VON MARCO BLANCO UCLES UND CATHRIN MÜLLER (MIS)

Viel hat nicht zu einem erfolgreichen Debüt gefehlt…

Im ersten Spiel nach der Beurlaubung von Michael Köllner feierte Günther Gorenzel in Oldenburg (2:2) sein Debüt als Interimstrainer der Löwen. Bis zur 90. Minute führte 1860 mit 2:0 bei den Niedersachsen, ehe die unsäglichen Schlusssequenzen im Marschwegstadion folgten - Endstand 2:2. Konsterniert lagen Phillipp Steinhart und Co. anschließend am Boden, konnten nicht fassen, was da eben passiert war.

Soll 1860 mit dem Interimstrainer Günther Gorenzel weitermachen?

Umfrage endete am 20.02.2023 10:00 Uhr
Nein!
79% (2944)
Ja!
21% (796)

Teilnehmer: 3740

So mussten sich Gorenzel und die übrigen Löwen mit einem Punkt begnügen - zu wenig im Aufstiegskampf, in dem 1860 immer mehr zur Randnotiz verfällt. Wir haben den Interimscoach im hohen Norden genauestens beobachtet. Die Details zum Gorenzel-Debüt:

Erfahrung soll es richten: Der 51-Jährige beorderte in Oldenburg zur Überraschung vieler den von Köllner bereits aussortierten Quirin Moll in die Startelf. Kein schlechter Schachzug, Moll lieferte eine solide Vorstellung ab, auch wenn ihm die fehlende Spielpraxis in einigen Aktionen anzumerken war. Gar nicht erst im Kader tauchte stattdessen Marius Wörl auf. Der 18-Jährige Youngster flog nicht mit in den hohen Norden, verlor am Sonntag mit der U19 in der Bundesliga beim FC Ingolstadt mit 1:4. “Wir haben auf eine sehr erfahrene Mannschaft gesetzt. Deswegen war es für Marius Wörl sicherlich eine schwierige Entscheidung. Ich habe mit ihm vor der Abreise ein offenes Gespräch gesucht. Marius gehört die Zukunft!” Auch im Angriff setzte Gorenzel auf Routine, gab Marcel Bär den Vorzug vor Fynn Lakenmacher. Bär blieb lange Zeit unglücklich, beendete jedoch in der 83. Minute seinen Torfluch und rechtfertigte seine Startelf-Nominierung.

Ruhig an der Seitenlinie: Ohne werten zu wollen, welche Art des Coachings nun die bessere ist: Gorenzel gehört zu den ruhigeren Zeitgenossen in der Trainerzunft - im Gegensatz zu Köllner. Für die lautstarken Kommandos waren in Oldenburg eher die Co-Trainer Stefan Reisinger und Franz Hübl zuständig. Auffällig: Wie von Gorenzel bereits geschildert, spricht er sich viel mit seinen Assistenten ab. Häufig steckten die drei Coaches die Köpfe am Seitenrand zusammen, stimmten sich ab.

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Umstellung auf 4-2-3-1 sorgt für mehr Stabilität: 4-1-4-1. In diesem System agierte der Löwe zuletzt unter Köllner. Angesichts der defensiven Schwächen der Achter Raphael Holzhauser und Martin Kobylanski wurde Sechser Tim Rieder häufig in Unterzahlsituationen im Mittelfeld geschickt, die zumeist verloren gingen. Deshalb reagierte Gorenzel, stellte auf 4-2-3-1 um und sorgte mit der Hereinnahme von Moll für mehr Stabilität. Dass Oldenburg bis zur Schlussphase kaum vor den Löwen-Kasten kam, lag auch an der Systemumstellung. Auch wenn noch viel Luft nach oben ist: Die Doppelsechs - in welcher Besetzung auch immer - kann der Löwe in der derzeitigen Situation gut gebrauchen.

Die Auswechslungen machen sich bezahlt: Zwei der drei Joker, die Gorenzel in Oldenburg ins Spiel brachte, stachen sofort: Sieben Minuten nach seiner Hereinnahme traf Erik Tallig traumhaft zur Gästeführung, gehörte auch danach zu den besten Löwen. Lakenmacher war erst wenige Sekunden auf dem Feld, als er mit einem schönen Schlenzer Sebastian Mielitz prüfte. Der VfB-Keeper konnte den Ball nicht festhalten, Bär besorgte das 2:0 - die vermeintliche Vorentscheidung.

Wechselfenster unnötig hergeschenkt: In der hektischen Nachspielzeit hätte den Löwen eine Auswechslung natürlich geholfen. Zum einen um das Oldenburger Powerplay für einige Sekunden zu unterbrechen. Zum anderen, um Zeit von der für die Sechzger laufenden Uhr zu nehmen. Einzig: 1860 durfte nicht mehr wechseln, obwohl Gorenzel erst drei Spieler neu gebracht hatte. Jedes Team hat drei Wechselfenster offen. In der 51. Minute kam Rieder für Tallig, in der 78. Minute Fabian Greilinger für Albion Vrenezi und in der 82. Minute Lakenmacher für Holzhauser. Die Halbzeit ist von der Regelung im Übrigen ausgeschlossen. Heißt: Hätte Gorenzel beim gelb-rot gefährdeten Rieder bereits zur Pause reagiert, hätte der Österreicher in den Schlussminuten erneut wechseln können. So aber waren ihm die Hände gebunden.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Gorenzel auch in Meppen (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) nochmal auf der Bank sitzt. Ob es dann erfolgreicher wird für 1860?