Silvester steht vor der Türe – Zeit, zurückzublicken…
Ein – wieder einmal – ereignisreiches Jahr liegt hinter dem TSV 1860. Vieles ist passiert an der Grünwalder Straße 114 – auf und neben dem Platz. Eines wurde wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Langweilig wird es bei den Löwen nicht. Wir haben für Euch die Tops & Flops des Jahres 2022 zusammengefasst:
Tops
Stadion-Gipfel: OB Dieter Reiter hatte den Löwen im September auf der Wiesn in der Stadion-Debatte die Hand gereicht, 1860 nahm es an. Ende November kam es tatsächlich zum von vielen kaum mehr möglich gehaltenen Stadiongipfel im Rathaus. Von 1860-Seite waren Aufsichtsratsvorsitzender Saki Stimoniaris, Finanz-Geschäftsführer Marc Pfeifer sowie e.V.-Präsident Robert Reisinger mit dabei. Die Vertrter der Stadt München: OB Reiter sowie Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl. Konkrete Ergebnisse gab es bei diesem ersten Zusammenkommen zwar nocht nicht, Anfang 2023 sollen die Gespräche fortgesetzt werden. Aber: Nach Jahren des Stillstands ist dieser erste Stadion-Gipfel ein Riesenschritt in Richtung vernünftige Stadion-Lösung für die Löwen.
Rekord-Löwen zu Saisonbeginn: Fünf Siege zu Saisonstart. Die Mannschaft von Trainer Michael Köllner schrieb im Sommer diesen Jahres Vereins-Geschichte. Nie zuvor legte eine Löwen-Mannschaft eine derartige Serie zu Beginn einer Spielzeit hin – historisch. Mit den fünf Triumphen – 4:3 in Dresden, 1:0 gegen Oldenburg, 4:0 gegen Meppen, 1:0 in Verl, 3:1 gegen Halle – stellte 1860 zudem den Drittliga-Startrekord von Jahn Regensburg und Kickers Offenbach ein. Den ersten Punktverlust der Sechzger setzte es erst am 6. Spieltag – 1:1 bei Viktoria Köln.
Vertragsverlängerung mit Leandro Morgalla: Mit Leandro Morgalla spielt derzeit das wohl größte Löwen-Talent der letzten Jahre an der Grünwalder Straße 114. Kein Wunder, dass bereits zahlreiche Bundesligisten und internationale Vereine ihre Fühler nach dem 18-jährigen Innenverteidiger ausgestreckt haben. Umso erfeulicher, dass 1860 Ende September den U19-Nationalspieler mit einem langfristigen Arbeitspapier ausstatten konnte. Der Vertrag Morgallas läuft bis 2026 – ohne Ausstiegsklausel. Freilich bedarf es einer blühenden Fantasie, um sich das Defensiv-Juwel bis 2026 im Sechzger-Dress vorzustellen. Im Sommer dürfte Morgalla nur bei einem Zweitliga-Aufstieg zu halten sein. Eines aber ist gewiss: Verlässt das Super-Talent – aktueller Marktwert 1 Million Euro – dürfte es eine siebenstellige Summe für die Löwen geben.
U19 und U17 in der Junioren-Bundesliga: Ganz wichtiges Zeichen für die Außendarstellung des TSV 1860: Seit diesem Sommer sind sowohl die U19 als auch die U17 wieder in ihrer jeweiligen Bundesliga vertreten – erstmals seit dem Zwangs-Abstieg 2017. Und beide Teams der Jungslöwen verkaufen sich ordentlich: Die U19 von Trainer Jonas Schittenhelm steht im Tabellen-Mittelfeld, punktgleich mit dem deutlich finanzstärkerem Stadtrivalen von der Säbener Straße. Zwar auf einem Abstiegsrang, allerdings mit nur einem Zähler Rückstand auf das rettende Ufer, überwintern die B-Junioren von Coach Felix Hirschnagl. In den drei verbliebenden Partien haben sie den Klassenerhalt in der eigenen Hand.
Legenden-Derby im Olympiastadion: Blau gegen Rot. 1860 gegen den FC Bayern. Stadtderby in München. Zumindest für einen Nachmittag wurden Ende Oktober im Olympiastadion die Erinnerungen an die legendären Duelle der beiden Rivalen wieder geweckt. Vor 25.000 Zuschauern – unter anderem Uli Hoeneß – in der Kultstätte am Oberwiesenfeld unterlagen die Löwen-Legenden – gecoacht von den beiden Kult-Trainern Karsten Wettberg und Werner Lorant – mit 6:8 gegen die Helden früherer Tage der Bayern. Es war ein Nachmittag, der Spaß machte – und Lust auf mehr weckte. Eine gelungene Abwechslung zum oftmals tristen Drittliga-Alltag der Löwen.
„,“
Flops
Pyro-Spitzenreiter der Dritten Liga: Die Drittliga-Tabellenführung hat 1860 im Verlauf dieser Saison auf sportlicher Ebene verspielt. Kurz vor Weihnachten schwang sich der Löwe dagegen in einem weitaus weniger erfreulichen Ranking zum Liga-Primus auf: Die Pyrostrafen-Tabelle. Sage und schreibe 47.300 Euro musste Sechzig in dieser Saison bereits für die Vergehen seiner Anhänger an den Deutschen Fußball-Bund abdrücken. Zum Vergleich: Der Zweite des Rankings, Rot-Weiss Essen, musste für seine ebenfalls keinesfalls als harmlos bekannten Fans bisher 25.000 Euro berappeln – etwas mehr als die Hälfte der Löwen-Sanktionen. Und das obwohl bei 1860 derzeit händeringend Verstärkungen für den Aufstiegskampf gesucht werden. Dass sich die Fans letztendlich ins eigene Fleisch schneiden, scheint noch nicht bei jedem Sechzger-Anhänger angekommen zu sein.
Internas werden an die Presse weitergegeben: Anfang November glich die Grünwalder Straße 114 einer Kraterlandschaft. Der Löwe verlor in der Dritten Liga dreimal in Serie, überall brodelte es. Eine Zeitung sprach vor dem Jahres-Finale gegen Rot-Weiss Essen gar von einem Endspiel für Trainer Michael Köllner. Der reagierte auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit Essen mit deutlichen Worten: “Wenn Insider irgendwelche Informationen an die Presse durchstecken, dann ist das kein Ruhmesblatt für einen erfolgreichen Verein. Es werden Dinge gestreut, die am Ende nicht der Wahrheit entsprechen. Es wird versucht, nicht erfolgreich zu sein.” Wen Köllner mit seiner Kritik meinte, sagte er nicht – dennoch war die Richtung seiner Schelte unschwer zu deuten.
Enttäuschende Kulisse bei der Mitgliederversammlung im Zenith: Anfang Juli wurde Löwen-Präsident Robert Reisinger für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Rund 18.000 stimmberechtigte Mitglieder gibt es bei 1860 – 310 von ihnen gingen letztendlich zur Wahl – Minus-Rekord! Am Ende reichten Reisinger 290 Stimmen zur Wahl. Einen Gegenkandidaten gab es im demokratischen System der Löwen übrigens nicht. Der Verwaltungsrat hatte den 58-jährigen Reisinger als einzigen Kandidaten vorgeschlagen. Eine Möglichkeit zur Online-Abstimmung, wie im 21. Jahrhundert mittlerweile usus, gibt es bei Sechzig übrigens nicht.
Streit um die Markenrechte: Immer wieder wurden in der Vergangenheit die Bild- und Wortmarken, die der seit 2002 ausgegliederten TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA gehören, für andere Zwecke missbraucht. Dies ging soweit, dass sich die Verantwortlichen Ende Juni dazu gezwungen sahen, eine Übersicht der geschützten Bild & Wortmarken zu veröffentlichen. Auf die vertraglich festegehaltenen Statuten antwortete ein Teil der aktiven Fanszenen mit beleidigenden Plakaten gegen Ismaik-Statthalter Anthony Power. Giesing, wie es leibt und lebt.
Fake-News über fehlende Gelder für die Drittliga-Lizenz: Der Aufschrei Anfang Dezember war groß, als in Fan-Foren das Gerücht in Umlauf gebracht wurde, dass der Löwe Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Lizenzierungs-Auflagen habe und ihm deshalb Sanktionen wie einem Punktabzug drohen. Innerhalb weniger Stunden reagierten die 1860-Verantwortlichen. Zuerst reagierte Mehreits-Gesellschafter Hasan Ismaik via Instagram: “Ich kann versichern, dass wir alle unsere Hausaufgaben erledigt haben und dies auch weiter tun werden. Von einem Punktabzug oder sonstigen Sanktionen kann keine Rede sein. Es wird absichtlich künstlich negative Stimmung kreiert.” Wenig später meldete sich auch Präsident Reisinger im “Münchner Merkur” zu Wort: “Ich verstehe gar nicht, wie man auf so einen Schmarrn kommen kann.” Damit stand der Ober-Löwe nicht alleine da. Bis auf die Verfasser der Texte dürfte diese kaum jemand im Löwen-Kosmos verstanden haben. Und siehe da: Kaum eine Woche später wurde bekannt, dass Ismaik mit einer Umwandlung von Krediten in Genußscheine sowie weitere Darlehen den Spielbetrieb für die kommende Saison gesichert hat.