VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Michael Köllner ist aufstiegserprobt. Mit dem 1. FC Nürnberg ist er im Jahr 2018 in die Bundesliga aufgestiegen - Monate später wurde der Oberpfälzer beurlaubt. Jetzt könnte der 50-Jährige mit dem TSV 1860 ausgerechnet in der Relegation auf den Club treffen - vorausgesetzt der Fußballgott hilft am Samstag ein wenig mit. Das zweiseitige db24-Interview mit Erfolgstrainer Köllner:

db24: Herr Köllner, der Mittwoch war mit dem 4:2 in Großaspach und den Ergebnissen auf den anderen Plätzen ein Wechselbad der Gefühle, oder?

MICHAEL KÖLLNER: Man merkt die englischen Wochen, die zehren natürlich. Es geht auf und ab. Leider ist momentan kein Oktoberfest in der Stadt, aber ich habe mich am Mittwoch ein klein wenig in der Achterbahn gefühlt. Es ging rauf und runter. Man muss aber trotzdem positiv bleiben. Wir können gleich 3:0 führen, dann wäre das Thema durch gewesen. Dann kriegen wir ein blödes Tor, dann sind wir völlig weg und könnten sogar 1:3 hintenliegen. Dann wäre das Spiel kaum mehr zu drehen gewesen. Und dann haben wir vor der Pause noch das 2:2 geschafft. In der zweiten Hälfte haben wir dann gut gewechselt…

db24: Efkan Bekiroglu hat mit zwei Geniestreichen das Spiel gedreht…

(lacht): Nachdem er am Samstag nichts gedreht hat, auch wenn das die ein oder andere Zeitung anders gesehen hat. Heute war’s gut, dass wir von der Bank solche Qualität bringen konnten. Am Ende hatten wir das erreicht, was wir wollten. Normalerweise bricht eine Mannschaft weg, wenn sie 0:1 hinten liegt - aber Großaspach hat fantastish gekämpft. Da muss ich den Hut ziehen. Aber wir wollten die drei Punkte holen und haben auf die anderen gehofft.

db24: Und jetzt gibt’s ein Endspiel gegen Ingolstadt.

Wer mir zugehört hat, ich habe immer daran geglaubt. Wir haben gewusst, wir können mit dabei sein. Das habe ich der Mannschaft immer wieder gesagt, sie soll nichts glauben, was andere sagen. Im Fußball passieren die tollsten Dinge.

db24: Ärgern Sie sich jetzt ein bisschen, dass man zum Beispiel in Köln abgeschenkt hat?

Nein, weil das zu diesem Zeitpunkt eine verdiente Niederlage war. Wenn ich mich über Köln ärgere, muss ich mich über den Sieg in Großaspach 1000mal freuen. Wir hätten dort auch verlieren können. Man muss realistisch bleiben. Wir sind mit dem Bus nach Großaspach angereist. Dreieinhalb Stunden im Bus - das waren die Spieler auch nicht mehr gewohnt. Deswegen sind wir alle glücklich, dass wir jetzt in dieser Position sind. Uns hätte vor der Saison keiner 58 Punkte zugetraut - und dass wir im Finish dabei sind, auch wenn’s verrückt. Es sind Mannschaften hinter uns, die deutlich besser eingestuft wurden.

db24: Werden Sie noch mit den Hachingern telefonieren, um Schützenhilfe anzufragen?

Nein! Ich gehe davon aus, dass jeder Verein - wie Bayern 2 - Sportsgeist hat. Wir hätten auch schon vor ein paar Wochen hinschmeißen können, aber als Sportler sind wir froh, dass wir überhaupt spielen können, deswegen sollte man das auch genießen - auch wenn das natürlich alles ohne Zuschauer nicht toll ist.