VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Als der glücklose Schiedsrichter Patrick Hanslbauer das Münchner Derby zwischen 1860 und Türkgücü (2:2) am vergangenen Samstag abpfiff, konnte man Interessantes beobachten: Die Gäste-Spieler waren auf dem Spielfeld zusammengekommen und bauten sich gemeinsam vor der Haupttribüne auf, um vom erlesenen Kreis um Präsident Hasan Kivran & Co. Applaus zu bekommen - für eine Leistung, die auch bei den Löwen Respekt verschafft haben dürfte. Während 1860 in Unterzahl (Dennis Dressel sah in der 59. Minute Rot) in diesem pricklenden Derby vor allem mit Herzblut-Fußball überzeugte, konnten der Migranten-Klub in Sachen Technik und Speed deutliche Pluspunkte sammeln.

Der Klub aus der Heinrich-Wieland-Straße, der vor drei Jahren noch in der Landesliga spielte, ist längst angekommen in der Dritten Liga. Für Türkgücü soll diese Spielklasse allerdings nur eine Durchgangsstation sein. Man wisse, dass das Geldverdienen, erst in der Zweiten Liga beginnt. Aus dem Umfeld des Aufsteigers ist zu hören, dass man in der Winterpause notfalls noch einmal nachrüsten werde, wenn die realistische Aussicht auf den Durchmarsch besteht. Überholen in der Tabelle könnte Türkgücü den TSV 1860 schon am Mittwoch - mit einem Auswärtssieg in Rostock (19 Uhr).

Mittelfristig Platz 2 im Münchner Fußball hinter dem FC Bayern belegen - das ist das erklärte Ziel, wovon Türkgücü träumt. Am Samstag ist dieser Versuch erst einmal gescheitert, die Löwen hielten dem Druck stand und lieferten eines ihrer besten Spiele in dieser Saison ab. TG-Geschäftsführer Max Kothny relativierte gegenüber dem “BR” seine vor einigen Wochen getätigten Aussagen auch etwas und erklärte, was die beiden Klub noch unterscheidet: “Wir schauen, wo wir infrastrukturell wachsen können und wir vielleicht irgendwann auch mal so ein Standing haben wie ein so großer Verein wie 1860. Uns fehlen knapp 20.000 Mitglieder im e.V., uns fehlen viele Fans, die Geisterdauerkarten kaufen. Der finale Funke muss noch auf die Leute überspringen - und unsere Fankultur muss noch wachsen.”