"Der vorgesehene Käufer hat uns alle in eine schwierige Lage gebracht!": Jetzt redet Ismaik
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
- 20.07.2025 16:12
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
Die Stimmung an der Grünwalder Straße 114 war an diesem Sonntag euphorisch wie seit über zehn Jahren nicht: Trotz brütender Hitze von bis zu 34 Grad kamen über 5.000 (!) Anhänger zum Tag der offenen Tür. Damit wurde der bislang bestehende Rekord zu Drittliga-Zeiten verdoppelt. Das Gesprächsthema Nummer 1 war aber ein anderes: Der gescheiterte Anteilsverkauf von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. Vorab: Es war ein friedliches Miteinander, ohne Streitereien und Hass.
Am Sonntagnachmittag äußerte sich der 47-Jährige erstmals und bestätigte die db24-Recherchen, dass es sich beim möglichen Käufer um Matthias Thoma gehandelt hat, jenen Geschäftsmann, der erst die französische Modemarke Paule KA kaufte und abwickelte und im Zuge dessen dann auch ein Radteam aus dem Verkehr gezogen hat.
Die Stellungnahme von Hasan Ismaik im Wortlaut:
Liebe Löwen, wir haben in den vergangenen Tagen eine schwierige und herausfordernde Zeit durchlebt. In voller Transparenz möchte ich euch daher mitteilen, was in Bezug auf den geplanten Verkauf meiner Anteile am Klub geschehen ist. Vor einigen Wochen habe ich meine grundsätzliche Zustimmung zu einem Verkauf an eine Gesellschaft gegeben, die letztlich unter der Kontrolle von Matthias Thoma steht.
Es war von Anfang an vorgesehen, dass keine öffentliche Mitteilung erfolgt, bevor der Abschluss vollständig vollzogen ist. Sobald der Käufer offiziell Anteilseigner gewesen wäre, sollte eine umfassende Medienerklärung veröffentlicht werden. Es lag ganz offensichtlich nicht im Interesse irgendeiner Partei, den Verkauf zu verkünden, bevor alle ihre Verpflichtungen erfüllt hatten. Ich möchte unmissverständlich klarstellen: Das, was geschehen ist, ist die Folge einer übereilten und unnötigen Bekanntmachung des Verkaufs. Sie hat beim Klub große Verwirrung ausgelöst und alle Beteiligten in eine unangenehme Lage gebracht.
Meine Enttäuschung richtet sich dabei klar gegen das frühere Präsidium – und zwar allein deshalb, weil es auf eine Ankündigung des Verkaufs vor der e.V.-Mitgliederversammlung gedrängt hat, um eigene Ziele zu verfolgen. Darüber hinaus haben sich einzelne Redner in einer Weise geäußert, die den Respekt gegenüber 14 Jahren unerschütterlicher Unterstützung meinerseits für 1860 vermissen lässt – ebenso wie gegenüber meinem tiefen Verständnis für die Strukturen und Bedürfnisse dieses Vereins. Auch wenn ich das große Engagement vieler Vertreter des e.V. für 1860 nicht verkenne, bin ich derjenige, der allein die Verantwortung für die finanziellen Bedürfnisse dieses großartigen Klubs getragen hat – und dafür gesorgt hat, dass er nicht das gleiche Schicksal wie andere Traditionsvereine erleidet.
Der vorgesehene Käufer hat uns alle in eine sehr schwierige Lage gebracht. Ich werde daher alle vertraglichen und rechtlichen Schritte prüfen und einleiten. Ich wiederhole nochmals:Die vorzeitige Ankündigung des Verkaufs war ein schwerer Fehler, den ich weder unterstützt noch stillschweigend hingenommen habe – im Gegenteil: Ich habe mich ausdrücklich dagegen ausgesprochen. Ich danke euch für eure Geduld und euer Verständnis – und ich versichere euch: Ich werde den Klub weiter unterstützen. Ich habe angekündigt, in den kommenden Tagen nach München zu kommen und bin bereit, mich mit dem Präsidium, dem Verwaltungsrat sowie – wenn gewünscht – auch mit den Mitgliedern zu treffen, um einen Konsens zu finden, der für alle Seiten tragfähig ist.
Dabei geht es nicht nur um Inhalte, sondern auch um einen neuen Umgang auf Basis von gegenseitigem Respekt und Kooperation. Und ich wiederhole noch einmal: Wenn es jemanden gibt, der 1860 mehr bieten kann als ich – dann möge er mit einem ernsthaften Vorschlag vor mich treten. Wenn es das Beste für 1860 ist, bin ich jederzeit offen für ein Gespräch.
Mit herzlichen Grüßen
Hasan Ismaik
db24 meint: Hasan Ismaik sagt, er habe sich gegen die frühzeitige Ankündigung des Verkaufs ausgesprochen - warum aber wurde er in der am 5. Juli veröffentlichten Presseerklärung zitiert. Stammen die Zitate nicht von ihm? Es wird immer kurioser.