VON OLIVER GRISS

Haben Sie Günther Gorenzel schon einmal Lachen gesehen? Nein? Dann müssen Sie sich die Bilder vom Derby-Triumph in Unterhaching unbedingt noch einmal reinziehen. Als Michael Köllner mit der Mannschaft nach dem 2:0 am Montagabend im Mittelkreis stand und euphorisch “Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey…” schrie, huschte Gorenzel inmitten der Meute so etwas wie ein kurzes Lächeln über die Wangen.

Der beste Löwen-Start seit 13 Jahren schüttet bei 1860 neue Glückshormone aus. Ergo: Köllner schenkt den Löwen wieder das Lachen.

Der Oberpfälzer versprüht bei 1860 einen Optimismus und eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft - ein Zustand, den es lange an der Grünwalder Straße nicht mehr gab. Seit Werner Lorant hat das kein externer Trainer, der vorher keinen Stallgeruch hatte, geschafft. Das ist eine große Leistung im durchaus schwierigen Löwen-Umfeld. Man kann nur hoffen, dass die anderen Bereiche bei 1860 mit Köllners vorgelegtem Tempo mithalten können.

Die Sechziger sind nach dem siebten Spieltag wieder Tabellenführer der Dritten Liga: Alles kein Zufall, sondern das Produkt akribischer und intensiver Arbeit. Natürlich ist alles nur eine Momentaufnahme, aber freilich eine schöne, die nie enden sollte.

Endlich erlebt der TSV 1860 auch einmal die Sonnenseiten des Fußballs - und davon gab’s in den 16 Jahren wahrlich nicht allzu viele Highlights, klammert man mal die Tingeltour über die bayerischen Dörfer in der Regionalliga inklusive Relegations-Wahnsinn gegen Saarbrücken aus.

Doch auch Köllner weiß: Nur, wenn sein engerer Spielerkreis von größeren Verletzungsmiseren verschont bleibt, kann er 1860 auf diesem sportlichen Niveau halten. Läuft alles glatt, kann eigentlich nur Corona die Löwen stoppen.

Oliver Griss (49) berichtet seit 31 Jahren über den deutschen Traditionsklub TSV 1860 - und hat in dieser Zeit 30 (!) Cheftrainer von der 1. bis zur 4. Liga an der Grünwalder Straße 114 gesehen.