VON OLIVER GRISS

Die Quote der Löwen im Sommer-Transferfenster ist mehr als beachtlich: Die Verpflichtung von Christopher Lannert (23, Verl) wurde am Donnerstag verkündet. Er ist bereits Neuzugang Nummer 6. Und das ist noch nicht das Ende - so viel steht fest. Auch Jesper Verlaat (25, Mannheim) ist weiterhin ein ganz heißes Eisen. Was nicht zu übersehen ist: Bei ihren Einkäufen achteten die Sechzger auch darauf, das sie Spieler verpflichtet haben, die ihnen auch später Rendite bringen können. Ein neuer guter Weg. Es gab schon wesentlich schlechtere Transferperioden an der Grünwalder Straße 114. db24 macht den vorläufigen Kadercheck:

Das Tor: Marco Hiller und Tom Kretzschmar haben in der vergangenen Saison 50 Gegentore geschluckt - das ist deutlich zu viel. Hiller bleibt natürlich die Nummer 1. Auf der Linie und im Eins-gegen-Eins ist der Gröbenzeller überdurchnittlich. Schwächen hat er aber weiter bei Flanken und am Ball. Torwart-Trainer Harry Huber muss in diesem Bereich Extraschichten einlegen. Hiller (25) muss den nächsten Karriere-Fortschritt machen. Sein Vertreter Kretzschmar wird über die Reservistenrolle nicht hinauskommen, auch wenn er bei seinen Einsätzen in der vergangenen Saison stets zuverlässig war. Wer nach dem Abgang von Georg Szekely neue Nummer 3 wird, ist noch offen.

Welche Note geben Sie den bisherigen Transfer-Aktivitäten des TSV 1860?

Umfrage endete am 09.06.2022 20:00 Uhr
Note 2
36% (2320)
Wenn auch noch Jesper Verlaat kommt, dann ist das sehr gut - Note 1
34% (2178)
Note 1
16% (1042)
Note 3
10% (655)
Note 4
2% (108)
Note 6
1% (35)
Note 5
0% (30)

Teilnehmer: 6368

Die Abwehr: Mit Christopher Lannert vom SC Verl kommt ein Dauerbrenner der Liga: Der 23-Jährige hat nur das letzte Saisonspiel der Westfalen verpasst - aufgrund einer Gelbsperre. Der gebürtige Münchner verfügt über eine äußerst starke Physis. Er dürfte bei Michael Köllner auf rechts gesetzt sein, könnte aber im Notfall auch links in der Viererkette eingesetzt werden, sollten die etatmässigen Linksverteidiger Phillipp Steinhart oder Fabian Greilinger schwächeln. Neuer Abwehrchef wird mit ziemlicher Sicherheit Verlaat. Damit würde 1860 vor allem an Persönlichkeit in der Viererkette deutlich zulegen. Spielen die Löwen auch in der nächsten Saison Viererkette, würden sich dann Niki Lang, Semi Belkahia und Leandro Morgalla um einen freien Platz an der Seite von Verlaat streiten. Tragisch ist die Rolle von Marius Willsch. Der Rechtsverteidiger ist seit einem Jahr mehr oder weniger raus - den Start der Vorbereitung verpasst er wohl auch. Schwer wird’s für Kevin Goden, Maxim Gresler und Nathan Wicht, überhaupt in den Spieltagskader zu rutschen.

Das Mittelfeld: Mit Rückkehrer Tim Rieder (Türkgücü) will Michael Köllner die Zentrale absichern und undurchlässiger machen - der frühere Augsburger dürfte als neuer Sechser gesetzt sein. Wer Quirin Moll aber kennt, weiß: Der Ex-Braunschweiger wird um seinen Platz kämpfen. Im offensiven Bereich hat der Löwe in der kommenden Saison viele Variationsmöglichkeiten: Stefan Lex und Albi Vrenezi werden die Flügelzange bilden - Taktgeber im Mittelfeld wird Martin Kobylanski werden. Um den letzten freien Platz werden sich Yannick Deichmann, Erik Tallig und Moll streiten. Abzuwarten bleibt, wie Allzweckwaffe Daniel Wein seine Fußverletzung überwunden hat. Er will zum Start der Vorbereitung jedenfalls wieder auf dem Platz stehen. Meris Skenderovic ist ein flexibler Offensivspieler, der - je nach Spielstand - gut als Joker taugt. Marco Mannhardt und Milos Cocic werden in der nächsten Saison vermutlich in der U21 öfter zu sehen sein, um sich über diesen Weg anzubieten.

Der Angriff: An Drittliga-Torschützenkönig Marcel Bär (21 Saisontreffer) führt kein Weg vorbei - um ihn herum soll eine Aufstiegsmannschaft entstehen. Er ist die zentrale Figur im Sturm. Er wird vor allem von der Technik von Neuzugang Kobylanski profitieren. Beide kennen und schätzen sich aus ihrer gemeinsamen Braunschweiger Zeit. Auf der Bank hat Köllner mit Fynn Lakenmacher (Havelse) endlich eine gute Alternative, der bei einem Systemwechsel ins 4-4-2 auch die zweite Spitze neben Bär spielen könnte. Ein Versuch in der Vorbereitung ist das allemal wert. Auch Meris Skenderovic kann den zweiten Stürmer bei diesem Modell geben. Johann Djayo und Lorenz Knöferl haben angesichts der deutlichen Kaderverbesserung keine Perspektive. Der junge Devin Sür, der aus der erfolgreichen A-Jugend hochgezogen wird, muss sich auch erstmal hinten anstellen.