VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Den 9. Juni sollten sich alle Löwen-Fans im Kalender dunkelblau anstreichen, denn es kommt zu einer Vorentscheidung in der Zukunftsfrage des TSV 1860: An diesem Tag können die Löwen beim Auswärtsspiel in Düsseldorf gegen den KFC Uerdingen (19 Uhr, db24-Ticker) nicht nur eine Reaktion auf das 1:2 gegen Würzburg zeigen und sich im günstigsten Fall im Aufstiegskampf zurückmelden, sondern nach “AZ”-Informationen tagt gleichzeitig auch der Beirat des TSV 1860 - auf der Tagesordnung: Die Bestellung des kaufmännischen Geschäftsführers.

Für den e.V. sitzen Präsident Robert Reisinger und Verwaltungsrat Robert von Bennigsen in diesem Gremium - für die Investorenseite VW-Aufsichtsrat Saki Stimoniaris und Ismaiks Finanzchef Andrew Livingston. Wenn man Reisinger und Stimoniaris am Samstagnachmittag bei der 1:2-Pleite gegen Würzburg auf der Haupttribüne im Grünwalder Stadion beobachtet hat, spürt man: Es wird keine einvernehmliche Lösung geben - der e.V. wird mit ziemlicher Sicherheit wieder verstärkt auf Konfrontation zur Ismaik-Seite gehen. Das Verhältnis zwischen Reisinger und Stimoniaris ist kälter als eine erfrischende Cola aus einer Kühlbox - und das liegt nicht an Stimoniaris. Reisinger will sich seine Gesprächspartner selbst aussuchen.

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Dabei hatte Reisinger noch vor einigen Wochen gegenüber seinem Hausblatt, dem “Wochenanzeiger”, verkündet: “Die Gesellschafter stellen Scharolds Nachfolge wie angekündigt gemeinsam vor. Dazu bedarf es noch einer internen Abstimmung in den Gremien… Wir als Verein haben mit einer Reihe von Bewerbern gesprochen. Es wird eine hochqualifizierte und erfahrene Fachkraft für den kaufmännischen Bereich kommen – soviel steht fest.”

Wird 1860 mit Robert Reisinger als Präsident wieder eine gute Zukunft haben?

Umfrage endete am 21.06.2020 10:00 Uhr
Nein, niemals!
84% (6384)
Ja, selbstverständlich!
16% (1256)

Teilnehmer: 7640

Die hochqualifizierte Kraft ist nach Reisingers Ansicht ein Manager aus der Fünften Liga: Nicolai Pfeifer von den Stuttgarter Kickers. Der 39-jährige Schwabe hat zuvor auch für Nike und Hummel gearbeitet. Obwohl der TSV 1860 mitten in der Coronal-Krise ist und trotz Millionen-Einnahmen durch die Weiterverkäufe von Julian Weigl, Marin Pongracic und Felix Uduokhai die Kassen für den Sport mal wieder leer sind, will man sich offenbar nicht bewegen, damit beide Seiten mit einer Entscheidung leben können und der Verein gut aufgestellt ist. Zumal die Ismaik-Seite in den Gesprächen am Dienstag mit Sicherheit darauf hinweisen wird, dass die letzten beiden e.V.-Entscheidungen mit 50+1 (Markus Fauser und Michael Scharold) alles andere als glücklich waren: Fauser soll laut Ismaiks Aussagen in wenigen Monaten zu Regionalliga-Zeiten 600.000 Euro (!) verdient haben. Zudem hat der Stuttgarter die Löwen ohne Rückfahrtschein aus der Allianz Arena gebracht, den von Fauser ausgehandelten Grünwalder-Vertrag (rund 1,5 Millionen inklusive VIP-Alm) musste Nachfolger Michael Scharold mit der Stadt nachverhandeln. Unter dem Bad Endorfer hat sich 1860 auf dem finanziellen Sektor auch nicht weiter entwickelt - in der letzten Sommer-Transferperiode mussten Externe und der damalige Daniel Bierofka (er flog zu Ismaik nach Abu Dhabi) helfen, damit 1860 den Kader überhaupt drittliga-tauglich machen konnte. Auch Michael Köllner, der neue Trainer, dürfte inzwischen merken, dass er bei keinem normalen Fußball-Verein gelandet ist…