Petar Radenkovic, Fredi Heiß, Rudi Völler – der TSV 1860 hat in seiner traditionsreichen Geschichte viele großartige Spieler hervorgebracht. In unserer neuen Rubrik “Hall of Fame” würdigen wir ab sofort die größten Legenden, die seit der Vereinsgründung im Löwen-Trikot aufgelaufen sind.
Los geht’s heute mit Sechzigs Torwart-Ikone und vier Ausnahmespielern der Vorkriegszeit:
Petar Radenkovic (*1. Oktober 1934 in Belgrad):
Löwen-Meriten: Er ist bis heute der beste Torwart, den 1860 je hatte, laut eigener Aussage war er zu seiner Zeit sogar “bestes Torwart von Welt”: Petar “Radi” Radenkovic prägte die legendäre Löwen-Elf der 60er Jahre mit seinem fast schon revolutionär anmutendem offensiven Torwartspiel, formidabler Ballbehandlung und überragenden Reflexen auf der Linie. Im Finale des Europokals der Pokalsieger 1965 brachte er West Ham Uniteds Stürmer reihenweise zur Verzweiflung, in der Meistersaison 1965/66 stand er in allen 34 Partien auf dem Platz. Neben dem Platz wurde Radenkovic mit seinem Schlager-Hit „Bin i Radi, bin i König“ deutschlandweit bekannt, nach seiner aktiven Karriere war er dann lange Zeit als Gastronom in München tätig, bis er sich 2009 in seine Heimatstadt Belgrad zurückzog. Arnd Zeigler würdigte Radenkovic in seiner Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußbals“ mit einem Zusammenschnitt seiner schönsten Ausflüge und Paraden, welchen ihr euch hier anschauen könnt:
Für die Löwen aktiv von: 1962-1970
Einsätze: 245 (0)
Max Schäfer (*17. Januar 1907 in Landshut, † 15. September 1990):
Löwen-Meriten: Wir schreiben das Jahr 1927, die Löwen kämpfen in der Bezirksliga Südbayern um den Einzug in die Endrunde der Süddeutschen Meisterschaft, als am 11. Dezember das Stadtderby gegen den FC Bayern ansteht. Der damals 20 Jahre alte Max Schäfer darf zum ersten Mal für 1860 auflaufen und legt einen Traumeinstand hin: Mit drei Treffern schießt er die Löwen zu einem 5:4-Erfolg gegen den FCB.
Vier Jahre später stand Schäfer 1931 als gestandener Allrounder mit dem TSV im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen Hertha BSC, das die Mannschaft von Trainer Max Breunig unglücklich mit 2:3 verlor. 1934 durfte er sogar einmal für die deutsche A-Nationalmannschaft auflaufen. Nach seinem Karriereende 1937 übernahm der als „Fußball-Professor“ geehrte Schäfer das Traineramt bei den Löwen, mit denen er 1942 den Tschammer-Pokal gewann, ein Vorläufer des DFB-Pokals. Trotz mehrmaliger Unterbrechungen, u.a. um Gausportlehrer und Trainer des FC Bayern zu werden, kam er bis zum Ende seiner Trainerlaufbahn 1957 immer wieder zurück zu 1860 und ist bis heute der Löwentrainer mit der längsten Amtszeit.
Für die Löwen als Spieler aktiv von: 1927-1937 und 1942-1943 (Kurz-Comeback infolge der Kriegsumstände)
Für die Löwen als Trainer aktiv von: 1937-1957 (mit drei Unterbrechungen: 1938-1941 Trainer beim Post-SV München und als Gausportlehrer tätig, 1945-1946 ein Jahr Pause, 1951-1953 Trainer des FC Bayern)
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Alois Pledl (*8. August 1903 in München, † 9. Juli 1975):
Löwen-Meriten: Er war der wohl begnadetste Techniker, den die Löwen in der Vorkriegszeit hatten. Alois Pledl führte vierzehn Jahre lang Regie im Mittelfeld des TSV – und das, obwohl er mit 12 durch einen Unfall seinen linken Arm verlor. Er wandelte sein Handicap sogar in einen Vorteil um, indem er seinen Stumpf nutzte, um seine Gegenspieler mit einem versteckten Stoß abzuschütteln. Der geborene Giesinger zog mit den Löwen 1931 und 1933 in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft ein – zum Titelgewinn reichte es für Pledl und seine Mitspieler aber nicht, obwohl sie laut der Berliner Zeitung den „feinsten und klügsten Kombinationsfußball Deutschlands“ spielten. Eine Karriere in der Nationalmannschaft blieb dem Edeltechniker leider verwehrt, da die Nazi-Regierung keine Spieler mit körperlichen Behinderungen in der A-Mannschaft duldete. Alois Pledl verstarb im Juli 1975 am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße, nachdem er bei einem Kick mit der Altherrenmannschaft zusammengebrochen war.
Für die Löwen aktiv von: 1924-1938
Einsätze: Über 700
Josef Wendl (*17. Dezember 1906, † 2. Dezember 1980)
Löwen-Meriten: Heutzutage ist es undenkbar, dass jemand über 1000 Spiele für einen Verein bestreitet. Aber auch vor gut 70 Jahren war es beinahe ein Unikum, dass ein Spieler eine solch stattliche Anzahl an Partien vorweisen konnte – Josep „Sepp“ Wendl schaffte es.
Mit zehn Jahren wurde er ein Löwe und blieb es bis an sein Karriereende. 21 Jahre streifte er sich das Löwen-Trikot über, zehn Jahre lang war er Kapitän, bei der Vize-Meisterschaft im Jahr 1931 bildete er gemeinsam mit Max Schäfer die Innenverteidigung. Ausgerechnet beim ersten Titelgewinn des TSV, dem Pokalsieg 1942, konnte der zum Ehrenspielführer ernannte Wendl aber nicht mitwirken: Er wurde kurz zuvor an die Front geschickt und kehrte erst 1950 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück. Danach war er im Nachwuchsbereich des TSV tätig und brachte spätere Löwenstars, wie z.B. Fredi Heiß oder Manfred Wagner, hervor. Josef Wendl ist einer der größten Spieler, die der TSV je hatte, und brachte es insgesamt auf fünf Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft.
Für die Löwen aktiv von: 1916-1945
Einsätze: Über 1000
Ludwig Lachner (*27. Juli 1910, † 19. Mai 2003)
Löwen-Meriten: Er war einer der wendigsten und raffiniertesten Stürmer in der Geschichte des TSV: Ludwig Lachner spielte fünf Jahre lang für die Löwen und bildete gemeinsam mit Otto Oeldenberger und Anton Huber ein fulminantes Sturm-Trio. Aufgrund seiner geringen Körpergröße von nur 1,65m wurde Lachner von seinem Trainer Max Breunig nur „Pippin“ gerufen – eine Anspielung an Pippin den Kurzen, dem Vater von Karl dem Großen.
Im Meisterschafts-Finale 1931 gegen Hertha BSC erzielte Lachner die zwischenzeitliche 2:1-Führung für die Löwen, am Ende verlor man aber infolge zweier Abseits-Tore der Berliner mit 2:3. Lachner absolvierte die meisten Länderspiele aller Löwenspieler vor dem zweiten Weltkrieg: Acht Mal durfte er das deutsche Trikot überstreifen, wobei ihm vier Tore gelangen. 1934 zog es den damals 24-Jährigen dann aus beruflichen Gründen zu Eintracht Braunschweig, wo er 15 Jahre blieb und seine neue Heimat fand, ehe er 1966 nach München zurückkehrte.
Für die Löwen aktiv von: 1929-1934
Alle Löwenspieler, die wir in den kommenden Teilen ehren, findet ihr alphabetisch aufgelistet in unserer neuen Rubrik “Hall of Fame”: (Hier Link zur “Hall of Fame” einfügen)