VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Anthony Power steht an der Tür des proppevollen Presseraums und lauscht den Ausführungen des neuen Löwen-Trainers Michael Köllner (49) und tippt dabei immer wieder in sein Handy - was er seinem Chef Hasan Ismaik von der Präsentation des Nürnberger Aufstiegstrainers übermittelt hat, ist nicht überliefert. Aber Powers erstes Fazit dürfte positiv ausfallen, denn Köllner hat sich in seiner fast einstündigen Vorstellung äußerst sympathisch und professionell verkauft. “Ich hatte das Gefühl, der Verein hat richtig Bock auf mich”, erklärte Köllner, während Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel bei diesem Satz nickt.

Köllner will den TSV 1860 kennenlernen, sich aber nicht mit der schweren jüngeren Vergangenheit auseinandersetzen. “Mich interessiert weniger, was bei Sechzig schief gelaufen ist. Ich will wissen, was Sechzig ausmacht.” Und Köllner erklärt auch, dass die Unterschrift bei den Löwen für ihn kein Schnellschuss war: “Ich habe schon mein Hirn eingeschaltet…Ich mache nur Sachen im Leben, auf die ich richtig Bock habe. 1860 ist ein Geschenk für mich.”

Es gibt leichtere Aufgaben an der Grünwalder Straße, 1860-Idol Daniel Bierofka beerben zu müssen. Der Ex-Nationalspieler war bei 99 Prozent der Fans sehr beliebt - nur eben bei einer kleinen Gruppe nicht, die immer wieder gegen Bierofka ganz gezielt stichelte. Vor allem der “monatliche Gehaltsscheck” Bierofkas sei immer wieder das zentrale Thema gewesen. Neid ist schon immer ein großer Faktor an der Grünwalder Straße gewesen. Das Gehalt war für die Leistung Bierofkas, der nicht nur Trainer, sondern auch oberster Repräsentant des Klubs war, auch angemessen. Bierofka konnte den Tiger reiten - und genau das wurde ihm zum Verhängnis…

Und Köllner schickte am Montag auch noch ein Lob an die Hinterlassenschaft Bierofkas: “Die größte Stärke dieser Mannschaft ist ihr Charakter, ihre Mentalität, ihre Leidenschaft. Das sind Stärken, die auch ich als Trainer gerne habe. In Halle hat sie ein Statement abgegeben.” Wie er den Löwen künftig seine Werte vorleben wolle? Köllner antwortete mit einem Spruch aus seiner oberpfälzischen Heimat: “Wie der Herr, so’s Gescherr.”

Vier Faktoren seien für Köllner ausschlaggebend, um Erfolg zu haben: “Respekt, Arbeit, Demut und Liebe zum Fußball.” Der Fußballlehrer macht den Fans Hoffnung, auch wenn dieser Satz nicht ganz ernst gemeint war: “Wenn wir die nächsten fünf Spiele gewinnen, sind wir Dritter. Dann können wir sagen: In der Rückrunde rocken wir das Ding…” Ein bisschen träumen soll ja auch erlaubt sein.

Willkommen in der Höhle der Löwen, Michael Köllner!