Löwen-Verteidiger Belkahia im großen db24-Interview: „Bin auf einem guten Weg, eine Führungsrolle einzunehmen!“

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Nicht wenige Zuschauer im Grünwalder Stadion reagierten am vergangenen Samstag überrascht: Michael Köllner hatte sich gegen Zwickau (3:1) für Semi Belkahia anstelle von Jesper Verlaat entschieden…

Ein Schachzug, der aufgehen sollte. Belkahia lieferte gegen die Schwäne eine starke Partie (db24-Note 1), was auch seine Statistiken bewiesen. Gut möglich, dass der 24-Jährige auch beim Klassiker gegen Dynamo Dresden (Montag, 19 Uhr, db24-Ticker) von Beginn an auflaufen wird.

Belkahia, seit 2018 bei den Löwen, hat in dieser Saison – auch verletzungsbedingt – erst drei Spiele von Anfang an gemacht – viel zu wenig für die Ansprüche des Innenverteidigers. Der Vertrag des Deutsch-Tunesiers läuft im Sommer aus, er spielt in der Rückrunde also auch um seine Zukunft an der Grünwalder Straße 114. Im großen db24-Interview spricht Belkahia unter anderem über den Befreiungsschlag gegen Zwickau, seine Zukunftsgedanken und die große Sehnsucht nach dem Zweitliga-Aufstieg.

db24: 3:1-Sieg gegen Zwickau mit Ihnen als Stabilisator in der Innenverteidigung. Chance bekommen, Chance genutzt?
 
SEMI BELKAHIA: Ich bin zufrieden, die erste Halbzeit war sehr gut. Da haben wir als Mannschaft den Ball sehr gut laufen lassen auf diesem schweren Untergrund. Ich habe noch nie auf so einem Platz mit so viel Schnee gespielt, das war nicht leicht. Für uns als Mannschaft war der Sieg nach den fünf Partien ohne Erfolg sehr wichtig. In der zweiten Halbzeit haben wir dann leider als Team ein bisschen nachgelassen, das war ärgerlich. Aber alles in allem war es ein gutes Spiel von uns.
 
db24: Gerade der Löwen-Start war furios, nach sieben Minuten stand es bereits 2:0 für 1860…
 
Das frühe Führungstor hat uns natürlich in die Karten gespielt. Dann bekommen wir den Abseitstreffer und machen im Gegenzug das 2:0, das war natürlich eine Schlüsselsituation für uns. 
 
db24: Wann haben Sie erfahren, dass Sie Jesper Verlaat in der Innenverteidigung ersetzen werden?
 
Ein paar Tage vorher. Wir sehen im Training ja meistens schon, wer am Wochenende von Beginn an spielt. Michael Köllner hat mir jetzt nicht viel Neues mit auf den Weg gegeben. Es ist ja nicht so, als dass es mein allererstes Spiel von Beginn an gewesen wäre. 

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db24: Köllner begründete Ihre Aufstellung ja auch mit Ihrer Stärke im Spielaufbau…
 
Ich glaube schon, dass der Spielaufbau meine größte Stärke ist. Ich denke, das hat auch ganz gut funktioniert am Samstag. 
 
db24: Der Druck vor der Partie war groß, auch auf Trainer Michael Köllner. Kann man das als Mannschaft ausblenden?
 
Ich finde schon, dass es ein bisschen anders ist, denn natürlich bekommt man die Nachrichten mit. Dennoch kann man das als Mannschaft ganz gut ausblenden. Es war natürlich für uns zuletzt eine schwere Phase. Ich glaube wir haben das ganz gut gemeistert, auch wenn es nur der erste Schritt war. Es war ein Must-win-Sieg, denn gegen Zwickau waren wir der klare Favorit. 
 
db24: Sie arbeiten schon lange mit Köllner zusammen. Spielt man in so einem Spiel dann noch mehr für den Trainer?
 
Ich würde jetzt nicht direkt sagen, dass man in dieser einen Partie mehr für den Trainer spielt. Man spielt in jeder Partie vorrangig dafür sportlich erfolgreich zu sein und damit auch für sich selbst, die Fans und natürlich auch den Trainer. Wir sind Sportler und wollen nach Möglichkeit jedes Spiel gewinnen.
 
db24: Nach der Leistungsdelle haben Sie nun mit den Löwen den Befreiungsschlag gegen Zwickau geschafft. Welche Rolle spielt dabei auch das Selbstvertrauen einer Mannschaft?
 
Am Anfang der Saison bei den fünf Startsiegen haben wir schon auch Glück gehabt. Gerade bei dem Tor in der 90. Minute gegen Verl oder auch daheim gegen Oldenburg, als wir auch kein so gutes Spiel gemacht haben und Jesper Verlaat kurz vor Schluss irgendwie mit der Brust trifft. Dieses Matchglück ist uns dann abhanden gekommen. Wir können uns in der Rückrunde auf alle Fälle nicht nochmal so eine Phase erlauben, fünf Spiele am Stück nicht zu gewinnen. Das wird dann auch schwierig für den Kopf. Lieber gewinnst du zwei Spiele, verlierst dann eins und gewinnst anschließend wieder. Wir brauchen mehr Konstanz.

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db24: Wie wichtig ist Winter-Neuzugang Raphael Holzhauser für die Mannschaft?
 
Seine Größe ist in dieser Liga mit vielen hohen Bällen wichtig. Er ist aber auch sehr gut am Fuß. Ein guter Mann, den wir da dazugewonnen haben. Am Wochenende war es extrem wichtig, dass er bereits nach wenigen Sekunden getroffen hat. Auf dem Platz redet er viel, organisiert viel. 
 
db24: Es war gegen Zwickau Ihr dritter Startelfeinsatz in dieser Saison, Sie waren zweimal verletzt. Wie fällt Ihr persönliches Hinrundenfazit aus?
 
Für mich ist es sehr ärgerlich verlaufen. Ich habe mich – ähnlich auch wie letzte Saison – direkt nach dem ersten Spiel verletzt. Es hat sich lange gezogen und wir waren zu diesem Zeitpunkt sehr erfolgreich, dann sitzt du halt erstmal draußen. Ich hoffe einfach, dass ich gesund bleibe und in der Rückrunde mehr Spiele mache als in der Hinrunde.

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db24: Wie hart war es für Sie, draußen zu sitzen und zu sehen, dass Jesper Verlaat und Leandro Morgalla auf Ihrer Position glänzen?
 
Das war nicht leicht, keine Frage. Es ist zwar im Fußball normal, dass sich immer mal wieder jemand verletzt und ein anderer dann ihn ersetzt. Bei mir war es halt relativ oft so. Dann war ich erstmal draußen, habe mich zurückgearbeitet, dann war ich wieder draußen. Ich darf mir darüber aber nicht zu viele Gedanken machen. Ich habe versucht, gut zu trainieren, gesund zu bleiben und hoffe jetzt, dass es weiterhin so bleibt. 
 
db24: Sie waren in jungen Jahren bereits häufig verletzt, hatten unter anderem zwei Kreuzbandrisse. Spielt die Angst immer auch ein Stück weit mit?
 
Es ist jetzt nicht so, dass ich auf dem Platz Angst habe. Vielleicht wenn ich nach einer Verletzung zurückkomme ins Training, passe ich in den Zweikämpfen am Anfang etwas mehr auf. Aber das kann ich schnell ablegen Gott sei Dank. 
 
db24: Mit nur 24 Jahren sind Sie auf Ihrer Position nach Verlaat der Erfahrenste, sind seit 2018 auch schon im Verein. Merken Sie, dass sich Ihre Rolle verändert hat, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen?
 
In Sachen Führungsqualität kann ich auf alle Fälle noch zulegen. Aber meine Rolle hat sich schon verändert. Als ich gekommen bin, war ich sehr jung und unerfahren. Die Erfahrung steigt natürlich mit der Anzahl an Spielen, die ich mache. Ich bin auf einem ganz guten Weg, auf dem Platz eine Führungsrolle einzunehmen. Aber ich kann auf alle Fälle noch mehr reden – das weiß ich auch selber!

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db24: Wie kann man in der Hinsicht noch mehr an sich arbeiten?
 
Man merkt es einfach auf dem Platz. Am Samstag zum Beispiel habe ich in der Phase vor dem Gegentor, als wir um den Treffer gebettelt haben, versucht, die Mannschaft aufzurütteln. Das ist ja dann auch nicht negativ gemeint, auf dem Platz gehören Emotionen nun mal dazu. Es fällt einem natürlich auch leichter, wenn man gut im Spiel ist. Wenn man jetzt selber eine schwache Leistung abliefert, ist es schwierig, die Nebenleute aufzurütteln. Da schaue ich dann erstmal, dass mein Spiel passt. Aber klar: Wenn einem auf dem Feld etwas auffällt, sollte man mit seinen Mitspielern sprechen, das hilft. 
 
db24: Der Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung ist groß mit Morgalla, Verlaat, Niklas Lang und Ihnen. Wie ist das Verhältnis untereinander?
 
Ich würde schon sagen, dass wir ein gutes Verhältnis haben. Das war aber eigentlich immer so, seitdem ich hier bin. Es gab nie die Konkurrenten, die sich gegenseitig nicht riechen konnten. Ich verstehe mich mit meinen Innenverteidiger-Kollegen sehr gut. 
 
db24: Sie sind seit dem Drittliga-Aufstieg 2018 dabei. Wie groß ist die Sehnsucht, dass es in dieser Saison endlich klappt mit dem Aufstieg?
 
Das wäre natürlich riesig. 2018 war ich bei der Aufstiegsfeier leider nicht dabei, aber das war schon ziemlich krass, glaube ich. Und jetzt eine Liga drüber, wäre es natürlich klasse. Wenn man zweimal so nah dran war, hat man natürlich den nächsten Schritt im Sinn.
 
db24: Haben Ihnen die Spieler, die 2018 dabei waren, von der Aufstiegsfeier damals erzählt?
 
Man hat schon Bilder gesehen und vieles gehört (lacht). Ich glaube, es war eine extrem coole Aufstiegsfeier damals. 
 
db24: Sie sind seit 2018 hier, Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Gab es schon Gespräche bezüglich Ihrer Zukunft?
 
Mein Berater ist im stetigen Austausch mit dem Verein. Ich würde natürlich schon gerne bleiben, bin seit fünf Jahren hier. Sechzig ist mein Zuhause geworden. Aber ich habe das nicht zu entscheiden. Ich versuche Leistung zu bringen – dann werden wir sehen, was passiert. 

db24: Sollte der Aufstieg nicht klappen und ein Zweitligist, mit einem kleineren Namen als Sechzig, würde locken. Was würden Sie machen?
 
Natürlich werde ich nicht jünger. Aber ich würde Stand jetzt eher hierblieben und es nochmal versuchen, sollte es nicht klappen, was wir natürlich nicht hoffen. Ich fühle mich sehr wohl hier und würde gerne bleiben!
 
db24: Du hast in den beiden Teams gespielt, die den Aufstieg in den letzten beiden Jahren nicht gepackt haben. Wieso hat die Mannschaft in dieser Saison das Zeug dazu, aufzusteigen?
 
Wir sind qualitativ noch besser geworden im Vergleich zum letzten Jahr und haben eine sehr gute Mannschaft. Wir können im laufenden Spiel von der Bank nachlegen, das ist natürlich ein großes Plus.

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