylon Claasen (Note 4): Kam in der 66. Minute für Liendl und wirbelte über den Platz, ohne etwas Gefährliches kreieren zu können. Als sich ihm eine gute Schusschance bot, zögerte er zu lange und die Aktion verpuffte im Nichts.
Nico Karger (Note 4): Kam in der 75. Minute für Aycicek – und war abwesend, als Klostermann zum 2:1-Siegtor für Leipzig traf. Muss sich steigern, um sich weitere Kurz-Einsätze zu verdienen.
Valdet Rama: Kam in der 85. Minute für Mölders, wurde nicht mehr auffällig.
Benno Möhlmann (Note 3): Ihm waren personell die Hände gebunden, weil das Verletzungslazarett bei 1860 immer größer wird. Statt Nico Karger oder Daylon Claasen könnte er aber Valdet Rama als ersten Joker bringen, der Albaner zeigte sich bei seinen bisherigen Kurzauftritten als deutlich aktiver als die beiden anderen Flügelspieler. Trotzdem: Möhlmann hat der Mannschaft wieder Leben eingehaucht.
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