VON OLIVER GRISS, MARCO BLANCO UCLES UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Eigentlich könnte bei 1860 alles so schön sein. Eigentlich. Wären da nicht immer wieder die Störfeuer aus den eigenen Reihen. Zu Beginn des Testkicks am Freitagabend gegen die SV Ried (1:1) wurde von alkoholisierten Nachwuchs-Fans auf der Haupttribüne das Scheichlied gesungen. Zwischendrin standen sie sogar an der Seitenlinie und pöbelten immer wieder - natürlich mit einem Bierbecher in der Hand. Andere Fans hatten kurz nach dem Anpfiff ein Spruchband an der Werbebande zwischen den beiden Trainerbänken befestigt, das bei der Übertragung im Löwen-TV gut zu sehen war. Darauf stand geschrieben: “1860 - Against Sportswashing - Scheiß auf die Scheichs.” Das ist nicht nur eine weitere Spitze gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, sondern auch gegen die vereinbarte Generalprobe am 15. Juli in Saalfelden gegen Premier League-Klub Newcastle United. Der Klub wurde 2021 von einem Konsortium übernommen, das zu 80 Prozent dem Saudi-Arabischen Staatsfond gehört.

Die Löwen werden trotz der Kritik aus dem eigenen Fanlager den Termin wahrnehmen. Trainer Michael Köllner verteidigt das prominente Testspiel auf db24-Anfrage: “Man muss immer ein bisschen aufpassen, eine moralische Diskussion zu führen. Ich finde das schwierig. Man kann bei jedem etwas finden. Wir haben in der Vergangenheit auch nicht alles richtig gemacht - und gegen uns spielen auch noch Mannschaften in der Vorbereitung. Newcastle wurde von einem gekauft, mit dem Geld, was er hat. Ich weiß nicht, ob es uns zusteht, immer die Dinge zu bewerten - vor allem in Zeiten, wo wir ganz andere Themen in Europa haben. Einigkeit sieht anders aus. Ich bin für den Sport verantwortlich - und ich bin froh, dass wir dieses Testspiel bekommen haben.”

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Köllner erklärt das auch: “Wir haben uns in den letzten Jahren immer schwer getan, gute Gegner zu finden. Von dem her bin ich froh, dass ich für den Ernstfall Dritte Liga und DFB-Pokal testen kann.” db24 weiß: Die Löwen blitzten in der Vergangenheit immer wieder bei deutschen und ausländischen Erstligisten ab, wenn’s darum ging, ein Testspiel zu vereinbaren. Die Begründung: Wir suchen stärkere Gegner! Und genau deswegen ist Newcastle United für 1860 ein Glücksfall.