VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Michael Köllner war nach dem 0:1 in Duisburg vor einigen Wochen so frustriert, dass er seitdem - zum Leidwesen seiner Lebensgefährtin Petra Freitag - nicht mehr zum Rasierer gegriffen hat. Die Folge: 1860 hat nicht mehr verloren und aus fünf Spielen vier Siege eingefahren - und der Bart von Köllner wird immer länger und fülliger.

Die Löwen sind im Flow, während die Konkurrenten immer mehr abschmieren. Platz 4 - nur noch vier Punkte Abstand auf den Relegationsplatz. Wer verliert als Erster die Nerven im Aufstiegskampf? Die db24-Übersicht:

Dynamo Dresden (Platz 1, 59 Punkte): Das jüngste 0:2 beim Letzten Unterhaching hat aufgezeigt, dass die Sachsen trotz eines großartigen Kaders und Etats (9 Millionen Euro!) ihre vermeintlichen PS nicht mehr auf die Straße bringen - hinter vorgehaltener Hand wird längst an Trainer Markus Kauczinksi gezweifelt. Sein Vertrag ist auch noch nicht verlängert worden. Die Mannschaft ist seit 348 Minuten ohne eigenes Tor. Was im Hachinger Sportpark besonders aufgefallen ist: Dynamo ergab sich seinem Schicksal - ohne große Gegenwehr. Wetten, dass in Dresden bald eine öffentliche Trainerdiskussion entsteht?

Hansa Rostock (Platz 2, 58 Punkte): Trotz der 0:2-Pleite im Ostderby gegen Magdeburg führt die Hansa-Kogge weiterhin souverän die Rückrunden-Tabelle der Dritten Liga an. Keine Mannschaft hat fleißiger gepunktet als der ehemalige Ost-Meister. Insgesamt gehen 29 Punkte auf das Rostocker Konto (neun Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage). Am Freitag muss Hansa zum amtierenden Drittliga-Meister FC Bayern 2, der gerade einen Trainer-Wechsel (Demichelis/Schwarz für Seitz) vollzogen hat. Sollte der Tabellenzweite auch im Grünwalder Stadion Punkte liegen lassen, dürfte es auch in Rostock mit der Ruhe erst einmal vorbei sein. Wenig leistungsfördernd dürfte auch die Tatsache sein, dass ein Dutzend Verträge bei Hansa auslaufen.

FC Ingolstadt (Platz 3, 57 Punkte): Nach dem 0:2 in Magdeburg setzte es ein unbefriedigendes 2:2 gegen die Bayern-Amateure. Der späte Gegentreffer in der 93. Minute brachte die Audistädter richtig in Rage. Zeigen die Ingolstädter Nerven - und werden Erinnerungen an das Relegations-Drama gegen Nürnberg aus dem Vorjahr wach? Der FCI will die K.o.-Spiele unbedingt vermeiden, doch am letzten Spieltag kommt 1860 an die Donau. Zum möglichen Showdown. Die Ingolstädter sind allein schon aus finanziellen Gründen zum Aufstieg verdammt.

TSV 1860 (Platz 4, 54 Punkte): Seit der große Druck raus ist und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel angesichts des großen Rückstands vor einigen Wochen ganz offiziell zur “Jagdsaison” ausgerufen hat, flutscht es plölzlich bei den Löwen. Insbesondere Kultstürmer Sascha Mölders läuft zu großer Form auf (zwei Doppelpacks in den letzten beiden Spielen). Der 36-Jährige reißt mit seiner Art, den Fußball auf seine Weise zu interpretieren, alle mit. Das große Plus ist in dieser Saison die Geschlossenheit - und die gesicherte Zukunft der aktuellen Stammkräfte. “Das ist auf jeden Fall ein Vorteil”, sagte Trainer Michael Köllner zuletzt. Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik träumt noch stärker vom Giesinger Wunder, das 1860 wieder große Spiele gegen noch größere Namen (Schalke, Nürnberg) bescheren könnte.