VON OLIVER GRISS

Dass der DFB nur noch ein Schatten seiner selbst ist, ist hinlänglich bekannt - und das nicht erst seitdem der restlos überforderte Präsident Fritz Keller seinen Vize Dr. Rainer Koch in einer Sitzung mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hat. Dass der Freiburger Wein-Experte dann auch noch an seinem Amt klebt anstatt zurückzutreten, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Der DFB, der sich eigentlich seiner Vorbildfunktion bewusst sein sollte, ist nur noch eine bedauernswerte Witz-Veranstaltung…

Sie werden sich fragen: Was hat das alles mit der Dritten Liga zu tun? Klar, unser Thema ist im Vergleich mit dem aktuellen Machtkampf nur eine klitze-kleine Kleinigkeit, aber warum hat der DFB um Gottes Willen den vorletzten Spieltag, an dem es um die Auf- und Abstiegsfrage geht, zerstückelt?

Immer seit Gründung der Dritten Liga im Jahr 2008 wurden der vorletzte und letzte Spieltag jeweils an einem Tag durchgezogen. Warum jetzt aber nicht? Es ist eine nicht nachvollziehbare und verantwortungslose Premiere unter dem Dachverband des DFB. Das gibt’s nicht mal in der Kreisliga - und zeigt einmal mehr, dass der DFB es nicht verstanden hat, worum es im Fußball eigentlich geht. Der Fairplay-Gedanke wird einfach ausgeblendet. Ein Salami-Spieltag am vorletzten Spieltag? Das ist aus unserer Sicht nur eines: Wettbewerbsverzerrung!

Würden die Entscheidungen im Aufstiegs- und Abstiegskampf schon feststehen, könnte man darüber wegsehen - aber nicht so. Auch 1860 ist betroffen. Am kommenden Samstag können Ingolstadt (in Duisburg), Rostock (in Unterhaching) und Dresden (gegen Türkgücü) theoretisch vorlegen - und somit den TSV 1860, der erst 24 Stunden später das Derby gegen den FC Bayern 2 spielt, psychologisch in eine Drucksituation bringen. Es ist nicht so, dass 1860 im Kopf instabil wäre - im Gegenteil. Aber: Es geht neben dem sportlichen Wettbewerb auch um sehr viel Geld - und deswegen sollten zumindest die Spiele, die über Auf- und Abstieg entscheiden, am vorletzten Spieltag an einem Tag ausgetragen werden.