VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau - und hätte 1860-Kapitän Sascha Mölders (35) nicht Ivonne an seiner Seite, hätten die Löwen in den letzten zweieinhalb Jahren womöglich eine ganz andere Entwicklung genommen. Das db24-Interview mit Ivonne Mölders, die für ihre direkte Art bekannt ist:

db24: Frau Mölders, Ihr Mann ist schon wieder auf Kurs: Vier Tore in den ersten sieben Saisonspielen - und ganz viel Präsenz. Sein für einen Fußballprofi durchaus hohes Alter von 35 scheint Sascha nicht zu stoppen. Die Folge: 1860 ist u.a. dank der Mölders-Tore Tabellenführer der Dritten Liga. Verraten Sie uns das Erfolgsgeheimnis Ihres Mannes?

IVONNE MÖLDERS: Wenn Sascha zum Beispiel hört, er sei zu alt, zu dick, zu langsam - dann ist das seine besondere Portion Motivation. Ihn spornt es auch an, wenn ihn die gegnerischen Fans beleidigen, ihn auspfeifen. Es gibt ihm den Kick. Auch seine neue Rolle bei 1860, die jungen Spieler zu führen, erfühlt ihn mit großem Stolz. Er sieht das als Verantwortung. Wenn ich durch die Bildergalerien der 1860-Trainingseinheiten klicke, sehe ich: Er lacht in jedem Training. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Schwabl ist ein Ehrenmann

db24: Beim 2:0-Triumph zuletzt in Unterhaching saßen Sie das erste Mal seit Monaten wieder auf der Tribüne - wie wir wissen: Sascha beflügelt Ihre Anwesenheit bei Spielen. Aber Hand aufs Herz: Wie kamen Sie eigentlich an die Eintrittskarte?

Es gab ja regulär keine Eintrittskarten zu kaufen, aber Manni Schwabl hatte mir im Vorfeld versprochen, dass ich das Spiel anschauen darf. Das rechne ich ihm hoch an. Er weiß, dass ich vor dem TV wie ein Schloßhund leide. Für ihn gilt: Ein Mann, ein Wort. Dafür, dass dieses Derby in Unterhaching wahrscheinlich das einzige Spiel in der Vorrunde war, das ich sehen durfte, bin ich ihm unglaublich dankbar. Schwabl ist ein Ehrenmann. Ich glaube aber, dass mich der Manni jetzt so schnell nicht mehr einlädt (lacht).

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db24: Nach dem für Montag angekündigten Lockdown werden vermutlich auch beim DFB wieder schärfere Spielregeln in Kraft treten. Wie schwer ist es für Sie, auf den Stadionbesuch zu verzichten??

Noch schärfere Regeln? Wir hatten bei 1860 bis jetzt noch keinen einzigen Fan im Stadion - und damit aus sportlicher Sicht einen Wettbewerbsnachteil. Aber das ist das eine, das andere: Für mich ist es wirklich ganz schlimm, nicht ins Stadion gehen zu dürfen.

Warum?

Wir leben für den Fußball. Unser ganzes Familienleben ist darauf ausgelegt, zum Fußball zu gehen. Ich habe kaum Freunde außerhalb des Fußballs, dementsprechend leben wir in einer Parallelwelt. Seit sieben Monaten unterhalte ich mich eigentlich nur mit unseren Kindern und den Hunden (lacht). Und was viele nicht sehen: Ich muss ja aufgrund des Hygienekonzepts des DFB zu Hause bleiben, damit der Mann nicht krank wird. Wir halten uns an die Spielregeln.

Wer ist der beste Löwen-Stürmer seit dem Bundesliga-Abstieg 2004?

Umfrage endete am 11.11.2020 08:00 Uhr
Sascha Mölders
38% (1672)
Benny Lauth
21% (915)
Kevin Volland
20% (873)
Paul Agostino
9% (387)
Berkant Göktan
6% (242)
Stefan Lex
2% (69)
Ivica Olic
1% (63)
Rubin Okotie
1% (57)
Michal Kolomaznik
1% (27)
Antonio di Salvo
0% (17)
Markus Ziereis
0% (14)
Djordje Rakic
0% (14)
Nico Karger
0% (11)

Teilnehmer: 4361

db24: Können Sie das konkretisieren?

Wir ordnen 1860 alles unter. Wir als Familie müssen unser Leben komplett einschränken, auf viel verzichten. Wir müssen Listen führen und aufschreiben, wo wir einkaufen oder mit wem wir sprechen. Unsere Kinder dürfen nicht mit anderen Kindern spielen. Sozusagen befinden wir uns seit März quasi in einer auferlegten Selbstquarantäne…

db24: Kein Kontakt zur Außenwelt?

Eigentlich nicht. Wenn wir uns mit Freunden treffen, dann nur mit getesteten Fußballern wie Aaron Berzel oder Alessandro Abruscia. Es gibt ja immer viel zu diskutieren (lacht).

db24: Im Sommer sagte Ihr Mann bei der Vertragsverlängerung, er habe sich für die Liebe statt für das Geld entschieden. Würden Sie das so bestätigen?

Ja, auf jeden Fall. Wenn Sascha nicht auf sein Herz, sondern auf den Kopf gehört hätte - was in dieser schweren Zeit eigentlich alles andere als verwerflich ist - dann wäre er woanders gelandet. Mit 35 Jahren teilweise bessere Angebote, als vor zwei Jahren zu bekommen, ist schon ehrenhaft. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt - und er weiß auch heute noch: Ja, es war die richtige Entscheidung.

Aktuell macht’s Sascha richtig Spaß

db24: Am 20. März 2021 wird Sascha Mölders 36 Jahre alt. Ist dann im Sommer Schluß oder trauen Sie ihm ein weiteres Jahr im Profifußball zu?

Ich traue ihm noch einiges zu. Aktuell macht’s ihm richtig Spaß. Ich denke, das sieht man auch. Es ist ja nicht so, dass er gesagt hat, er macht 2021 Schluss, weil es nicht mehr geht. Schluss machen bedeutet für Sascha nur, dass er dann noch ein paar Jahre in der Regionalliga als Spielertrainer mitmischen will, bis er nicht mehr laufen kann. Aufhören wird er niemals. Dazu liebt er den Fußball viel zu sehr. Am Ende kommt ganz sicher die Kreisliga…(lacht).

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db24: Schauen Sie dann auch zu?

Natürlich - ich freu mich drauf!

db24: Aber 1860 ohne Mölders geht doch eigentlich nicht. Typen wie er gehören bei den Löwen nach der Karriere eingebunden…

Als was sollte Sascha eingebunden werden? Am Schreibtisch? Niemals! Seine Zukunft liegt auf dem Platz, an der Seitenlinie. Er arbeitet seit Jahren leidenschaftlich als Trainer.

db24: Wie schlägt er sich als Trainer?

Wunderbar! In seinen 15 Jahren als Profi hat er sich ja von einigen Trainern was abschauen können. Wenn ich ihm eine Übung aus einem Lehrbuch vorschlage, sagt er: “Nein, wir machen das so, wie wir es für unsere Jungs des SV Mering brauchen - und nicht anders.” Sascha wird sich nie in die Kategorie “Lapttoptrainer” einreihen können. Er macht das aus ganzem Herzen.