Löwen auf der großen Fußball-Bühne…
Während die Drittliga-Mannschaft des TSV 1860 derzeit davon meilenweit entfernt ist, können zumindest andere Spieler, die einst das Wappen der Sechzger auf der Brust trugen, im großen Rampenlicht ihr Können zeigen. Jüngstes Beispiel ist Kilian Fischer. Der 22-Jährige ist Teil des deutschen Aufgebots für die U21-Europameisterschaft, die vom 21. Juni bis 8. Juli 2023 in Rumänien und Georgien stattfindet.
Der Rechtsverteidiger, dessen Marktwert bei zwei Millionen Euro liegt, wechselte als U19-Kapitän der Löwen 2019 ablösefrei zu Türkgücü München. Man hatte ihm den Sprung ins Profigeschäft an der Grünwalder Straße 114 nicht zugetraut, was in den Verantwortungsbereich des scheidenden Sport-Geschäftsführers Günther Gorenzel fällt. Über Türkgücü und Nürnberg landete Fischer im vergangenen Jahr beim VfL Wolfsburg, kam in seiner Premieren-Saison in der Bundesliga zehnmal für die Wölfe zum Einsatz. Er ist nur einer von zahlreichen Spielern aus dem Löwen-Nachwuchs, die in den ersten Ligen Europas aktiv sind. Die db24-Übersicht:
Marius Wolf (Dortmund): Nur ganz knapp schrammte der 28-Jährige vor wenigen Wochen am größten Erfolg seiner Karriere vorbei, verspielte mit Borussia Dortmund am letzten Spieltag die Deutsche Meisterschaft. Wolf etablierte sich in dieser Saison zum Stammspieler beim BVB, lief 25-mal in der Bundesliga auf. Auch in der Nationalmannschaft kommt der Außenverteidiger mittlerweile auf drei Einsätze, darf sich Hoffnungen auf eine Nominierung bei der Europameisterschaft im eigenen Land 2024 machen. 2016 wechselte Wolf für 1,5 Millionen Ablöse von den Löwen nach Hannover. Für die 96er, Frankfurt, Köln, Hertha BSC und Dortmund kommt der gebürtige Coburger bislang auf 153 Bundesliga-Einsätze.
Philipp Max (Frankfurt): Vier Jahre lang lief der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig im Trikot von 1860, Martin Max, im Nachwuchs der Sechzger auf. 2007 zog es den heute 29-Jährigen zwei Straßen weiter in die Jugend des FC Bayern. Über die Stationen Schalke, Karlsruhe, Augsburg und Eindhoven landete der Außenverteidiger – drei Länderspieleinsätze – bei Frankfurt. Die Eintracht zog vor wenigen Wochen nach überzeugenden Leistungen von Max die Kaufoption von 1,9 Millionen Euro, verpflichtete ihn fest.
Alexander Hack (Mainz): Mehrere Jahre lang schnürte der Innenverteidiger in der Jugend die Schuhe für die Sechzger. In Unterhaching gelang ihm der Sprung in den Profifußball. Nach seinem Wechsel 2014 zum FSV Mainz 05 konnte sich der heute 29-Jährige nach einiger Zeit in der Bundesliga-Mannschaft durchsetzen, kommt bisher auf 133 Einsätze im Fußball-Oberhaus. Sein Vertrag in der Karnevals-Hochburg läuft noch ein Jahr.
Peniel Mlapa (Al-Nasr): Im zarten Alter von acht Jahren wechselte der Angreifer aus Unterföhring zu den Löwen. Mit nur 18 Jahren debütierte der 1,93-Meter-Hüne für die Zweitliga-Profis der Sechzger. Im Jahr darauf entwickelte sich Mlapa zum Stammspieler, machte national auf sich aufmerksam. 2010 gewann er in seinem Jahrgang die Fritz-Walter-Medaille in Gold. Für 1,3 Millionen Euro schloss sich der Stürmer Bundesligist 1899 Hoffenheim an. Für die Kraichgauer und später Gladbach lief er 79-mal in der Bundesliga auf. Es folgten 107 Zweitliga-Partien für Nürnberg, Bochum und Dresden. 2018 wagte Mlapa den Sprung ins Ausland, zum niederländischen Erstligisten VVV-Venlo. Ein Jahr schloss sich der heute 32-Jährige Ittihad Kalba in den Arabischen Emiraten an. Seit Januar spielt Mlapa für Al-Nasr SC. 15-mal lief er zudem für sein Geburtsland Togo auf.
Josip Stanisic (FC Bayern): Kam als Neunjähriger von seinem Jugendverein FC Perlach zu den Löwen. Sechs Jahre spielte der gebürtige Münchner bei 1860, ehe er nach der C-Jugend ausgemustert wurde und nach Fürstenfeldbruck weiterzog. Nach zwei Jahren wurde der FC Bayern auf den damals 17-Jährigen aufmerksam und lotste ihn an die Säbener Straße. Über die zweite Mannschaft spielte sich Stanisic mehr und mehr in den Fokus der Bundesliga-Mannschaft. Mittlerweile kommt der Außenverteidiger auf 28 Einsätze im Fußball-Oberhaus, setzte sich teilweise gegen hochkarätige Konkurrenten wie Joao Cancelo durch. 2021 debütierte Stanisic in der kroatischen Nationalmannschaft, kam bei der Weltmeisterschaft in Katar im Spiel um Platz drei gegen Marokko (2:1) zum Zug.
Julian Weigl (Gladbach): Stieg als 18-Jähriger zum Löwen-Kapitän auf. Das Experiment sollte nicht lange dauern. Nachdem er mit einigen Teamkollegen nachts im Taxi über den Trainer lästerte und diese Geschichte dem Klub zugetragen wurde, wurde der Mittlefeldspieler seines Amtes enthoben und suspendiert. 2015 wagte der heute 27-Jährige – sechs Länderspiele – den Sprung zu Borussia Dortmund, blieb fünf Jahre beim deutschen Vizemeister ehe er anschließend für 20 Millionen Euro zu Benfica Lissabon wechselte. Mittlerweile ist Weigl wieder in der Bundesliga aktiv. Der Stammspieler besitzt bei Borussia Mönchengladbach noch einen Vertrag bis 2028. Weigl hält bis heute den Rekord für die meisten Ballkontakte innerhalb eines Bundesligaspiels. Im Trikot des BVB kam er 2016 gegen den 1. FC Köln auf 214 Ballkontakte.
Florian Neuhaus (Gladbach): Wechselte als Zehnjähriger aus Kaufering in die Jugend der Löwen. Verließ 1860 nach dem Horror-Absturz 2017 in Richtung Gladbach. Nach einem sehr erfolgreichen Leih-Jahr in Düsseldorf, eroberte sich der offensive Mittelfeldspieler mit der Zeit einen Stammplatz im Team der Borussia. Auch im DFB-Team konnte Neuhaus einen guten Eindruck hinterlassen, traf in zehn Partien zweimal. Bei der EM 2020, die Corona-bedingt 2021 ausgetragen wurde, war er Teil des deutschen Aufgebots, kam jedoch nicht zum Einsatz. 2024 läuft der Vertrag des gebürtigen Landsbergers aus. Gladbach möchte gerne verlängern, eine Einigung kam bislang nicht zustande.
Gesetzt bei der Borussia: Julian Weigl (r.) und Florian Neuhaus.
Felix Uduokhai (Augsburg): Neun Jahre lang spielte der Innenverteidiger im Nachwuchs der Sechzger, ehe er 2017 für eine Million Euro zum VfL Wolfsburg wechselte. Nach mehreren Leihgeschäften zum FC Augsburg, verpflichtete der FCA den 25-Jährigen 2020 schließlich fest für sieben Millionen Euro. 117 Bundesligaspiele hat Uduokhai bislang sammeln können. Zudem stand der 1,92 Meter große Defensivmann schon dreimal im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft, kam jedoch nicht zum Einsatz.
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Julian Baumgartlinger (Augsburg): Nach seinem Wechsel zum FC Augsburg im vergangenen Sommer erlebte der Routinier verletzungsbedingt eine schwierige Spielzeit, laboriert derzeit an einer Meniskusverletzung. Nachdem er im Alter von 13 Jahren an die Grünwalder Straße 114 wechselte, feierte der Österreicher 2007 sein Profi-Debüt bei den Löwen. 2009 zog es ihn zu Austria Wien. In der Folge kam der 35-Jährige für Mainz, Leverkusen und Augsburg auf beachtliche 255 Bundesliga-Partien. Zudem lief er 84-mal für die österreichische Nationalmannschaft auf, war jahrelanger Kapitän der Auswahl. Sein Vertrag in Augsburg läuft aus, die Zukunft ist ungewiss. Auch ein mögliches Karriereende steht im Raum.
Mert Kömür (Augsburg): Im Februar unterschrieb der 17-Jährige seinen ersten Profivertrag beim FC Augsburg – bis 2027. Dem deutschen Junioren-Nationalspieler wird langfristig der Durchbruch im Bundesliga-Team der Augsburger zugetraut. Bis 2019 lief der offensive Mittelfeldspieler für die Jugend des TSV 1860 auf.
Maximilian Wittek (Vitesse Arnheim): Auch der Linksverteidiger verließ die Löwen nach vielen Jahren in der Jugend nach dem Abstieg 2017 ablösefrei – zu Zweitligist Greuther Fürth. In Franken etablierte sich Wittek zur Stammkraft, machte auf sich aufmerksam. 2020 folgte der Wechsel ins Ausland – zum niederländischen Erstligiste Vitesse Arnheim. Dort ist der 27-Jährige absoluter Stammspieler, führte seine Farben auch schon als Kapitän aufs Feld. In der Conference League sammelte Wittek auch europäische Erfahrung, traf dreimal in zehn Partien. Sein Vertrag in Arnheim läuft noch ein Jahr.
Marin Pongracic (US Lecce/VfL Wolfsburg): Eroberte sich als 17-Jähriger in der Abstiegssaison 2016/2017 in der Schlussphase der Saison einen Stammplatz in der Löwen-Mannschaft. War im Jahr zuvor als A-Jugendlicher aus Ingolstadt nach München-Giesing gekommen. Sah im Relegations-Hinspiel in Regensburg die Ampelkarte, fehlte somit beim Rückspiel. Spülte mit seinem Wechsel nach Salzburg eine Million Euro in die leeren Löwen-Kassen. 2020 folgte die Rückkehr nach Deutschland, zum VfL Wolfsburg. Bei den Wölfen konnte sich der Innenverteidiger nie dauerhaft durchsetzen, wurde zweimal verliehen – erst nach Dortmund, vergangene Saison nach Lecce in die italienische Serie A. Zieht Lecce die Kaufoption nicht, muss der 25-Jährige nach Wolfsburg zurück. Beim VfL hat der Deutsch-Kroate nach einem Rechtsstreit vergangene Saison jedoch trotz Vertrags bis 2024 keine Zukunft mehr.
Kevin Volland (AS Monaco): Der bullige Angreifer ist unbestritten eins der größten Löwen-Talente seit der Jahrtausendwende. Als 15-Jähriger wechselte der Marktoberdorfer ins NLZ der Sechzger. Debütierte mit 18 Jahren im Profiteam der Löwen unter Reiner Maurer. Schnell etablierte sich der Linksfuß als absolute Stammkraft bei 1860. Wechselte 2011 für 700.000 Euro nach Hoffenheim, blieb allerdings als Leihspieler noch bis 2012 in München-Giesing. Nach vier erfolgreichen Jahren im Kraichgau ging es für Volland weiter nach Leverkusen – für 20 (!) Millionen Euro Ablöse. Weitere vier Jahre später folgte der Wechsel nach Monaco. Nach zwei erfolgreichen Spielzeiten im Fürstentum kam Volland in der abgelaufenen Saison seltener zum Einsatz. Sein Vertrag in Frankreich läuft noch ein Jahr, eine Rückkehr in die Bundesliga steht im Raum. 15 Länderspiele hat Volland in seiner Vita stehen, kam bei der Europameisterschaft 2021 zu zwei Kurzeinsätzen. Liebäugelte in der Vergangenheit immer wieder mit einem möglichen Karriereende bei 1860 – allerdings wohl nicht in der Dritten Liga.
PS: Der frühere Jugendspieler Robert Glatzel, für den man sogar bei der U21 keine Verwendung fand, ist in der Relegation mit dem HSV am Tor zur Bundesliga gescheitert. Sein Aufstieg ist nicht von schlechten Eltern. Kürzlich hat er seinen Vertrag in der Hansestadt um mehrere Jahre verlängert. Das Ziel: Die Rückkehr ins Oberhaus.