Peter Grosser ist einer der Größten, die jemals für 1860 das Trikot getragen haben. Heute feiert der Meister-Kapitän von 1966 seinen 79. Geburtstag. Wir haben mit ihm gesprochen. Das Grosser-Interview auf zwei Seiten:
dieblaue24: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Grosser: Was macht die Gesundheit?
PETER GROSSER: Toi, Toi, Toi – es ist alles in bester Ordnung. Das Wichtigste ist die Gesundheit, die kann man nicht kaufen. Im letzten Jahr hatte ich ein Gallenoperation – aber das war’s. Gefeiert wird heute übrigens nicht, ich bin kein Feierbiest (lacht). Ich feiere am liebsten zu zweit und nicht im großen Kreis. Jetzt warten wir einfach mal das nächste Jahr ab, wenn der 80. Geburtstag ansteht.
Macht Ihnen die neue Löwen-Mannschaft wieder Spass?
Daniel Bierofka und seine Jungs machen das super – großes Kompliment dafür. 1860 wird mit großem Vorsprung den Titel holen. Die U21 war in der vergangenen Saison schon hinter der Übermannschaft Unterhaching Zweiter – ich sehe sonst keine Konkurrenz. Schon jetzt muss man den Blick auf die Relegation richten. Und da ist es notwendig, die Mannschaft im Winter mit zwei, drei starken Spielern nochmal zu verstärken, um nicht das Risiko einzugehen, in der Relegation möglicherweise auszuscheiden.
1860 hat nicht an die Masse der Fans gedacht – das war egostisch
Ist Ihr Ärger über den Umzug von der Allianz Arena ins Grünwalder Stadion mittlerweile verraucht?
Nein, natürlich nicht. Mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion bin ich überhaupt nicht einverstanden. Ich hätte schon gedacht, dass man bei 1860 mittel- und langfristig denkt, deswegen wäre ein Verbleib in der Arena essentiell wichtig gewesen. Vorallem vor dem Hintergrund, dass alle drei Vertragspartner, der FC Bayern, Allianz und der Caterer, wollten, dass 1860 bleibt. Das ist Tatsache. Ich habe dazu viele Gespräche geführt. Der Caterer hat große Probleme, aber auch der FC Bayern mit seinen Logen. Es hätte für 1860 keine bessere Verhandlungsposition gegeben, aber der Verein wählte den Weg zurück in die Ruine und das nur, weil die Leute egostisch und nicht an die Masse der Fans gedacht haben, die jetzt keine Karte mehr bekommen. Und davon gibts sehr viele…
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Haben Sie mit dem Grünwalder gebrochen?
Das Stadion ist die Spielstätte meiner und unserer größten Erfolge, die Stimmung war damals unglaublich – aber jetzt kommt’s: Das Stadion ist jetzt baufällig und marode, als moderner Verein sollte man sich endlich für die Zukunft ausrichten. Mir macht dieses Stadion keinen Spass mehr, selbst wenn so ein Hit gegen Schweinfurt ansteht. Ich war vor fast drei Jahrzehnten bei diesem Jahrhundertspiel gegen Schweinfurt im Stadion, das 3:3 ausging. Das war Exstase pur. Aber das wird es nicht mehr geben. Mein Problem ist, dass niemand bei 1860 an die vielen positiv verrückten Löwen-Fans denkt, die ausgesperrt werden. Deswegen gehe ich auch nicht mehr ins Stadion. Ich bin auch nicht einverstanden mit dem Ton auf der Haupttribüne. Das ist teilweise nicht jugendfrei, was da geschimpft wird. Super finde ich aber, wie die Ultras für Ordnung rund um das Stadion sorgen.
Der Verein meldete zuletzt, im Zuge des Zwangsabstiegs 3000 neue Mitglieder aktiviert zu haben.
Die Löwen-Familie ist schon immer für ihren großen Zusammenhalt gestanden, die Euphorie, die 12.500 Zuschauer in Giesing veranstalten, sorgt für Aufbruchstimmung – aber ist aus meiner Sicht kurzfristig gedacht. Und ich bin 79 (lacht). Ich wünsche mir mehr Fußball-Kompetenz in verschiedenen Gremien bei 1860, dann dürfte es ganz schnell gehen, dass 1860 wieder nach oben geht. Was Darmstadt geleistet hat, sollte auch für einen Verein wie 1860 möglich sein.
Ismaik? Der Hauptschuldige des Abstiegs ist weiterhin der Verein
Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik hat sich aus dem operativen Geschäft bei 1860 zurückgezogen.
Für mich ist das kein negatives Signal. Warum soll sich Ismaik auch melden? Im Sport läuft’s, dafür sorgt Daniel Bierofka. Für mich ist der Hauptschuldige des Abstiegs weiterhin der Verein, weil er es nicht geschafft hat, das Geld von Hasan Ismaik richtig zu verwalten. Man tut Ismaik unrecht. Seit Jahrzehnten ist bei 1860 keiner, der von Profifußball Ahnung hat. Wenn das der Fall gewesen wäre, wäre 1860 jetzt nicht in der Regionalliga.
Derzeit wird über eine Reform der Aufstiegsregelung der Regionalligen diskutiert.
Meiner Meinung nach war es der größte Fehler, fünf Regionalligen einzuführen, nur damit Bayern eine eigene Regionalliga bekommt. Jetzt hat man den Salat. Niemand ist damit einverstanden. Die kleinen Vereine finden das verständlicherweise toll, einmal in der Vereinsgeschichte gegen 1860 spielen zu dürfen. Aber die größeren Klubs denken anders. Frag nach bei Haching: Die wurden am Ende mit 20 Punkten Vorsprung Meister und mussten dann in der Relegation zittern. Das ist im Fußball ein Unding.