Das große Lorant-Interview: „Ich sehe nur noch Rote – ich muss Bayern-Trikots jetzt schon verbieten…“

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Herr Lorant, Sie werden heute 68: Wie fit sind Sie noch?

WERNER LORANT: Ich bin noch ein junger Bursche. Nur in meinem Pass steht, dass ich schon 68 bin. Ich kann den jungen Leuten schon noch Dampf machen, das habe ich bei meinen sieben Spielen mit dem TSV Waging auch bewiesen. Auf den großen Fußball habe ich schon lange keine Lust mehr.

Feiern Sie Ihren Ehrentag in geselliger Runde?

Nein, die Christl Estermann hat uns Karten für meinen Verein besorgt – ich gehe heute mit meinem Freund Andi Barmbichler in die Allianz Arena: Wenn Sie so wollen, dann ist 1860 meine Feier – und wehe, die Löwen gewinnen nicht gegen Kaiserslautern. Was ich übrigens sehr traurig finde, ist die Tatsache, dass ich immer noch um Karten betteln muss. Das gehört sich nicht und kann ich nicht begreifen. Wenn ich 1860 zu teuer bin, dann sollen sie mich als Ehrenmitglied streichen.

Wenn ich 1860 zu teuer bin, dann sollen sie mich als Ehrenmitglied streichen.

Heute gegen Lautern (20.15 Uhr, dieblaue24-Liveticker) geht`s auch um den Job von Kosta Runjaic…

Ich habe persönlich nix gegen ihn – aber ich frage mich: Wer hat den ausgesucht? 1860 braucht einen Trainer, der weiß, wie 1860 tickt und was es heißt, einen Verein wie 1860 trainieren zu dürfen. Das ist eine Lebensaufgabe und nicht nur ein Job.

Welchen Trainer hätten Sie 1860 denn empfohlen?

Es gibt genug Trainer, die zu 1860 passen. Jens Keller beispielsweise ist einer, der wie die Faust aufs Auge zu unserem Verein gepasst hätte – aber den hat im Klub keiner beachtet. Jetzt steht er mit Union Berlin vor 1860. Auch Uwe Wolf (Wacker Burghausen, d. Red.) versteht den Verein. Es gibt genug gute Trainer, die mit dem Fahrrad nach München kommen würden, um bei 1860 zu arbeiten. Es kann wirklich nicht sein, dass man im November schon wieder sich über einen neuen Trainer Gedanken machen muss. Es ist nur noch traurig.

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Wundert es Sie, dass 1860 wieder im Keller steht?

Ehrlich? Nein! Ich sehe in der Mannschaft nicht die Qualität, die für oben reicht. Zum einen ist die Mannschaft viel zu alt und auch viel zu international besetzt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich hatte in der Zweiten Liga auch auf Peter Pacult, der damals über 30 war, gesetzt – doch bei der Kaderzusammenstellung muss ich mir vor allem Gedanken machen, wie setze ich mein Puzzle zusammen, damit ich erfolgreich bin. Sie glauben doch nicht wirklich, dass es den ein oder anderen Legionär interessiert, ob 1860 aufsteigt. Und dann noch was…

Bei 1860 bekommen die Spieler ein tolles Grundgehalt: Der eine Teil wird in Autos und Klamotten investiert, der andere wird in die Heimat geschickt. Freunde, so funktioniert das nicht!

Nur zu…

Was ich überhaupt nicht verstehen kann, dass bei 1860 nach 13 Jahren Zweite Liga noch immer richtig gutes Geld bezahlt wird. Wenn ich höre, was der ein oder andere Spieler verdient und sehe, wo Mannschaften wie Heidenheim oder Sandhausen stehen, dann wird es mir schwindlig. Bei 1860 bekommen die Spieler ein tolles Grundgehalt: Der eine Teil wird in Autos und Klamotten investiert, der andere wird in die Heimat geschickt. Freunde, so funktioniert das nicht! Im Fußball geht es nur über Leistung: Wenn die Spieler gewinnen, dann sollen sie auch gut verdienen – aber nicht umgekehrt.

Vielleicht sollten Sie das heute Investor Hasan Ismaik in der Allianz Arena mal zurufen…

Der kommt heute? Sehr gut! Dem werde ich was erzählen. Hoffentlich sehe ich ihn auch – ich werde ihm auch sagen, dass 1860 endlich wieder die Rivalität mit dem FC Bayern in der Stadt braucht. Wenn ich in Waging meine Fußballschule mache, dann sehe ich nur noch Rote. Da werde ich blind. Ich muss Bayern-Trikots jetzt schon verbieten…

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