Shootingstar Morgalla: Auf den Spuren von Volland, Weigl, Lauth und Co.?

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Der Löwe steht nach acht Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz – Saisonstart geglückt. Klammert man die deftige 1:4-Niederlage in Elversberg einmal aus, begeistert die neu formierte Sechzig-Mannschaft ihre Anhänger seit Wochen. Ein Name ist ganz eng mit dem Giesinger Erfolg verbunden: Leandro Morgalla. Der seit wenigen Tagen 18-Jährige legt seit Wochen eine beeindruckende Konstanz und Klasse an den Tag.

Dass Morgalla, der für die deutsche U18-Nationalmannschaft spielt, nicht seine komplette Karriere lang den Löwen auf der Brust tragen wird, ist kein Geheimnis. Bis 2024 ist der Youngster noch an Sechzig gebunden, ausgestattet allerdings lediglich mit einem Junioren-Vertrag, verdient aktuell zwischen 350 und 400 Euro. Und das, obwohl Morgalla definitiv zu den stärksten Löwen in dieser Saison gehört.

Im Hintergrund dürfte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel (50) bereits mit Hochdruck daran arbeiten, das Arbeitspapier Morgallas zu besseren Konditionen zu verlängern. Alles andere wäre sehr verwunderlich. Löwen-Coach Michael Köllner ist zuversichtlich, dass Morgalla demnächst seinen ersten Profivertrag unterschreibt: “Leo ist auf einem guten Weg, aber auch 1860.” Verliert Sechzig eines Tages sein größtes Talent seit Jahren, möchte man an der Grünwalder Straße 114 zumindest angemessen finanziell entschädigt werden. Klar ist nämlich längst: Mehrere Bundesliga-Vereine dürften bereits ein Auge auf Morgalla geworfen haben. Immer öfter werden die Scouts großer deutscher Klubs auf der Tribüne des Grünwalder Stadions gesichtet.

Fälle wie der Morgallas gab es in München-Giesing in der langen Historie des Traditionsvereins zuhauf. Wie ist der Löwe in der Vergangenheit mit seinem Tafelsilber umgegangen? Wen machte man zu Geld, welche Spieler musste man deutlich unter Wert ziehen lassen? Und wohin führten die Karrieren der größten Löwen-Talente? Alles dazu finden Sie in der großen db24-Übersicht:

Klaus Fischer (72): Die Sturm-Ikone verbrachte in der Anfangsphase ihrer großen Karriere zwei Jahre in München-Giesing. In den beiden Jahren kam Fischer – Markenzeichen: Fallrückzieher – auf 60 Bundesligaspiele für 1860, traf 28-mal. Nach dem Abstieg der Löwen 1970 ging Fischer für rund 176.000 Euro zum FC Schalke 04, wo er zu einer der größten Vereinslegenden der S04-Historie wurde.

Rudi Völler (62): Als 20-Jähriger kam Völler 1980 für 700.000 DM aus Offenbach zu den Münchner Löwen – und schlug voll ein. 46 Treffer gelangen dem Sturm-Talent in 70 Partien für 1860. Nach dem Zwangsabstieg in die Bayernliga 1982 musste der Löwe Völler für knapp eine Million DM nach Bremen ziehen lassen – der Beginn einer Welt-Karriere. Rom, Marseille und Leverkusen waren die weiteren Stationen von “Tante Käthe”. Der Höhepunkt: 1990 feierte Völler mit der deutschen Nationalmannschaft den Weltmeistertitel in Italien.

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Benjamin Lauth (41): Als Elfjähriger verließ Lauth seinen Heimatverein Fischbachau und schloß sich den Löwen an. Sein Durchbruch bei Sechzig gelang ihm mit 21 Jahren in der Saison 2002/2003. Bis zum Bundesliga-Abstieg 2004 lief Lauth 61-mal für 1860 auf, erzielte dabei 22 Treffer. Nach dem bitteren Gang in die Zweitklassigkeit ging Lauth für die stolze Ablösesumme von 4,1 Millionen Euro zum Hamburger SV. Richtig glücklich wurde Lauth weder in Hamburg, Stuttgart – mit dem VfB wurde Lauth 2007 Deutscher Meister – oder Hannover. 2008 kehrte er deshalb nach München-Giesing zurück und ging sechs Jahre lang für die Löwen auf Torejagd in der Zweiten Liga. Seine Karriere ließ Lauth anschließend in Budapest ausklingen. Fünfmal lief Lauth auch für die deutsche Nationalmannschaft auf.

Daniel Bierofka (43): Nach den Stationen Feldmoching, SpVgg Unterhaching und dem FC Bayern kam Bierofka als 21-Jähriger 2000 zu den Löwen – und wurde auf Anhieb Stammspieler in der Fußball-Bundesliga. Zwei Jahre lang konnte 1860 Bierofka, der für 1860 55-mal im Fußball-Oberhaus auflief – halten, ehe es den Mittelfeldspieler 2002 für 4,2 Millionen Euro zu Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen zog. Für die deutsche Nationalmannschaft lief Bierofka dreimal auf. Ähnlich wie Lauth kehrte auch Bierofka nach einer persönlich durchwachsenen Zeit beim VfB Stuttgart 2007 nach München-Giesing zurück. Zuvor gewann er mit den Schwaben die Deutsche Meisterschaft. 2014 beendete Bierofka seine Karriere und startete seine Trainer-Laufbahn. 2018 führte er Sechzig nach nur einem Jahr aus der Regionalliga in den Profifußball zurück.

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Daniel Baier (38): Der zentrale Mittelfeldspieler wechselte mit 16 Jahren aus Aschaffenburg an die Grünwalder Straße 114. Mit 19 Jahren debütierte Baier in der Fußball-Bundesliga für die Löwen. Vier Jahre lang war er eine feste Größe im Spiel der Sechzger, für die er in dieser Zeit 107-mal auflief. 2007 ließ sich der VfL Wolfsburg Baiers Dienste 450.000 Euro kosten. Die Meistersaison der Wölfe 2008/2009 verpasste Baier, da er an den FC Augsburg ausgeliehen wurde. Im Januar 2010 wechselte er fest zum FCA. Bei den Fuggerstädtern war Baier ein Jahrzehnt lang nicht mehr wegzudenken, war mehrere Jahre lang Kapitän. Mit seinen 353 Pflichtspielen für den FCA ist er Rekordspieler des Vereins. Anfang September beendete er seine Laufbahn. Heute ist Baier als Scout für den VfL Wolfsburg aktiv, beobachtete zuletzt den Löwen-Erfolg über den SV Meppen (4:0) im Grünwalder Stadion.

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Julian Weigl (26): Mit 15 Jahren wagte Weigl den Schritt aus Rosenheim zu den Münchner Löwen. 2014 ernannte der damalige Profi-Trainer Ricardo Moniz den 18-jährigen Weigl zum jüngsten Kapitän der Vereinsgeschichte. Es sollte ein kurzes Vergnügen bleiben. Nach dem 0:3 gegen Leipzig am 2. Spieltag zog Weigl zu später Stunde in einem Taxi zusammen mit mehreren Mitspielern über den Coach her. Blöd nur, dass der Taxifahrer Löwen-Fan war und die Geschichte dem Verein steckte. Weigl wurde seines Amtes enthoben und in die zweite Mannschaft versetzt, später wurde er begnadigt. Im Sommer 2015 klopfte Borussia Dortmund mit Trainer Thomas Tuchel an und lotste Weigl für 2,5 Millionen Euro in den Ruhrpott. Nachdem er beim BVB seinen Stammplatz verloren hatte, wechselte der defensive Mittelfeldspieler 2020 für 20 Millionen Euro zum portugiesischen Top-Klub Benfica Lissabon. Sein Vertrag in Lissabon läuft noch bis 2024, immer wieder wird Weigl mit einer Rückkehr in die Bundesliga in Verbindung gebracht. Seine guten Leistungen in Portugal blieben auch Bundestrainer Hansi Flick nicht verborgen, der Weigl im März diesen Jahres nach fünf Jahren Pause wieder für die Nationalmannschaft berief.

Marcel Schäfer (38): Wie auch Daniel Baier kam Marcel Schäfer aus Aschaffenburg zu 1860 – für eine Ablösesumme von 20.000 DM. 2007 brachte der Wechsel des Linksverteidigers nach Wolfsburg den Löwen 1,2 Millionen Euro ein. Unter Felix Magath wurde Schäfer 2009 mit den Wölfen Deutscher Meister und war auf der linken Seite in der Abwehrkette gesetzt. In den Jahren danach spielte Schäfer mit den Niedersachsen mehrfach in der Champions League, gewann 2015 den DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund (3:1). Seine aktive Karriere ließ Schäfer 2018 in den USA bei den Tampa Bay Rowdies ausklingen. Seit Kurzem ist der heute 38-Jährige wieder mit Kumpel Daniel Baier beim VfL Wolfsburg vereint. Baier arbeitet als Scout bei den Wölfen, Schäfer als Sportdirektor.

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Kevin Volland (30): Über Thalhofen, Memmingen und Thannhausen führte Vollands Weg als 15-Jähriger zu den Löwen. Nach nur einer halben Saison bei den Profis sicherte sich die TSG Hoffenheim für 700.000 Euro die Dienste des talentierten Linksfußes, leihte Volland jedoch für weitere eineinhalb Jahre an die Löwen aus. An der Seite von Benny Lauth und Stefan Aigner entwickelte sich Volland zu einem der besten Offensivspieler der Zweiten Liga, traf 19-mal in 57 Einsätzen. Nach vier Jahren in Hoffenheim ging es als gestandener Bundesligaakteur für den gebürtigen Marktoberdorfer 2016 weiter nach Leverkusen, ehe er Deutschland 2020 den Rücken kehrte und seitdem für die AS Monaco auf Torejagd geht. Für Deutschland lief Volland bislang 15-mal auf, war Teil des Kaders bei der Europameisterschaft 2021. Er betonte stets, dass er sich eine Rückkehr zu 1860 im Herbst seiner Karriere vorstellen könne, sollte Sechzig in “einer vernünftigen Liga” spielen.

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Lars Bender (33): Im zarten Alter von 17 Jahren debütierte Lars Bender 2006 für die Löwen gegen Koblenz in der Zweiten Bundesliga. Lange konnte 1860 das Talent im defensiven Mittelfeld nicht halten. Für 2,5 Millionen Euro ging Bender 2009 nach Leverkusen und entwickelte sich dort in den folgenden 13 Jahren zur Vereins-Ikone. Für die deutsche Nationalmannschaft kam Bender auf 19 Einsätze, nahm an der Europameisterschaft 2012 – Tor gegen Dänemark im entscheidenden Gruppenspiel – sowie an den Olympischen Spielen 2016 teil – Silber. Eigentlich wollte er mit Bruder Sven nach Ablauf seines Vertrags in Leverkusen nochmals für die Löwen auflaufen, der Deal war bereits eingefädelt. Doch die körperlichen Beschwerden waren zu groß, die Benders beendeten im Sommer 2021 ihre Profikarriere. Gut möglich jedoch, dass man sie in Zukunft in einer anderen Funktion an der Grünwalder Straße 114 sehen wird.

Sven Bender (33): Der jüngere der Bender-Zwillinge gab als 17-Jähriger im Dezember 2006 gegen Erzgebirge Aue sein Profidebüt für 1860 – wenige Wochen nach Bruder Lars. Im Sommer 2009 verließ er Giesing nach 65 Spielen für die Löwen in Richtung Dortmund – für 1,5 Millionen Euro. Mit dem BVB eilte er in den Folgejahren von Erfolg zu Erfolg, wurde je zweimal Deutscher Meister und Pokalsieger. 2013 schrammte er nur knapp am Champions-League-Titel vorbei – 1:2 gegen den FC Bayern. Bender bildete in dieser Partie mit Illkay Gündogan zusammen die BVB-Doppelsechs. 2017 folgte die Wiedervereiningung mit seinem Zwillingsbruder bei Bayer 04 Leverkusen – Ablöse: 12,5 Millionen Euro. 2021 folgte das gemeinsame Karriereende. Wie Lars war auch Sven Bender Teil des deutschen Olympia-Teams 2016, das in Brasilien Silber gewann.

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Florian Neuhaus (25): Mit zehn Jahren verließ Neuhaus den VfL Kaufering in Richtung München-Giesing. Er durchlief alle Jugendteams der Sechzger. Unvergessen: Sein Tor in der U19 aus 50 Metern gegen den BVB im Halbfinale der A-Junioren-Meisterschaft 2016. Der Treffer wurde von den Zuschauern der Sportschau zum Tor des Monats gekürt. Im Oktober desselben Jahres feierte der offensive Mittelfeldspieler sein Profidebüt in der Zweiten Liga. Der Löwe stieg ab und Neuhaus zog es weiter nach Gladbach. Bei der Borussia gehört er heute zu den festen Größen im Team, absolvierte zudem bereits zehn Länderspiele, in denen er zweimal traf. Spannend zu beobachten, ob für Neuhaus demnächst der nächste Schritt zu einem europäischen Top-Klub folgt.

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Die zehn jüngsten 1860-Debütanten aller Zeiten

Spieler Debüt Liga Alter beim Debüt
Leandro Morgalla 30.01.2022 gegen Viktoria Köln Dritte Liga 17 Jahre, 4 Monate, 17 Tage
Nathan Wicht 24.08.2021 gegen Viktoria Köln Dritte Liga 17 Jahre, 6 Monate, 4 Tage
Lars Bender 27.11.2006 gegen TuS Koblenz Zweite Liga 17 Jahre, 7 Monate, 0 Tage
Maxim Gresler 09.01.2021 gegen FC Bayern München II Dritte Liga 17 Jahre, 7 Monate, 6 Tage
Lorenz Knöferl 12.12.2020 gegen Waldhof Mannheim Dritte Liga 17 Jahre, 7 Monate, 8 Tage
Sven Bender 18.12.2006 gegen Erzgebirge Aue Zweite Liga 17 Jahre, 7 Monate, 21 Tage
Moritz Leitner 14.08.2010 gegen SC Verl DFB-Pokal 17 Jahre, 8 Monate, 6 Tage
Sebastian Maier 06.08.2011 gegen Energie Cottbus Zweite Liga 17 Jahre, 10 Monate, 19 Tage
Herbert Waas 04.08.1981 gegen VfL Osnabrück Zweite Liga 17 Jahre, 10 Monate, 27 Tage
Leon Klassen 12.05.2018 gegen SpVgg Bayreuth Regionalliga 17 Jahre, 11 Monate, 13 Tage

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