VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Roman Wöll (65) gehört zu den Allesfahrern beim TSV 1860. Er saugt mit seinen Freunden alles auf, was sich bei den Löwen bewegt. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie leidet der gebürtige Münchner schwer - und das liegt nicht am Nichtaufstieg seiner Löwen oder der Zerrissenheit innerhalb der eigenen Fans. “Man hört nichts! Man sieht nichts! Man erfährt nichts!”, erklärt ein verstimmter Wöll gegenüber db24: “Wie soll man als Fan das Interesse beibehalten, wenn der TSV 1860 uns nicht an der Mannschaft teilhaben lässt? Mir geht es nur um den Sport! Das ist alles frustrierend. Die aktuelle Informationspolitik gefällt mir nicht. Zu harten Bayernliga-Zeiten wurde mehr über unseren Verein berichtet als jetzt. Es gibt Tage, da steht in den Zeitungen gar nichts über 1860 drin. Wir müssen aufpassen!”

Der Verein baut in Corona-Zeiten weiterhin auf das Verständnis der Fans, dass sie beim Trainingsauftakt in der kommenden Woche nicht als Zaungäste dabei sein dürfen. “Ich kann das nicht ganz nachvollziehen”, sagt Wöll, der am Dienstag trotzdem das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 ansteuern will, auch um den talentierten Neuzugang Erik Tallig (er kam ablösefrei aus Chemnitz) wenigstens auf dem Parkplatz bestaunen zu können: “Man kann nicht auf der einen Seite die Leute zum Ticket- und Trikotkauf animieren und uns auf der anderen Seite nicht an unserer Mannschaft teilhaben lassen. Die Gefahr ist riesengroß, dass man sich ein bisschen entfremdet. Bei mir geht das noch, aber ich habe Freunde, da setzt langsam die Gleichgültigkeit ein…”

In seiner Presseerklärung schrieb der Drittligist am Sonntagvormittag: “Wir müssen unsere Fans um Verständnis bitten, dass wir weiterhin keine Besucher auf unseren Trainingsplätzen und den von der Mannschaft genutzten Bereichen zulassen können. Das Löwenstüberl und der Fanshop haben wie gewohnt geöffnet.” Doch wird man sich dann auch an die Corona-Spielregeln halten müssen. Dass auf den Biertischen getanzt wird - wie am Sonntag beim Kulturprogramm von Löwenstüberl-Wirt Benedikt Lankes - dürfte dann definitiv ausgeschlossen sein.